Bildschirmfoto 2019 03 22 um 03.06.25Barrierefreie Angebote in der Berlinischen Galerie: 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention am 26. März 2019

Konrad Daniel

Berlin (Weltexpresso) - Mit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention am 26. März 2009 hat sich die Bundesrepublik Deutschland zur umfassenden Inklusion von Menschen mit Behinderungen bekannt. Laut Artikel 30 Absatz 1 des Abkommens sollen Menschen mit Behinderungen genauso wie nichtbehinderte Menschen ihre Freizeit vielfältig und abwechslungsreich gestalten und ihren kulturellen Interessen nachgehen können. Kunst und Kultur soll sich ohne Hindernisse erschließen lassen. Ziel ist es, Einschränkungen zur kulturellen und künstlerischen Entfaltung zu überwinden und einen ungehinderten Zugang zum kulturellen Erbe zu ermöglichen.

Seit 2009 sind öffentliche Kultureinrichtungen verpflichtet, geeignete Maßnahmen umzusetzen, die den Zugang zu Kunst und Kultur für alle sicherstellen. Doch wie müssen Ausstellungen und das Rahmenprogramm eines Museums gestaltet sein, damit auch blinde, sehbehinderte und sehende sowie taube, hörbeeinträchtigte und hörende Besucher*innen gleichermaßen daran teilhaben können?

Das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur erhebt den Anspruch, ein Ort der Vielfalt und Kreativität zu sein. Dies umfasst für die Berlinische Galerie nicht nur die Gestaltung von Ausstellungen, sondern auch die Diversität seiner Besucher*innenschaft. Tastobjekte, ein Audioguide mit Bildbeschreibungen, Programme in und mit Übersetzung in Deutsche Gebärdensprache (DGS) sowie Führungen in einfacher Sprache bereichern das Angebot. Dem Publikum bietet sich damit ein interaktiver, oft inklusiver Zugang zur Kunst. Das  Museum nimmt das Recht auf gleichberechtigte kulturelle Teilhabe ernst. Es befördert schrittweise den Prozess hin zu einem barrierefreien Museum, auch wenn die Anforderungen nicht aller Bedarfsgruppen bislang eine Umsetzung erfahren haben.

Kunst in Berlin 1880-1980

Nachdem bereits seit 2015 einzelne Sonderausstellungen für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen konzipiert wurden, präsentiert sich seit 2017 auch die Dauerausstellung des Landesmuseums in neuer Gestalt. Tastmodelle sowie eine inklusive App ermöglichen es blinden und sehbehinderten Kunstinteressierten, ausgewählte Werke haptisch und akustisch zu erfahren. In Kooperation mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) wurde zwei Jahre daran gearbeitet, Menschen mit Sehbehinderungen die Möglichkeit zu verschaffen, die Ausstellung eigenständig zu besuchen. Das Haus setzt damit schrittweise die Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention um, die den Ausstellungsbesuch „ohne fremde Hilfe“ als Menschenrecht vorsieht. Die Qualität des bereitgestellten Angebots ist dem Engagement blinder und sehbehinderter Akteure zu verdanken, die das Projekt von Anfang an mit ihren Expertisen begleitet haben. Auch damit wird die Berlinische Galerie dem internationalen Abkommen gerecht, Zielgruppen in sämtliche Prozesse einzubeziehen, die sie betreffen – getreu dem Motto: „Nicht ohne uns über uns“.


Programm für taube und hörbeeinträchtigte Menschen

Auch tauben und hörbeeinträchtigten Menschen bietet sich ein abwechslungsreiches Programm. Inzwischen werden sämtliche Eröffnungsveranstaltungen sowie ausgewählte Führungen in den Sonderausstellungen simultan von einem*er Dolmetscher*in für DGS (Deutsche Gebärden Sprache) übersetzt. Darüber hinaus lädt ein Kunstgespräch mit der Kunstvermittlerin Veronika Kranzpiller zu einem intensiven Dialog über die Kunst und weiterführende Themen ausschließlich in DGS ein.


Inklusiver Rundgang in leichter Sprache

Dass Kunst jedem offen steht, beweist ein inklusiver Rundgang durch die Dauerausstellung in einfacher Sprache. In Kooperation mit der Kunstwerkstatt Kreuzberg der Lebenshilfe, Berlin wird Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten das Museum spielerisch nähergebracht. Künstlerische Experimente laden dazu ein, im gemeinsamen Gespräch ausgewählte Werke kennenzulernen.

Foto:
©Pascal Rohe

Info:
Barrierefreie Angebote in der Dauerausstellung Kunst in Berlin 1880–1980
Tastführung für Blinde und Sehbehinderte
28.04./ 28.07./ 27.10.2019, jeweils 14–16 Uhr
Zu thematischen Schwerpunkten finden in der Dauerstellung alle drei Monate Führungen für blinde und sehbehinderte Besucher*innen statt. Neben Informationen über die Kunstwerke werden ausführliche Bildbeschreibungen gegeben. Außerdem kommen Tastobjekte, Hörbeispiele sowie kleine taktile Experimente zum Einsatz.
Die Teilnahme ist im Museumseintritt enthalten. Die Anmeldung erfolgt über den Museumsdienst Berlin. Tastführungen können auf Nachfrage auch von Erwachsenengruppen oder Schulklassen gebucht werden.
Anmeldung: Tel. +49 (0)30-247 49-888, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Kunst für Alle! Ein inklusiver Rundgang durch die Sammlung der Berlinische Galerie

15.06./ 31.08./ 14.12., jeweils 14:30–16 Uhr
Von, mit und für Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten bietet die Berlinische Galerie Rundgänge an, um bedeutende Werke in der Dauerausstellung näher kennenzulernen. Hildegard Wittur, Kunstvermittlerin und Künstlerin in der Kunstwerkstatt Kreuzberg der Lebenshilfe, Berlin, und Beate Gorges, Kunstvermittlerin und Künstlerische Leiterin des Atelier Bunter Jakob, stellen Hauptwerke der Berlinischen Galerie vor und laden zu Mit-Mach-Aktionen ein.

In Kooperation mit Jugend im Museum e.V. und der Kunstwerkstatt Kreuzberg der Lebenshilfe, Berlin
Die Teilnahme ist kostenfrei (begrenzte Teilnehmer*innenzahl).
Anmeldung über Jugend im Museum e.V.: Tel +49 (0)30-50 59-0771, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Barrierefreie Angebote in der kommenden Sonderausstellung
Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht (05.04.–12.08.2019)

Eröffnung mit DGS

04.04.2019, 19 Uhr
Die Redebeiträge werden simultan in DGS übersetzt. Die Teilnahme ist kostenfrei, ohne Anmeldung

Kunstgespräch in DGS

13.04.2019, 14–15:30 Uhr
Ein Gespräch mit der Kunstvermittlerin Veronika Kranzpiller lädt zum gemeinsamen Austausch ausschließlich in Deutscher Gebärdensprache (DGS) über die Kunst von Lotte Laserstein und zu weiterführenden Themen ein.
In Kooperation mit dem Museumsdienst Berlin
Die Teilnahme ist im Museumseintritt enthalten, ohne Anmeldung.

Führungen mit Übersetzung in DGS

06.05.2019, 14–15 Uhr, 22.06.2019, 15–16 Uhr
Die Führung wird simultan in Deutsche Gebärdensprache (DGS) übersetzt. Die Teilnahme ist im Museumseintritt enthalten, ohne Anmeldung.

Führung für Blinde und Sehbehinderte

14.04./ 25.05./ 30.06., jeweils 14–16 Uhr
Die dialogische Führung macht ausgewählte Werke der Künstlerin Lotte Laserstein durch detaillierte Bildbeschreibungen und taktil erfahrbare Kompositionsskizzen zugänglich.
Die Führungen am 14.04. und 25.05. richten sich vorrangig an blinde und sehbehinderte Besucher*innen. Am 30.06. sind blinde, sehbehinderte und sehende Besucher*innen einge- laden, die Ausstellung gemeinsam zu entdecken und über die Wahrnehmung auf unterschied- lichen Sinnesebenen in Austausch zu kommen.
In Kooperation mit dem Museumsdienst Berlin
Die Teilnahme ist im Museumseintritt enthalten, Anmeldung über den Museumsdienst Berlin: Tel. +49 (0)30-247 49-888, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Weitere Informationen zum barrierefreien Angebot und zur Zugänglichkeit der Berlinischen Galerie: www.berlinischegalerie.de/service/barrierefreiheit