
Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Das Angebot sah die Übergabe von zehn lebenden Geiseln in zwei Gruppen vor, im Austausch für eine 70-tägige Waffenruhe, die Freilassung palästinensischer Häftlinge und einen teilweisen Rückzug israelischer Truppen aus Gaza. Ein israelischer Regierungsvertreter erklärte, das Angebot sei «nicht ernst gemeint» und «für keine verantwortungsvolle Regierung akzeptabel».
Premierminister Benjamin Netanyahu bekräftigte, dass Israel keinem Abkommen zustimmen werde, das nicht die vollständige Freilassung aller Geiseln beinhaltet. Nur temporäre Waffenruhen seien denkbar – unter der Bedingung der «vollständigen Niederlage» der Hamas.
In Tel Aviv und Jerusalem kam es daraufhin zu wütenden Protesten von Angehörigen der Geiseln. Die Initiative «Bring Them Home Now» warf der Regierung vor, politische Ziele über das Leben der Entführten zu stellen.
«Sie lassen unsere Liebsten im Stich», sagte die Mutter eines entführten Mädchens.
Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 wurden 251 Menschen nach Gaza verschleppt. 187 wurden zurückgebracht, davon 148 lebend. Rund 20 Geiseln sollen sich noch in Hamas-Gewahrsam befinden. Die Verhandlungen in Doha unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars stagnieren. Gleichzeitig verschärft sich die humanitäre Lage im Gazastreifen dramatisch. Internationale Organisationen berichten von massiver Unterernährung, fehlender medizinischer Versorgung und über 54 000 Toten. Die Familien der Geiseln appellieren eindringlich an die Regierung, ein Abkommen zu ermöglichen – auch um den Preis einer längeren Feuerpause.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 30. Mai 2025