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Kategorie: Zeitgeschehen

China No Extradition‚Olympia‘ ist vom Westen dominiert – wo aber bleibt die asiatische Weisheit im Sport und die Coolness im Nichtvergleichen innerhalb sportlicher Disziplinen und zwischen Staaten?

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nicht nur Chinas servile Haltung in Sportangelegenheiten ist offenkundig, auch seine und Asiens Eigenheit gehen dabei flöten. Und das, weil etwas wie das Kaninchen vor dem großen Feind erstarrt. Nur der Hongkonger Feind aus dem Refugium westlicher Freiheit muss ausgeliefert werden.

Es müsste asiatische Spiele geben, die nicht olympisch genannt zu werden brauchen und auch nicht so genannt werden sollten, weil das klassisch Olympische von Immer-höher. Weiter, Größer getrieben ist. Das spielte sich unter dem Götterhimmel der Griechen und Römer ab, diente aber auch kultiviert-pfleglichen Beziehungen im Rahmen eines heiteren Kults der Götterwelt. Das daraus folgende westliche Modell ist jedoch vom Rigorismus der Grenzenlosigkeit geprägt.

Asien und Europa waren einmal grundverschieden. Denn eigentlich ist Asien seit ältester Zeit von Sanftheit und Weisheit inspiriert. Komisch, dass das alte China und das so weite Russland sich nicht auf sich selbst zu besinnen vermögen, um dem westlichen Modell auch mal Absage zu erteilen. Stattdessen konzentrieren sie sich immer mehr noch auf das beschränkte eigene despotische Herkommen in der Frage etwa der politischen Teilung der Gewalten. Wie seltsam ist denn das wohl?

Asien hat verdrängte Potentiale aufzuweisen

Schopenhauer sprach von den „hochgebildeten asiatischen Völkern älterer und neuerer Zeit“. Er verfügte über deren Sprachen und hat ihre uralten Texte gelesen. Das war die Errungenschaften der europäischen Romantik inmitten des längst entstandenen Maschinenunwesens. Schopenhauers Wertschätzung der asiatischen Kulturen nimmt Kurs auf eine Vermittlung von östlicher und westlicher Weisheit, wobei allerdings der Despotismus, der im Westen im Kapital sich fortsetzte, im Osten nun noch immer oft durch eine brutale Einmannherrschaft gekennzeichnet ist, die - mit Ernst Bloch gesagt -- so etwas wie eine geschichtliche Eierschale darstellt, die längst abgeworfen gehört hätte. Hat jemand schon mal was von der Ein-Frau-Herrschaft vernommen?

Kürzlich ward die Yoga-Lehrerin befragt, warum es denn keine asiatischen Spiele in Konkurrenz zu den vom Westen dominierten gibt. Ihre Auskunft lautete: In Yoga wird nicht verglichen. So auch nicht in energetischen Bewegungsübungen des Ostens oder einem meditativen Thai Chi und diesem verwandten Disziplinen. Vergleichen ist im Yoga also No-Go, etwas, das ihm äußerlich ist. Gelernt voneinander kann aber schon werden, nur steht das nicht unter der Vorherrschaft des westlich-kapitalistischen Konkurrenzmechanismus‘.

Die Natur ist das ganz Andere

Das westliche Modell hat Auswirkungen auf das Verhältnis zur Natur. Es hat sich in die rücksichtsloseste Naturbeherrschung anverwandelt. Nach einem Wort von Descartes könne sich die Menschheit immer mehr zum Herrn und Meister der Natur machen. In ihrer Zerstörung der Natur paart sich diese undedingte Herrschaft mit Menschenfeindlichkeit. Und weiter noch hat sie sich auch in die Verachtung der Tierheit gesteigert, Abgesehen von den ‚Pets‘, den tierischen Lieblingen des Hauses, die als Ersatzbefriedigung und Kompensation für lang Erlittenes und Entgangenes herhalten müssen. Die rigide Naturbeherrschung und der grenzenlose Fortschrittsglaube, gepaart mit unbedingtem Unterwerfungswillen im Verhältnis zur Natur, zu der auch die eigene menschliche zählt und einer immer riskanteren Technologie, haben sich so etwas wie Todsünden und Sargnägel des westlichen Lebensmodelles etabliert.

Treffend illustriert wird das durch die Fitnesscenter. Der Mensch will der Maschine gleichen, an der er sich kasteit. Das Maschinenmodell ist die Heilige Messe der Moderne. Hierzu gibt es vielsagende Aufnahmen von Kameras, mit denen Fitnesscenter aufgesucht wurden. Das unfreiwillige Programm lautet: 'Aufgegeilt und unbefriedigt' (Gero Gemballa). Henning Burke hat das in den Neunzigern im HR-Fernsehen ähnlich kommuniziert. In diesen Bildern scheinen Heilige Messe und Kommunion zusammenzufallen. Der verflachte HR zeigt solches nicht mehr. Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule hat genau das Moment der mechanistischen Moderne einschneidend kritisiert. Die Naturbeherrschung wurde zum Terror gegen die menschliche und außermenschliche Natur.

Seltsam, dass die alten und neuen Despotien (Russland und China) das westliche Modell nachäffen. Sie zeigen damit, dass sie etwas nicht gerafft haben und lassen sich lieber auf das Hamsterrad, den neo-stalinistischen Kasernenhof, die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und ggf. auf die Kriegslist ein, statt sich mal zu besinnen. Höher, schneller, weiter, mit Megahochbauten, Autoplage, Immobilien-Hype und Trips in den Orbit, die das Militär so liebt. Dabei müsste vor lauter Selbstverlust und Selbstvergessenheit geradezu auch mal gestöhnt und gewedelt werden. So leiden in gewissem Sinn beide Welthälften am Verlust eines Höheren und Erhabenen, das zumindest fühlbar, wenn nicht gar denkbar ist.

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