omi www1.wdr.deCorona-Newsletter des hr

Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Montag war es endlich soweit: Habemus Gesundheitsminister! Die SPD hat als letzte der drei Ampel-Parteien die Riege ihrer Ministerinnen und Minister bekannt gegeben und Karl Lauterbach als Nachfolger von Jens Spahn (CDU) vorgestellt. Am Mittwoch wurde er gemeinsam mit seinen künftigen Regierungskolleginnen und -kollegen und dem neuen Kanzler Olaf Scholz (SPD) von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernannt - und dann ging es auch schon los.

Während Lauterbach unter anderem eine Impfstoff-Inventur ankündigte, begann die Regierungsarbeit für Kanzler Scholz mit einem Bund-Länder-Treffen. Er führte auch gleich die Tradition seiner Vorgängerin Angela Merkel (CDU) fort und startete die Pressekonferenz anderthalb Stunden später als angekündigt. Beschlüsse gab es diesmal keine, man diskutierte über eine Impfpflicht und wie man einer zunehmenden Radikalisierung der Corona-Proteste begegnen könnte. Apropos Impfpflicht: Auf tagesschau.de lesen Sie, was dafür und was dagegen spricht.


Stiko empfiehlt Impfung für Kinder mit Vorerkrankungen

Spannender als die Konferenz der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten dürfte da für viele die lang ersehnte Positionierung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Corona-Impfung von Kindern unter zwölf Jahren gewesen sein. Gestern sprach sie schließlich eine erste Empfehlung für Kinder von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen und Kontakt zu Risikopatienten aus. Aber auch gesunde Kinder sollen bei individuellem Wunsch geimpft werden können, hieß es in einer Mitteilung des Expertengremiums zu einem Beschlussentwurf.
 
Eine ganz neue Relevanz könnten Kinder-Impfungen durch die Omikron-Variante des Coronavirus bekommen. In den tagesthemen sagte der Virologe Christian Drosten gestern Abend:"Was man dort sieht, ist, dass gerade die jüngsten Kinder unter fünf Jahren verstärkt ins Krankenhaus müssen mit schweren Verläufen." Über die Stiko-Empfehlung sei er deshalb froh. Insgesamt zeigte er sich aber besorgt über die Schnelligkeit, mit der sich die neue Variante in einigen Ländern ausbreite - deutlich schneller als die aktuell vorherrschende Delta-Variante.

Zur Wirksamkeit der vorhanden Impfstoffe sagte Drosten: "Die Immunität ist deutlich abgeschwächt, aber nicht null. Wer geboostert ist, hat vielleicht ungefähr so ein Immunitätsniveau wie vorher jemand, der doppelt geimpft war und ein paar Monate hat vergehen lassen." Die Impfung sei deshalb wichtig: Wer kann, solle sich jetzt mit den vorhandenen Impfstoffen boostern lassen. Bis ein angepasster Impfstoff vorliege, könnte es bis zum Frühjahr dauern. Ungeimpfte rief er dazu auf, sich angesichts der "neuen Gefahr" noch einmal zu überlegen, ob sie ihre Entscheidung aufrecht erhalten wollten.


Inzidenz in Hessen sinkt

In Hessen liegt der Anteil der Omikron-Fälle derzeit bei einem Prozent. Die landesweite Inzidenz sinkt unterdessen weiter von 266,7 am Vortag auf 264,6 am heutigen Freitag. Den höchsten Wert hat die Stadt Wiesbaden mit 505,4. Inwiefern diese Zahlen aussagekräftig sind, ist aber schwer zu beurteilen: Wegen der Überlastung der Gesundheitsämter vielerorts ist es möglich, dass nicht alle Neuinfektionen auch in den Zahlen berücksichtigt sind.

 
Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Forscher des Göttinger Max-Planck-Instituts haben berechnet, wie gut der Ansteckungsschutz durch FFP2-Masken ist. Die Ansteckungsgefahr liege mit einer korrekt getragenen FFP2-Maske nur bei 0,1 Prozent, wenn sich ein Infizierter und ein Gesunder zwanzig Minuten auf kurzer Distanz in einem Innenraum begegneten - 75 Mal wirkungsvoller als OP-Masken.


Diese drei Meldungen habe ich noch für Sie:

Ein Routine-Termin zum Stromablesen hat eine mutmaßliche Fälscherwerkstatt in Kassel auffliegen lassen. Über 800 Blanko-Impfpässe, Aufkleber und Stempel wurden beschlagnahmt, ein Mieter steht in Verdacht.

Das Politik-Magazin "Monitor" ging in dieser Woche der Frage nach, ob 2G+ in dieser vierten Corona-Welle überhaupt noch eine empfehlenswerte Maßnahme ist. Denn Untersuchungen zeigen: Viele Schnelltests sind minderwertig und wiegen Getestete in falscher Sicherheit.

Viele Impfskeptiker warten auf einen sogenannten Totimpfstoff. Der Coronavirus-Impfstoff von Novavax darf auf eine baldige EU-Zulassung hoffen. tagesschau.de geht der Frage nach, ob er wirklich ein Hoffnungsträger ist.

Foto:
©www1.wdr.de