Aus dem Corona-Newsletter des hr
Sven-Oliver Schibat
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Heute ist es also soweit: die Olympischen Spiele in Tokio beginnen - wegen Corona ein Jahr später als geplant. Normalerweise wäre das für einen Sport-Fan wie mich ein Feiertag. Aber auch 2021 ist die pandemische Lage nicht so entspannt, wie die Organisatoren sich das vermutlich gewünscht haben und man fragt sich wie auch vor der Fußball-EM: Muss man in dieser Situation ein solches Großevent durchziehen?
Seit 1. Juli wurden im Umfeld der Spiele 106 Corona-Fälle gemeldet, darunter sind auch Athletinnen und Athleten. Immerhin: 95 Prozent der deutschen Sportlerinnen und Sportler gehen vollständig geimpft an den Start. Wie die Chancen der 51 hessischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Edelmetall stehen, lesen Sie hier:
https://www.hessenschau.de/sport/mehr-sport/olympia-2021-in-tokio-so-stehen-die-chancen-auf-hessische-medaillen-,olympia-hessische-medaillen-chancen-100.html
Lockerungen gelten - aber nicht überall
Seit gestern gelten in Hessen Lockerungen. In der Montags-Ausgabe habe ich Ihnen die wichtigsten Veränderungen direkt nach der Pressekonferenz von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Tarek Al-Wazir (Grüne) zusammengefasst. Dabei ist ein Fehler unterlaufen, den ich an dieser Stelle berichtigen möchte: Für Veranstaltungen in Innenräumen mit einer Zahl von 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gilt - anders als am Montag geschrieben - keine Testpflicht für Geimpfte und Genesene. Für die Städte Frankfurt und Darmstadt ist das erstmal egal, denn sie überschreiten aktuell den Inzidenzwert von 35, der Voraussetzung für die neuen Lockerungsschritte ist. Dort gelten deshalb weiterhin die bisherigen Regelungen. Hier haben wir für Sie noch einmal alle Fragen und Antworten zusammengefasst.
"Querdenker"-Demo in Kassel verboten
Die Lockerungen gehen für einige scheinbar immer noch nicht weit genug. Tausende "Querdenker" wollten an diesem Samstag in Kassel gegen die Corona-Politik demonstrieren. Die Stadt sprach ein Verbot aus, das gestern noch mal vom Verwaltungsgericht Kassel bestätigt wurde. Es sei nicht sichergestellt, dass Mindestabstände und andere Maßnahmen zur Verringerung des Infektionsrisikos eingehalten würden. Die Polizei stellt sich trotz des Verbots auf einen größeren Einsatz ein.
"Long Covid" führt zu Organschäden
Wie gefährlich ist eine Corona-Infektion wirklich? Während das Risiko im "Querdenker"-Umfeld oftmals kleingeredet wird, haben Forscher der Universitätsklinik Ulm in dieser Woche eine Studie veröffentlicht, die das Gegenteil zeigt: Bei rund 20 Prozent der dort behandelten 250 Patienten mit Corona-Spätfolgen wurden Organschäden festgestellt. Vor allem sei es zu Herzmuskelentzündungen und deren Folgen gekommen, so der betreuende Oberarzt Dominik Buckert. Der größte Teil der übrigen Patienten fühle sich schlechter belastbar als vor der Erkrankung. Bei ihnen konnten die Mediziner aber keine Organschäden feststellen. Auch die Kollegen von Quarks haben sich hier mit der Thematik beschäftigt und erklären, wieso das Phänomen "Long Covid" das Argument entkräftet, das Coronavirus sei für junge Leute oder Menschen ohne Vorerkrankung nicht gefährlich. Langfristig helfe nur eines: eine Infektion zu vermeiden.
Vorerst keine Impfzertifikate mehr in Apotheken
Was am besten vor einer Corona-Infektion schützt, dürfte bekannt sein: eine Impfung. Deutschlandweit sind mittlerweile 60 Prozent der Bevölkerung einmal geimpft, auch in Hessen kratzen wir an dieser Marke. Wer zweimal geimpft ist, bekommt seit einigen Wochen ein Zertifikat im Impfzentrum, beim impfenden Hausarzt oder in Apotheken ausgestellt. Letzteres funktioniert seit diesem Mittwoch allerdings nicht mehr: Nachdem das "Handelsblatt" Sicherheitslücken im Online-Portal der Apotheken aufgedeckt hat, hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) in Rücksprache mit dem Bundesgesundheitsministerium die Ausstellung von Zertifikaten gestoppt. Bis die Sicherheitslücke geschlossen werden kann, sollen keine Impf-Nachweise ausgegeben werden. Wie lange diese Überprüfung dauern wird, steht laut DAV noch nicht fest.
Mehr zu diesen Themen und weitere Meldungen finden Sie jederzeit aktuell in unserem Coronavirus-Ticker:
https://www.hessenschau.de/panorama/coronavirus-in-hessen-die-wichtigsten-nachrichten-im-ticker,corona-hessen-ticker-358.html
Und diese drei Meldungen möchte ich auch noch kurz erwähnen:
Keine Messen, keine Touristen - Hotels stehen seit Beginn der Pandemie vor einem riesigen Problem. Die Hotelkette Fleming's muss deshalb zum 30. September drei ihrer Häuser in Frankfurt schließen. Damit ist Fleming's nicht allein: 300 Hotels gab es vor Corona in Frankfurt. Geblieben sind Stand jetzt 225 geöffnete Hotels - und deren Betten blieben häufig leer.
So hat sich der SV Darmstadt 98 den Start in die Zweitliga-Saison sicherlich nicht vorgestellt: Nach drei Corona-Fällen im Team und weitreichenden Quarantäne-Anordnungen muss Trainer Torsten Lieberknecht vor dem Spiel gegen Jahn Regensburg am Samstag womöglich mehr als eine ganze Fußball-Elf ersetzen.
Erklärt die Bundesregierung Spanien und die Niederlande bald zum Hochinzidenzgebiet? Darüber hatte die Funke Mediengruppe gestern berichtet. Bei den vielen Mallorca-Urlaubern schrillen da die Alarmglocken: Denn wer nicht vollständig geimpft oder von Corona genesen ist, muss bei der Rückkehr nach Deutschland für zehn Tage in Quarantäne, die erst nach fünf Tagen durch einen negativen Test verkürzt werden kann.
In Großbritannien werden derweil immer mehr Menschen von der offiziellen Corona-App in Pflichtquarantäne geschickt. Weil das in den letzten Tagen für volle Mülltonnen und leere Supermarktregale gesorgt hat, gibt es nun Ausnahmeregelungen für Mitarbeiter im Lebensmittelhandel, die Kontakt mit Corona-Infizierten hatten. Die britische Regierung teilte mit, dass Mitarbeiter in Lebensmittel-Verteilzentren nun von der Pflicht zur Selbstisolation ausgenommen seien und stattdessen regelmäßige Coronatests durchführen sollen.
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