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Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wie lief 2022 bei Ihnen bis jetzt so? Nach allem, was ich in den vergangenen Tagen so mitbekommen habe, dürfte es zumindest für viele Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und Kita-Mitarbeitende ziemlich turbulent gewesen sein. Und wenn man auf die Entwicklung der Corona-Zahlen schaut, dann wird sich das wohl in absehbarer Zeit leider auch nicht ändern ...

Neue Rekordzahlen

Freitag vor einer Woche wurden in Hessen 4.117 Neufälle gemeldet - heute waren es 7.625 Fälle. Immerhin etwas weniger als gestern, wo mit 7.895 Neuinfektionen ein neuer Rekordwert erreicht wurde. Bundesweit wurden heute 92.223 Neuinfektionen gemeldet - so viele wie noch nie.

Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in den meisten Landkreisen über 350, in zwölf Landkreisen und Städten sogar über 500. Trauriger Spitzenreiter ist aktuell Frankfurt mit 860,2 (gestern 795,8).

Dementsprechend gibt es bereits zahlreiche Hotspot-Regionen in Hessen: Die Kreise Offenbach, Hochtaunus, Fulda und Darmstadt-Dieburg sowie die Städte Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Offenbach und Kassel. Die Kreise Main-Kinzig und Groß-Gerau sind heute neu dazugekommen und morgen wird der Rheingau-Taunus-Kreis folgen. Dort greift nun unter anderem die 2G-plus-Regel für Veranstaltungen im Bereich Sport oder Kultur (mit mehr als zehn Personen), für Kinos, Gastronomie und touristische Übernachtungen in Innenräumen, 2G draußen. Hinzu kommen ein Alkoholverbot an publikumsträchtigen öffentlichen Orten sowie eine Maskenpflicht in Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen.
 
 
Omikron verbreitet sich rasant

Dass die Zahlen so schnell in die Höhe schießen, liegt laut dem Frankfurter Gesundheitsamt an der Omikron-Variante. Ihr Anteil bei den Neuinfektionen betrug am 9. Januar 83,7 Prozent. Am 2. Januar waren es noch 64 Prozent. Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer rechnet mit noch höheren Zahlen. Er sagte im Interview mit tagesschau.de, die Omikron-Welle baue sich gerade erst richtig auf.
 
 
Hospitalisierungsinzidenz sinkt leicht

Das ist alles ziemlich beunruhigend, doch ein Blick auf unsere Grafik "Entwicklung der schweren Corona-Fälle in Hessen" zeigt: Die Belegung der Krankenhausbetten entwickelt sich bislang noch nicht annähernd so dramatisch. Aktuell ist sie eher rückläufig: Die Hospitalisierungsinzidenz lag gestern bei 3,05 - etwas niedriger als noch vor einer Woche. Das könnte zum einen daran liegen, dass die Omikron-Variante zwar ansteckender, aber ansonsten weniger gefährlich sein soll als die bisherigen Varianten, zum anderen aber natürlich auch daran, dass inzwischen über 70 Prozent der Menschen in Hessen durchgeimpft und über 40 Prozent geboostert sind und die Impfung gut vor schweren Verläufen schützt. Nach einer Auswertung des RKI und des Verbands DIVI waren in der Zeit vom 14. Dezember bis 12. Januar fast zwei Drittel der Corona-Patienten auf Intensivstationen ungeimpft. Und natürlich darf man auch nicht vergessen, dass sich Neuinfektionen zeitverzögert auf die Hospitalisierungen auswirken.
 
 
Zahlreiche Neuinfektionen bei Kindern und Jugendlichen

Wer auf hessenschau.de unsere Grafik mit den Inzidenzen nach Altersgruppen verfolgt, wird vermutlich bemerkt haben, dass die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen in dieser Woche auf 928,79 hochgeschnellt ist. Das dürfte daran liegen, dass die Weihnachtsferien vorbei sind und die Schule wieder angefangen hat - verbunden mit regelmäßigen Tests.

In der Altersgruppe fünf bis elf Jahre sind zur Zeit 11,2 Prozent der Kinder mindestens einmal geimpft, in der Gruppe zwölf bis 17 Jahre sind es 61 Prozent. Gestern hatte die Stiko entschieden, dass auch Kinder ab zwölf Jahren eine Corona-Auffrischungsimpfung erhalten sollen.
 
 
Spaziergänge, die keine sind

In dieser Woche gab es wieder zahlreiche Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen, unter anderem in Fulda, Gießen und Darmstadt mit insgesamt rund 15.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Dabei handelte es sich zum Großteil um nicht angemeldete Versammlungen, die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser Veranstaltungen gerne als "Spaziergang" bezeichnet werden. In der vergangenen Woche ging ein Video im Internet viral, in dem ein Polizist sehr deutlich sagt, was er von dieser Bezeichnung hält: "Sie wollen nicht spazieren gehen. Sie wollen uns verarschen."


Mehr Bücher und mehr Geburten

Es gibt aber immer auch mal positive Nachrichten rund um Corona. Zum Beispiel die, dass die Buchbranche ein deutliches Umsatzplus im zweiten Halbjahr 2021 vermelden konnte. Die Deutschen lesen in der Pandemie mehr. Allerdings kaufen sie ihre Bücher am liebsten Online - schlecht für die vielen schönen Buchhandlungen in Hessen!


Und Corona senkt indirekt den Altersschnitt der Bundesbürgerinnen und -bürger! Mehrere Standesämter in Hessen haben im vergangenen Jahr mehr Geburten beurkundet und berichten teils von Rekordzahlen: In Kassel wurden so viele Geburtsurkunden wie seit 1971 nicht mehr ausgestellt, in Frankfurt gab es einen neuen Rekord und auch in Darmstadt gibt es bald viel neue Kundschaft für die örtlichen Kitas: 2020 wurden 4.215 Kinder geboren, 2021 waren es 4.745. Die Frage, wie sich die Hessen die Zeit im Lockdown vertrieben haben, dürfte damit zumindest zum Teil beantwortet sein ...


Diese vier Themen hätte ich noch für Sie:

Priorisierungen bei Impfungen kennen wir aus dem vergangenen Jahr - jetzt könnte es aber Priorisierungen bei PCR-Tests geben. Grund dafür ist, dass durch die vielen Neuinfektionen so viele Proben auszuwerten sind, dass die Labore kaum noch hinterher kommen.
 
Das Lichtkunst-Festival "Luminale" in Frankfurt ist schon einmal Corona zum Opfer gefallen und wird auch in diesem Jahr leider nicht stattfinden können. Sehr schade.

Omikron zwingt auch uns zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Die "hessenschau" wird seit dieser Woche zum Beispiel aus zwei Studios gesendet, damit die beiden Personen vor der Kamera sich nicht ohne Maske begegnen.

Eigentlich war dieser Newsletter schon fertig, als uns noch diese Meldung erreichte: Der Bundesrat hat den neuen Quarantäneregeln für Corona-Infizierte und deren Kontaktpersonen zugestimmt. Geboosterte Personen müssen sich demnach nicht mehr in Quarantäne begeben.

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