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Kategorie: Zeitgeschehen
pinguinSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. April 2025, Teil 1

Peter Cattaneo

London (Weltexpresso) - Als ich Tom Michells Memoiren „The Penguin Lessons“ (dt. Buchtitel „Der Pinguin meines Lebens“) zum ersten Mal las, wusste ich sofort, dass daraus ein fantastischer Film werden würde. Toms einzigartige Geschichte über eine Freundschaft zwischen Mensch und Pinguin,
die vor dem Hintergrund der politischen Unruhen im Argentinien der 1970er Jahre an einer britischen Privatschule in Buenos Aires spielt, beflügelte meine Fantasie und inspirierte mich dazu, sie auf der Leinwand zu erzählen.

Wie Toms vielschichtige und originelle Vorlage fängt auch Jeff Popes Adaption den Humor, das Herz und die Komplexität der Geschichte perfekt ein. In seinem Drehbuch findet er auf eine brillante Weise das Herz einer faszinierenden Hauptfigur.

Zu Beginn der Geschichte ist Tom deutlich innerlich zerrissen. Aber mit Steve Coogan in der Rolle behalten Toms Miesepetrigkeit und sein Zynismus eine gewisse Leichtigkeit, die unterhaltsam ist und der man gerne folgt. Als sich die emotionale Beziehung zu dem Pinguin Juan Salvador entwickelt, wechselt Steve nahtlos zwischen Herzschmerz und Herzenswärme und zeigt seine bemerkenswerte Bandbreite, während seine Figur allmählich wieder zum Leben erwacht.

Die Darstellung von Toms wachsender Empathie für die Schüler und das Personal des St. George's College und seines erwachenden politischen Bewusstseins ist eine wirklich herausragende schauspielerische Leistung von Steve Coogan. Seine Performance hat mich überwältigt, und ich schätze mich glücklich, dass er die Rolle übernommen hat.

Sein häufiger Szenenpartner Juan Salvador ist ein kleiner Magellan-Pinguin. Wie das bei allen unseren Lieblingstieren so ist, liegt ein Teil seines Charmes in seinen Schwächen. Er kann ziemlich stur sein. Er ist etwas schmuddelig, und er hat einen stechenden fischigen Geruch.

Die Aufgabe, ihn mit der Kamera einzufangen, erforderte einen unorthodoxen, naturalistischen Ansatz. Auf diese Weise öffnete die Inszenierung die Tür zu unerwarteter Magie. Seine kleinen Momente der Spontaneität haben sowohl den Schauspielern als auch der Crew viel Freude bereitet, und sie gehören zu meinen Lieblingsszenen im Film.

Es war eine Ehre, mit der Leinwandlegende Jonathan Pryce an diesem Film zu arbeiten. Sein natürliches Gespür für die Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit macht ihn zur perfekten Besetzung für den Part des Schuldirektors Buckle. Er schenkt seiner Figur diese wohldosierte Durchsetzungskraft, und die Tage, an denen wir die Dialogszenen mit ihm und Steve Coogan drehten, gehörten für mich als Regisseur zu den schönsten dieser Produktion.

Die lateinamerikanischen Darsteller, darunter Vivian El Jaber, Alfonsina Carrocio und Ramiro Blas, sind nicht nur großartige Schauspieler, sondern waren auch wertvolle Mitarbeiter, wenn es darum ging, ein authentisches und nuanciertes Stimmungsbild des Argentiniens der 1970er Jahre wiederzugeben.

Bei den Dreharbeiten zu diesem Film war es mir wichtig, einen Ton zu finden, der das perfekte Gleichgewicht zwischen Humor und Pathos hält. Auf diese Weise konnten wir eine Geschichte erzählen, die eine zeitlose, märchenhafte Qualität hat, obwohl sie mit historischen Details gespickt ist. Auch wenn wir nicht alle das Glück haben, wie Tom einen Pinguin in unser Leben zu lassen, hoffe ich doch, dass der Film den Zuschauern zeigt, dass die Welt so viel schöner sein kann, wenn wir uns ihr öffnen.

Foto:
©Verleih

Info:
„Der Pinguin meines Lebens“, UK/Spanien 2024, 110 Minuten, FSK 6 Jahre, Filmstart 24.4.2025
Regie Peter Cattaneo mit Steve Coogan, Vivian el Jaber, Björn Gustasson u.a.