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Kategorie: Zeitgeschehen

Ukraine warEine Zuschreibung nach Rudi Dutschke, Karl August Wittvogel und Leo Kofler
 
Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mit seiner schrägen Orientierung ist Putin der verbrecherische postsowjetische Politruk im hohen Amt. Nicht nur gegen die Ukraine (sein besonderer Feind), wie nun sich erwiesen hat, sondern auch im Verhältnis zum eigenen Land und seinen devot gestrickten Untertanen, der Herr Machtmensch.


Abgesehen von Netz-Aktiven, die sich unabhängig informieren, sich ihrer gegenseitig versichern und sich auflehnen (Großes Danke!). Seine Auftritte lassen merklich einen gravierenden Minderwertigkeitskomplex durchscheinen. So einer kann gefährlich werden!

Tragischerweise vermag er partout nicht zur Aufklärung Europas gehören zu wollen. Die Ukraine hingegen aber sehr, weil sie diesseits einer nicht optisch ausmachbaren Grenze siedelt. Hitler und Putin sind verbunden in Faschismus und antiquierter russischer Despotie (das macht den kleinen Unterschied).

Die Ukraine war schon immer das Land, an dem herumgezerrt wurde. Mit all seinen Komplexen muss Putin nun an dieser sich ausleben. Geht nicht anders. Seine asiatisch-despotische Sozialisierung scheint ihn gebrochen zu haben und er begreift diesen Makel, der keine Schuld zeugt, einfach nicht.

So wurde ihm Brutalität zur persönlichen Tragödie. Diese Reaktionsweise erscheint als Ausbund eines totalen Kontrollzwangs aufs Fremde und Andere hin. Vielfalt ist gottseibeiuns. Max Horkheimer musste dieser extreme Zug des „Ostbereichs“ als ein fataler Endzustand einer gesellschaftlich rückständigen Hemisphäre erscheinen.
Für diese hiermit nur angerissene Situation verwendete Rudi Dutschke die Kategorie „Asiatische Despotie“ in seiner Doktorarbeit „Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen“ (1974). Der Ausdruck darf auch mit der ‚Orientalischen‘ Despotie in einen engeren Bezug gebracht werden.


Putin möchte sein Unterdrückungssystem zementieren und globalisieren

Wie auch China seins. Unsere Politik ist naiv im Hinblick auf die wahren Absichten dieser Cliquen verschworener Gewalttäter im Kreml und im Land des Lächelns. Demonstrationen gegen diese sollten nicht zu läppischen ‚Friedensdemonstrationen‘ gemacht werden, sondern Protestdemonstrationen gegen hochgradig gefährliche Leute sein.

Näher: Die Kategorie der orientalischen Despotie wurde von Karl August Wittvogel wiederbelebt, ging aber bereits auf Aristoteles und Montesquieu zurück und wurde von dort kommend in der marxistischen Gesellschaftstheorie wiederaufgelegt.

Die orientalische Despotie tritt als Regierungssystem auf, das von einer allmächtigen Staatsbürokratie im Griff gehalten wird. In den diesem Zustand entsprechenden Gesellschaften herrscht politisches Ungleichgewicht, so dass politische Freiheiten sich unter den gegebenen Umständen unglücklicherweise nicht etablieren können.

Landschaftlich ist die Orientalische Despotie in trockenen Gegenden zu verorten, die aber als latent fruchtbar gelten. Hierauf gründend bildeten sich sog. „hydraulische Gesellschaften“. Die Herstellung von Systemen der Bewässerung wurde durch Fronarbeit geleistet. Hieraus bildete sich eine herrschende Schicht, die Ländern eine fähige, aber sehr repressive Verwaltung aufzwang (die sich gehalten hat).


Putin macht alte Fässer wieder auf

Mit Zurück in die Zarenzeit, eine Reichszeit. So in seiner Rede in München 2002 angedeutet. Der Historiker Andreas Rödder hat uns das grausame Spiel um die Ukraine, das sich schon über viele Jahrzehnte abspielt, in einem Einspieler der ARD zwischen Berichten aus der Ukraine übermittelt. So lohnen sich die vielen Stunden am TV dann eben doch. Der Westen hat Putin unterschätzt, nicht für voll genommen. Er bekam 2002 sogar stehenden Beifall von den älteren Herren, die da vor ihm saßen. Die haben nichts kapiert und ihm gehuldigt. Wegen eines Russland-Komplexes (nach Karl Schlögel). Vereinzelt werden die so monotonen wie abstrusen geschichts-philosophischen Einlassungen von Botox-Putin im TV übersendet.


Die Geschichte der Ukraine

Andreas Rödder von der Uni Mainz lehrt uns Schreckliches: Die Ukraine, deren Geschichte sei kompliziert. Ukraine bedeute ‚Grenzland‘. Es gab vielfach Ansprüche anderer Staaten und Reiche auf diese. Diese Aufzählung ist lang: Es beginne mit dem polnisch-litauischen Reich der frühen Neuzeit. Im 17. Jahrhundert ist die Ukraine teilweise zum russischen Zarenreich gekommen und sie ist dann, wie auch Polen, Teil der polnischen Teilung gewesen und wurde auch Teil Galiziens. Die heutige westliche Ukraine hat zum Habsburgerreich gehört. Nach dem 1. Weltkrieg hat es kurzzeitig eine unabhängige und eigenständige Ukraine gegeben. Die aber sofort auch wieder in die Kriege nach dem 1. Weltkrieg „geraten“ ist, in den polnisch-ukrainischen Krieg, sowie in den polnisch-sowjetischen Krieg und in den russischen Bürgerkrieg.

Im Weiteren hatte ein Teil der Ukraine im 1. Weltkrieg zu Polen gehört, ein anderer in der Sowjetrepublik aber zur Sowjetunion. So schaute es immer wieder aus um eine Ukraine, die den gewaltsamen Konflikten ausgesetzt war und so das Opfer der ost-europäischen Geschichte bis ins 20. Jahrhundert wurde. Perfid sei, so Rödder, dass Putin nun von einem Genozid von Seiten der Ukraine spreche. Denn wenn er, Rödder, an Genozid denke, dann falle ihm der sog. Holodomor ein, die Hungersnot in den frühen 30er Jahren und es wird angenommen, dass Stalin und die SU diese „fürchterliche Hungersnot“ fahrlässig herbeigeführt haben oder sie zumindest haben geschehen lassen.

Diese Ukraine ist also ein „Opfer dieser Katastrophen“ gewesen. Danach aber wurde die Ukraine Opfer des Hitler-Stalin-Pakts. Man möge sich vorstellen: 1939 marschieren also die Sowjets in die polnischen Teile ein. Mit dem Überfall durch die Sowjetunion rücken die deutschen Truppen, die Wehrmacht, mit all ihrem Vernichtungskrieg in die Ukraine ein. Und am Ende des 2. Weltkriegs zieht dann wieder die Rote Armee durch die Ukraine unter Ausübung der schlimmsten Kampfhandlungen, die da im 2. Weltkrieg stattgefunden haben. Gerade die Ukraine hat mit am bösesten unter der Gewalt des 20. Jahrhunderts gelitten und mir ihr auch die baltischen Staaten. Und das gebe uns allem einen Grund zur Solidarität „mit dieser Ukraine“.

Ices Earth Something Wicked this way comesJedoch, wenn nun diese Logik von Wladimir Putin immer weitergesponnen werde, dann höre es mit dieser Logik des Großreichs und des Großrussischen Imperialismus niemals auf, auch nicht an den Grenzen der Ukraine, nicht an den Grenzen der baltischen Staaten - nur etwa, weil diese zur NATO gehören. So also richte sich sein Anspruch auch auf genau diese Territorien, die früher zur Sowjetunion oder zum Zarenreich gehört haben. Selbst Finnland könne sich dann seiner Grenzen nicht mehr sicher sein, weil Putin alle Grundlagen einer regel-basierten internationalen Ordnung leugne. Eben, weil das so sei, müsse man Putin mit aller Kraft entgegentreten. Die Ukraine sei aber ein noch vorzugsweiser tragischer Fall. Die Ukraine wurde nämlich aus Rücksicht auf die russische Sicherheit nicht in die NATO aufgenommen. Daher ist nun die Ukraine der Staat, „der jetzt dem russischen Imperialismus“ voll ausgesetzt ist. Und was ist mit anderen Ländern, die noch unter die Räder der „Mächte-Rivalität“ kommen könnten?

Schluss: Wir hätten allen Grund uns mit dieser Ukraine zu solidarisieren und alles für die Ukraine zu tun, was Hilfsmaßnahmen angehe, die über eine Sozialpolitik hinausgehen müssen. Wir sollten garantieren, dass es unter allen Umständen eine staatliche Existenz einer unabhängigen Ukraine geben muss. „Wir müssen alle Sanktionen verhängen, alle Härte gegen Russland anwenden, um die Existenz einer unabhängigen Ukraine zu garantieren“. Denn ‚noch einmal‘ die Ukraine zu opfern, die so einem imperialistischen Machtwillen zum Opfer fällt, das darf sich der Westen nicht erlauben. Egal, ob die Ukraine zur NATO gehöre oder nicht. Das ist eine Frage der ganz grundlegenden Beurteilung von Europa und „für die Welt, die wir haben“.

Wir dürften uns keinesfalls auf eine schiefe Bahn begeben. Zur Ukraine gehört eine unbedingte Eigenständigkeit und ihr angestammtes Existenzrecht. Putin führe uns auf eine schiefe Bahn, indem er der Ukraine ihr Existenzrecht abspreche. Es sei nicht irgendeine phantasierte Geschichte, die die Ukraine qualifiziere. Denn die Eigenständigkeit der Ukraine resultiere aus der Volksabstimmung vom 1. Dezember 1991, die mit über 99-prozentiger Mehrheit zugunsten der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine ausgegangen ist.

Foto © 1 independent.co.uk
Foto © 2 *)

Info:

Video: Andreas Rödder, Historiker Johannes Gutenberg-Universität Main, zur Geschichte der Ukraine l tagesschau.de

*) Prophetie zur aktuellen Lage:

CD: Iced Earth, Something Wicked This Way Comes, 1998.

Textauszug: So, behold the birth, the wicked child, Born of he Beast, in eastern sands

     (Chorus) He will arise. He will divide  He has the power to bring the end