Kommt die dritte Impfung oder nicht?

Aus dem Corona-Newsletter des hr

Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht - aber ich habe ihn schon: den Herbst-Blues. Zwar zeigt sich hier gerade mal die Sonne, die Temperaturen zum Start in die letzte Woche der hessischen Sommerferien sind aber alles andere als sommerlich. Die Nachrichten sorgen dieser Tage auch nicht für gute Laune, im Gegenteil: Die Lage in Afghanistan spitzt sich weiter zu, in Südeuropa und Haiti kam es in den letzten Wochen zu schlimmen Naturkatastrophen, die Corona-Pandemie scheint sich wieder zu verschärfen.

Das Lesen solcher Schlagzeilen versetzt uns in einen Angstzustand, habe ich in dieser Woche gelesen. Wie man mit der daraus resultierenden seelischen Belastung umgehen kann, verrät die Hirnforscherin und Neuropsychologin Maren Urner hier im SWR-Interview und - für alle, die mehr Zeit haben - hier in einem Vortrag. Vielleicht werfen Sie erstmal einen Blick darauf, bevor Sie diesen Newsletter weiterlesen. Wobei: Zum Ende hin habe ich wie gewohnt auch ein paar gute Nachrichten für Sie. Durchhalten lohnt sich.


Offenbach kratzt an 100er-Marke

Bundesweit hat Nordrhein-Westfalen die höchste Inzidenz: Das RKI gab sie am heutigen Montag mit 103,3 an. In Hessen liegt sie zwar mit 56,9 deutlich darunter. Aber auch hierzulande gibt es wieder dreistellige Zahlen, genauer gesagt in der Stadt Offenbach mit einer Inzidenz von 97,5. Im hessischen Eskalationskonzept heißt das: Stufe Rot. Die Stadt will am Dienstag über neue Regelungen informieren. Die Corona-Schutzverordnung des Landes, so eine Sprecherin, werde in Offenbach jedoch nicht eins zu eins umgesetzt.


Kommt die dritte Impfung oder nicht?

Apropos Offenbach: Am Freitag gab es dort ein Hin und Her um die sogenannte Booster-Impfung. Erst hatte die Stadt vulnerablen, bereits vollständig geimpften Gruppen ein Angebot für die dritte Corona-Impfung gemacht, dann musste sie es aber doch wieder zurücknehmen: Landesweit solle auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission gewartet werden, hieß es. Was wir bislang über die Dauer des Impfschutzes wissen, haben die Kollegen von Quarks zusammengefasst.

Während Hessen noch abwartet, legt man anderswo schon los, etwa in Israel oder den USA und auch in einigen Bundesländern. In Bayern werden bereits seit Mitte August Menschen in Alten- und Pflegeheimen, deren letzte Impfung mehr als sechs Monate zurückliegt, erneut geimpft. Nachdem Gesundheitsminister Jens Spahn am vergangenen Freitag in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland eine dritte Impfung für alle ins Spiel gebracht hatte - mein Kollege Sven-Oliver Schibat hat in der Ausgabe vom vergangenen Freitag bereits darüber berichtet - ging die Diskussion am Wochenende weiter. Die Kassenärzte etwa fordern von der Bundesregierung genaue Vorgaben, wann es die Booster-Impfungen geben solle und für wen.


Wieder mehr Corona-Patienten in Krankenhäusern

Der Blick auf die Intensiv-Stationen zeigt derweil: Die Lage verschärft sich wieder. Auf den Intensivstationen lägen zu 90 Prozent Ungeimpfte, sagte Gesundheitsminister Spahn der Zeitung "Mannheimer Morgen" in der vergangenen Woche. Im heutigen Morgenmagazin von ARD und ZDF sprach er sich dafür aus, diese Hospitalisierungsrate statt der 50er-Inzidenz im Infektionsschutzgesetz aufzunehmen. "Die 50er-Inzidenz im Gesetz, die hat ausgedient", so der CDU-Politiker.

Auch wenn die Krankenhauseinweisungen wieder steigen - der Frankfurter Virologe Martin Stürmer sieht keine Überlastung des Gesundheitssystems. In der hessenschau sagte er: "Dafür haben wir inzwischen doch zu viele Menschen geimpft. Aber wir werden das Gesundheitssystem wieder belasten, wir werden entsprechend Krankheitsfälle sehen. Das heißt, man kann nur appellieren und dafür sorgen, dass sich viele Menschen, die jetzt noch unentschlossen sind, doch noch impfen lassen - für sich selbst und für die Gesellschaft."

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Und auch das hier sollten Sie nicht verpassen:

Wo sich Corona in Hessen ausbreitet – und wie schnell
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