Aus dem Corona-Newsletter des hr
Sven-Oliver Schibat
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Mittwochabend war ich mit Freunden in Frankfurt verabredet. Wir hatten noch darüber nachgedacht, unser Treffen aufgrund des angekündigten Wetters zu verschieben, dachten dann aber: "Ach, die Außenbereiche der Restaurants sind ja fast alle überdacht - das klappt schon." Und tatsächlich: Es blieb den ganzen Abend trocken und wir hatten eine schöne Zeit. Wie viel Glück wir wirklich mit dem Wetter hatten, zeigte sich aber erst am nächsten Morgen bei einem Blick auf die furchtbaren Bilder aus NRW und Rheinland-Pfalz...
https://www.tagesschau.de/inland/unwetter-ueberschwemmungen-nrw-rp-107.html
Bei solchen Meldungen gerät dann auch die Pandemie etwas in Vergessenheit - aber sie ist noch da und gleich geht es hier auch wieder um Corona. Vorher aber noch der Hinweis: Wer den Menschen in den Hochwassergebieten helfen möchte, findet entsprechende Informationen bei den Kolleginnen und Kollegen von wdr.de
https://www1.wdr.de/nachrichten/spenden-spendenkonto-betroffene-unwetter-schaeden-100.html
und swr3.de https://www.swr3.de/aktuell/hilfe-bei-unwetter-102.html
Hessen ist wieder zweistellig
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Hessen ist wieder zweistellig: Heute liegt sie bei 11,3 und es gibt mit Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt inzwischen drei Städte mit einer Inzidenz über 20 - mit Hersfeld-Rotenburg aber auch einen Kreis mit einer Inzidenz von 0,0.
Und weil dazu auch noch Meldungen aus Urlaubsregionen wie den Balearen kommen, wo Mallorca gestern mit 795 Neuinfektionen so viele Ansteckungen mit dem Coronavirus wie noch nie gemeldet hat, sind viele Menschen in Hessen verunsichert, ob sie nicht vielleicht doch lieber ihren Urlaub wieder stornieren sollten. Dazu hat sich der Frankfurter Virologe Martin Stürmer im Interview mit uns geäußert. Gleichzeitig kommentiert er, ob eine Impfpflicht, wie sie in anderen Ländern zum Teil bereits eingeführt wurde, aus seiner Sicht sinnvoll wäre. Sein wichtigster Tipp zum Thema Urlaub: Man sollte vor Ort auf jeden Fall auf die bekannten AHA+L-Regeln achten. Corona macht leider keine Ferien.
Kliniken müssen mehr Details melden
Dass die Inzidenz mit steigenden Impfquoten immer weniger aussagekräftig wird, hatten wir schon vor ein paar Wochen hier im Newsletter: Die Risiko-Gruppen sind inzwischen besser geschützt, Jüngere erkranken generell weniger schwer an Corona und eine Überlastung des Gesundheitssystems wird dadurch insgesamt weniger wahrscheinlich. Zudem lässt sich aus der Inzidenz nicht ablesen, wie gut die Impfungen schützen oder auch nicht.
Deswegen müssen die Kliniken seit dieser Woche Dienstag mehr Details zu Covid-19-Patientinnen und -Patienten melden als bisher, damit man die Lage in den Kliniken besser einschätzen kann. Aktuell sieht es in den Krankenhäusern in Hessen zum Glück deutlich entspannter aus als noch vor ein paar Monaten. Die Einbeziehung weiterer Parameter bei der Beurteilung der Infektionslage in Deutschland könnte sich künftig auf politische Entscheidungen zu möglichen weiteren Lockdowns oder anderen Maßnahmen auswirken.
Erstimpfung innerhalb von vier Tagen
71,7 Prozent der Menschen über 60 haben die zweite Impfung erhalten und sind damit durchgeimpft. Insgesamt trifft das auf 44,57 Prozent der Menschen in Hessen zu. Bis zur Impfquote von 85 Prozent, die laut Wissenschaftlern für eine Herdenimmunität benötigt wird, ist es noch ein Stück.
Dabei war es seit Beginn der Impfungen noch nie so einfach, an einen Termin zu kommen, wie im Moment: Das Innenministerium teilte am Mittwoch mit, dass Impfwillige aktuell innerhalb von vier Tagen nach ihrer Registrierung im Impftermin-Portal des Landes ihre Erstimpfung erhalten. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte diese Woche, dass ausreichend Termine bei Ärzten und in Impfzentren vorhanden seien. "Es gibt keine Ausreden mehr", sagte Spahn in einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler. Im Kreis Groß-Gerau wird es den Menschen zum Beispiel besonders einfach gemacht: Dort können sich alle Menschen ab 16 Jahren mit Wohnsitz im Kreis Groß-Gerau ab heute (Freitag, 16.7.) in den Abendstunden sogar komplett ohne Termin impfen lassen.
Sonderimpfungen für Kinder und Jugendliche
Nachdem die Risiko-Gruppen recht gut mit Impfungen versorgt sind, geht es nun darum, auch die Jüngeren zu schützen. Dafür gibt es im Landkreis Kassel, in Eschwege und in Wiesbaden jetzt extra Sonderimpfungen für Kinder und Jugendliche. In Berlin geht man sogar noch einen Schritt weiter: Dort gibt es die "Langen Nächte des Impfens", wo junge Menschen sich nicht einfach nur impfen lassen können, sondern wo das Ganze auch noch musikalisch von DJs untermalt wird. Impfen als Party-Event. Vielleicht auch eine Idee für Hessen?
Und diese drei Meldungen möchte ich auch noch kurz erwähnen:
In Hessen finden endlich wieder Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Wer dabei sein will, muss eine der "3G"-Kategorien erfüllen: "Geimpft, getestet oder genesen". Das war auch bei einem Musikfestival in Utrecht der Fall, wo rund 20.000 Menschen an zwei Tagen gemeinsam gefeiert haben. Das Ergebnis dort war allerdings ernüchternd: Mindestens 1.000 Besucherinnen und Besucher haben sich trotzdem mit dem Coronavirus infiziert.In Hessen gibt es mehr arme Kinder als im deutschlandweiten Durchschnitt. Und die Armutsquote steigt bei uns auch noch schneller als im Rest von Deutschland - wobei Corona auch eine Rolle spielt.Während der Pandemie sind rund 2.000 Schülerinnen und Schüler "abgetaucht" und vom Radar der Schulbehörden verschwunden. Die Schulämter notierten bei ihnen insgesamt knapp 41.000 Fehltage. Im Vergleich zum Jahr 2019 seien die Zahlen aber gesunken.
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