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Kategorie: Zeitgeschehen
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Argentinischer Präsident besucht zum ersten Mal Israel.

Redaktion Tachles

Basel (Weltexpresso) - Er nennt sich einen Anarcho-Kapitalisten, liebt das Judentum und ist aber ein knallharter Populist. Die Rede ist von dem neuen argentinischen Präsidenten Javier Milei, der nun nach Israel auf Staatsbesuch gekommen ist. Er will auf seiner dreitägigen Reise natürlich mit Premier Binyamin Netanyahu und Präsident Isaac Herzog zusammenkommen. Aber er will auch die Klagemauer und Yad Vashem besuchen.

Milei, der katholisch erzogen wurde, hat aus großer Leidenschaft schon vor langer Zeit damit begonnen, jüdische Texte zu studieren. Anders als fast alle lateinamerikanischen Staaten, hat er sich seit dem 7. Oktober und dem Gaza-Krieg nicht von Israel distanziert, ganz im Gegenteil. Er hat die Hamas scharf verurteilt – immerhin sind auch einige argentinische Staatsbürger unter den Geiseln – und verlangt die sofortige Freilassung aller Geiseln. Benjamin Gedank, der Direktor des lateinamerikanischen Programms am Wilson Center in Washington, erklärt, warum es kein Zufall ist, dass Milei so früh in seiner Präsidentschaft nach Israel reist: «Sein Zugang zu Israel ist sehr persönlich... seine Sensibilität für die Herausforderungen, die die israelischen Sicherheitsinteressen betreffen, sind eine Seltenheit in Südamerika und Milei zeigt, dass er sehr wohl gewillt ist gegen den Strom zu schwimmen». Natürlich hat sich die südamerikanische Linke ganz auf die Seite der Palästinenser gestellt. Brasilien und Kolumbien haben sogar den «Genozid»-Vorwurf Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag unterstützt. Chile und Mexiko haben das Internationale Strafgerichts sogar aufgefordert, Kriegsverbrechen Israels in den besetzten Gebieten zu untersuchen. In Argentinien lebt mit rund 200‘000 Menschen, die grösste jüdische Gemeinschaft in Südamerika. Milei überlegt derzeit, ob er die argentinische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen wird. Premier Netanyahu und seine rechte Koalition würden sich über solch ein «Geschenk» sehr freuen. 
 
Foto:
Argentiniens Präsident Javier Milei am Holocaustgedenktag. 
©tachles