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Kategorie: Zeitgeschehen
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Was haben Kinderheilkunde und Rüstung miteinander zu tun?

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) -  Als Bundeskanzler Olaf Scholz dieser Tage im Parlament seine Politik in den höchsten Tönen herausstrich, lag noch die Süddeutsche Zeitung vom 12. Dezember auf meinem Schreibtisch. Dort war an herausragender Stelle zu lesen, ob es etwas Düstereres gebe als ein Land, in dem das Wohl von Kindern eine „„erbärmliche Rolle“ spielt. Die Kritik zielt nicht auf ein verarmtes Land am Ende der Welt, sondern auf die Bundesrepublik Deutschland.

 

Auf den ersten Blick passt da etwas nicht zusammen. Der Verfasser des Zeitungsartikels begründet seine Haltung wie folgt: „Seit Jahren ist die Kinderheilkunde in Deutschland das ungeliebte Stiefkind der Medizin…Sie lohnt sich einfach nicht. Sie ist ineffizient, weil Kinder in Deutschland weder auf der politischen Agenda noch in der Krankenversicherungswirtschaft noch in der moralischen Portokasse eine Größe darstellen. Auf der Kinderstation der Klinik in Starnberg, einem der reichsten Landkreise Deutschlands, reichen die Betten nicht aus, um Kleinkinder zu behandeln, die an der qualvollen, unter Umständen tödlich verlaufenden Virusinfektion RSV erkrankt sind.. Dieses Land ist, so darf man es knapp und sachlich bündeln, so gut wie nicht mehr in der Lage, die Gesundheit seiner kleinen Kinder sicherzustellen.“

 

Das ist ein so schwerer Vorwurf, dass der Gesundheitsminister sich eigentlich schon am selben Tag öffentlich hätte rechtfertigen müssen. Doch nichts dergleichen geschah. Was den meisten Deutschen wichtig ist, beschreibt die „Süddeutsche Zeitung“ wie folgt:: „In den so genannten Diskursen beschäftigt  man sich um ein Vielfaches intensiver mit der Frage, ob eine Fußballmannschaft in einem arabischen Land spielen darf…In Berlin ging kürzlich die Verwaltung einer kirchlichen Kindertagesstätte sogar so weit, alle 23 Betreuungsplätze zu kündigen.“

 

„Kann es Düstereres geben als ein Land, in dem das Wohl von Kindern eine derart untergeordnete Rolle spielt, dass erst die Alarmglocken ein festliches Konzert geben müssen, bis sich ein paar Verantwortliche, die allerdings wiederum auch für die gegenwärtigen Zustände verantwortlich sind, angesprochen fühlen?...Kürzlich hat die Bundesregierung ein Gesetz mit dem liebreizenden Namen ‚Kita-Qualitätsgesetz’ verabschiedet: Vier Milliarden Euro für den Ausbau frühkindlicher Bildung, wohingegen laut einem Gutachten der Bertelsmann-Stiftung 13,9 Milliarden Euro für die Personalkosten gerade mal hinlänglich wären“.

 

Was soll man dazu sagen?  Ich belasse es bei einigen Zitaten. Drei Tage nach der „Süddeutschen Zeitung“ vom 12. Dezember veröffentlichte der in Bremen erscheinende „Weser-Kurier“  eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur, wonach das Verteidigungsministerium aus dem Bundestag grünes Licht für den Ankauf von Rüstungsgerät im Wert von insgesamt 13 Milliarden Euro erhalten hat. Das entspricht  mehr als dem Dreifachen der Summe, die die Bundesregierung für den Ausbau der frühkindlichen Erziehung vorgesehen hat. In derselben Ausgabe war zu lesen, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit der Schließung zahlreicher Kliniken im Zusammenhang mit der geplanten Krankenhausreform rechnet. Ohne die Reform werde sich ein Todeskampf gerade kleiner Kliniken mit fatalen Folgen für die Patienten entwickeln, erklärte Lauterbach gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“. Krankenhäuser, die gegen den finanziellen Untergang kämpften, müssten an allem sparen, aber zugleich jeden Patienten aufnehmen.“.

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©br.de