frag mich corona omikron variante 100 v img 16 9 xl d31c35f8186ebeb80b0cd843a7c267a0e0c81647Aus dem Corona-Newsletter des hr

Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sind Sie heute auch mit einem Ohrwurm aufgewacht? In meinem Kopf dudelt es seit gestern Abend "Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael..." - eines der drei Lieder, die Angela Merkel sich für ihren Großen Zapfenstreich am Donnerstagabend gewünscht hatte. Vor der Verabschiedung durch die Bundeswehr saß die scheidende Kanzlerin noch ein letztes Mal mit ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz und den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten zusammen, um über weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu diskutieren.

Sie erhöhen mit ihren Beschlüssen den Druck auf Ungeimpfte. Eine Impfpflicht soll auf den Weg gebracht werden. Deutschlandweit soll zudem die 2G-Regel für unter anderem Kulturveranstaltungen, die Gastronomie und den Einzelhandel gelten. Geschäfte des täglichen Bedarfs sind davon ausgenommen. Die Besucherzahl für Großveranstaltungen wie Fußballspiele soll auf maximal 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauer begrenzt werden. Clubs und Bars droht in Regionen mit einer Inzidenz über 350 die Schließung, an Silvester und Neujahr soll ein Versammlungsverbot gelten. Der Feuerwerkskauf soll verboten werden.

Für Ungeimpfte sollen außerdem Kontaktbeschränkungen gelten: Zusammenkünfte im öffentlichen und privaten Raum, an denen nicht geimpfte und nicht genesene Personen teilnehmen, seien auf den eigenen Haushalt sowie höchstens zwei Personen eines weiteren Haushalts zu beschränken.


Beschlüsse in Hessen größtenteils schon umgesetzt

Die Vielzahl der Beschlüsse vom Donnerstag seien in Hessen schon umgesetzt, sagte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) nach dem Treffen in Berlin. Lediglich in Sachen Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte müsse Hessen nun Anpassungen vornehmen.

Über weitere Maßnahmen müsse in der kommenden Woche entschieden werden, wenn der Landtag in Wiesbaden eine epidemische Lage festgestellt habe, so Bouffier. Er stellte etwa ein Verbot zum Verkauf von Alkohol in der Öffentlichkeit zur Debatte und dass weitere Schritte an Orten mit einer hohen Inzidenz ergriffen werden könnten. Als Schwellenwert einigten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten sich auf 350 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Aktuell überschritten ist dieser Wert in den Kreisen Odenwald und Fulda, die Stadt Frankfurt liegt leicht darunter. Konkrete Angaben zu möglichen Maßnahmen in den "Hotspots" machte Bouffier allerdings nicht.


Kliniken in Südhessen bereits überlastet

Die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich unterdessen weiter zu. In Südhessen sind die Kliniken bereits überlastet. Weil ihre Intensivstationen überbelegt sind, musste bereits ein Patient aus Darmstadt nach Fulda geflogen werden. Er wird nicht der letzte sein: Auf den hessischen Intensivstationen waren laut Sozialministerium am Donnerstag 313 Betten (Vorwoche: 275) mit Covid-19-Patienten belegt. Bei 291 wurde die Infektion bestätigt, bei 22 lag zunächst der Verdacht auf die Erkrankung vor.

In Darmstadt können aktuell ohnehin nicht alle Intensivbetten betrieben werden, weil 15 Beschäftigte in der Intensivpflege fehlen. Viele Pflegekräfte sind nach 20 Monaten Pandemie und vollen Intensivstationen erschöpft - manche so sehr, dass sie gekündigt haben. Und auch bei denen, die weiter durchhalten, sinkt die Motivation aufgrund der Tatsache, dass derzeit hauptsächlich Ungeimpfte auf den Intensivstationen liegen. Pflegeleiter Tobias Kempff vom Universitätsklinikum Gießen-Marburg (UKGM) beispielsweise sagte im Gespräch mit dem hr: "Ich kann sagen, ich arbeite hier mit deutlich weniger Empathie."


An dieser Stelle möchte ich gerne noch mal betonen: Die Impfung ist der einzige Weg aus dieser Pandemie. Das Risiko der Impfung ist sehr viel kleiner als die Folgen der Erkrankung. Und die zugelassenen Impfstoffe sind so gut getestet wie keine zuvor.


Frankfurter Oberbürgermeister sauer auf Jens Spahn

Umso ärgerlicher ist es da, dass es an vielen Orten in Hessen momentan zu wenig Impfstoff zu geben scheint. Der Tiefpunkt der Impfkampagne in Frankfurt beispielsweise war in dieser Woche erreicht: Der "Impfexpress" - eine Straßenbahn, in der die Stadt kostenlos und ohne Termin Corona-Schutzimpfungen gibt - wurde von Impfwilligen regelrecht überrannt und musste schon nach zwei Impfstopps zumachen. Weitere Sonderimpfaktionen wurden gestoppt. Die Schuld daran schob Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu. Dabei kam es zu diesem denkwürdigen Zitat: "Das Desaster hat einen Namen: Jens Spahn." Der Bund habe beim Impfstoff nicht die zugesagten Liefermengen eingehalten.

Dabei hätte die Stadt Frankfurt durchaus mehr Impfstoff haben können, wie eine hr-Recherche zeigt: nämlich das Vakzin von Moderna. Davon habe man nicht mehr bestellen wollen, erklärt eine Sprecherin des Amtes auf Nachfrage - weil es in der Bevölkerung weniger angenommen werde und die Gefahr bestehe, dass der Impfstoff im Lager verfalle. Andere hessische Städte haben diese Erfahrung dem hr gegenüber allerdings nicht bestätigen können.

Inzwischen hat die Stadt ihre Haltung zum Impfstoff von Moderna übrigens auch geändert und für die kommende Woche mehr davon bestellt. Dann soll auch das Vakzin von Biontech wieder besser verfügbar sein. Wenn Sie sich impfen lassen wollen - egal ob Erst-, Zweit- oder Drittimpfung - hier finden Sie eine Übersicht über stationäre Impfangebote
https://soziales.hessen.de/Corona/Coronaimpfung/Stationaere-Impfangebote
hier über impfende Arztpraxen
https://arztsuchehessen.de/arztsuche/arztsuche.php?page=SARSCoV2&status=ergebnislisteSARSCoV2&SARSCoV2_plz=--alle--&SARSCoV2_ort=--alle--&SARSCoV2_stadtteil=--alle--

Mehr zu diesen Themen und weitere Meldungen finden Sie jederzeit aktuell in unserem Coronavirus-Ticker
https://www.hessenschau.de/panorama/coronavirus-in-hessen-die-wichtigsten-nachrichten-im-ticker-vom-03122021,corona-hessen-ticker-358.html

Wenn Sie sich wundern, dass nach einer fast monothematischen Montags-Ausgabe zur neuen Coronavirus-Variante das Wort "Omikron" heute noch nicht gefallen ist - das liegt daran, dass es seitdem keine neuen gesicherten Erkenntnisse gibt. Experten rechnen in etwa zwei Wochen damit. Drei Meldungen möchte ich dennoch mit Ihnen teilen:

In Deutschland sind bislang vier Fälle der Omikron-Variante durch Genomsequenzierung bestätigt worden. Alle zeigten milde Symptome, teilte das RKI mit. Bei acht weiteren Verdachtsfällen steht ein Ergebnis noch aus.
Nach der Entdeckung von zwei Fällen der Omikron-Variante des Coronavirus in einer Schule in Genf (Schweiz) sind rund 2.000 Menschen, darunter 1.600 Kinder, unter Quarantäne gestellt worden. Dadurch wollen die Behörden die Ausbreitung der Variante bremsen.
Die WHO geht derweil davon aus, dass Staaten sich auf die bisher in der Pandemie gemachten Erfahrungen stützen können. Derzeit gebe es keine Information, dass die Maßnahmen etwa gegen die Ausbreitung der aktuell noch vorherrschenden Delta-Variante nicht auch bei Omikron wirksam wären.

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