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Kategorie: Zeitgeschehen
Kraeftig gesaeuertes BrotEin neues Gesetz könnte in Israel während Pessach zu Kontroversen führen

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Wenn am Abend des 5. Aprils in Israel (wie auch für die Juden auf der ganzen Welt) das Pessachfest beginnt, wird ein neu verabschiedetes Gesetz zum ersten Mal das Gesundheitswesen des Landes beschäftigen und vielleicht sogar zu Konflikten führen: Das von 48 gegen 43 ablehnende Knsessetmitglieder verabschiedete Chametz-Gesetz erlaubt es Gesundheitseinrichtungen nämlich, während der acht Tage dauernden Pessachtage, Chametz oder gesäuertes Brot, nicht in Krankenhäuser zu lassen.

Die charedische (ultra-orthodoxe) Partei des Vereinigten Thora-Judentums hat das Gesetz unterbreitet, das Krankenhaus-Verwaltungen die Flexibilität einräumt, die «Sonderbestimmungen» zu erlassen, die nötig sind, um sicherzustellen, dass Patienten während Pessach die an dem Fest geltenden Regeln einhalten können. Gemäss dem Gesetz werden Chametz-Instruktionen, wie sie von der Krankenhausverwaltung festgelegt werden, auf der Website des betreffenden Krankenhauses publiziert werden, und Verfügungen werden in den Einrichtungen aufgehängt.

Angestellte werden zudem auch informiert werden über die religiösen Instruktionen. Ein ähnliches Gesetz war während über drei Jahrzehnten in Kraft, bis der Oberste Gerichtshof es 2002 außer Kraft gesetz hatte. Damals befand das Obergericht bezüglich der Petition einer säkularen Gruppe, dass Krankenhäuser von Sicherheitswachen nicht verlangen könten, während des Feiertages die Taschen von Besuchern nach Chametz zu untersuchen. «Die Restriktionen verhindern, dass Patienten frei essen können, was sie wollen». Das würde ihr Recht auf Würde, Autonomie und religiöse Freiheit verletzen, die sie in einem demokratischen Land geniessen sollten, schrieben die Richter. Aviad Hacohen, der das israelische Oberrabbinat in der Sache vertrat, kritisierte den Entscheid des Obergerichts. Hacohen sagte, der Entscheid würde den letzten Ort, an dem Juden, Araber, ultra-orthodoxe und säkulare Israeli gute Beziehungen geniessen würden – sowohl als Angestellte als auch als Patienten – in einen Ort der Kontroverse wandeln. Das würde starke Auswirkungen auf das Halten der Kaschrut-Gesetze in der Öffentlichkeit haben. Die Halacha, das jüdische Religionsgesetz, verbietet das Essen und den Besitz gesäuerter Produkte während des Festtages, getreu der Geschichte des Exodus der Juden aus Ägypten.

Foto:
©Broot

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 31. März 2023