Bucherbox2... im Kinderzimmer!

Klaus Jürgen Schmidt

Nienburg/Weser (Weltexpresso) - Telefonhäuschen mit Münzfernsprechern und Telefonbüchern gehörten ab den 1920er Jahren zum vertrauten Bild in deutschen Städten. 1932 wurde die Gestaltung normiert, 1946 die Farbe Gelb für alle Telefonzellen obligatorisch. Auf dem Höhepunkt analoger Telefon-Kommunikation waren es in Deutschland circa 50.000 solcher Zellen. Es war kein Aprilscherz als im vergangenen Jahr die Deutsche Telekom ihre letzte abbaute, in St. Bartholomä am Königssee. Wenige haben überlebt als privat betriebene Büchertausch-Kabinen. Aber als Telefonzellen in Kinderzimmern?

WOFÜR?

Für genervte Eltern und deren Smartphone-süchtigen Kinder: „Wisch und weg“ statt basteln und selbst gestalten ... kaum noch analoge Spiele mit anderen Kindern ... gewinnen oder verlieren nur noch mit anonymen Algorithmen, deren Vorgaben nicht anzuzweifeln sind ... nur noch tippen statt per Hand schreiben oder im Kopf rechnen ... Video gucken statt Buch lesen ... Meinungen teilen statt eigene Urteile finden und begründen ...

WAS?

Eine Telefonzelle für's Kinderzimmer, aus vorgefertigten Teilen und reißfesten Plastik-Fenstern, von Eltern und Kindern nach Anleitung zu Hause einfach, aber standfest zu montieren. Sichere Stromkabel-Führung zu einer Steckdose. In der Zelle geht Licht an bei Betreten und verlischt bei Verlassen, innen Anschlüsse zum Aufladen sowie sichere Ablage für bis zu 10 Smartphones. Die Zelle hat Platz für nicht mehr als zwei Kinder. Ihre schwenkbare Tür ist abschließbar und kann nur mit wechselnden Codes geöffnet werden, die neben der Klinke auf einem Tastenfeld einzutippen sind. Mit jeder Zelle werden 20 Mini-Zellen aus faltbarer Pappe geliefert, die – mit pädagogischem Hintergedanke – als Geschenke dienen und auch nachgeliefert werden können (mehr dazu später). ...

WIE?

Voraussetzung: Nachbarn, Freunde, Inhaber umliegender Geschäfte, Werkstätten, Büros, Bauern ... sind eingeweiht und machen mit als Anlaufstellen einer von den Eltern vorbereiteten „Schnitzeljagd“ der Kinder. Diese laden Freundinnen und Freunde mit deren Smartphone zum „Telefon-Spiel“ nach Hause ein. Jedes Kind hat sein Smartphone in der Telefonzelle abzulegen. Der/die Letzte muss die Tür von außen schließen und auf einen Knopf drücken, die Tür lässt sich nur durch einen Code wieder öffnen, den die Kinder bei der folgenden Schnitzeljagd herausbekommen müssen. Verschiedene Anleitungen dazu sind vom Hersteller in einer Broschüre mitgeliefert worden. Alle Schnitzeljagd-Versionen sind so gestaltet, dass sie in mindestens drei Gruppen mit unterschiedlichen Anlaufstellen stattfinden. Die von ihnen dort gesammelten Erkenntnisse sollen von den Kindern nach Rückkehr zur Telefonzelle gemeinsam ausgewertet werden. Dabei soll durchaus auch Rechnen und Schreiben erforderlich sein. Das Ergebnis ist der Code, der die Telefonzelle wieder öffnet. Mit dem Öffnen der Tür fallen von der Decke der Zelle die dort vorher deponierten faltbaren Mini-Zellen aus Pappe. Jedes Kind kann sich eine mitnehmen, wenn es verspricht, bei sich zu Hause dafür zu sorgen, dass diese Mini-Telefonzelle mindestens einmal auf den Tisch gestellt wird, damit Familienmitglieder und Besucher für die Dauer z.B. einer Mahlzeit ihre Smartphones ausgeschaltet in diese Zelle legen.

WER?

Designer? Manufakturen? Große, kleine Möbel-Hersteller? Der frühe Vogel fängt den Wurm ...


Foto:
© Klaus Jürgen Schmidt