Corona-Newsletter des hr
Sven-Oliver Schibat
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In dem Moment, in dem Sie diesen Newsletter lesen, haben sie wahrscheinlich schon begonnen: Die Olympischen Spiele in China. Die Veranstaltung erntete im Vorfeld gleich aus mehreren Gründen Kritik. Zum einen, weil China es mit den Menschenrechten und der Pressefreiheit nicht so genau nimmt. Zum anderen, weil die Pandemie-Lage dank Omikron auch in China wieder schwieriger wird. So wurden bereits vor Beginn der Veranstaltung bis jetzt 308 Corona-Fälle im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen registriert. Die deutsche Bobfahrerin Kim Kalicki aus Wiesbaden wird deswegen die Eröffnung der Spiele sausen lassen: "Ich würde mir in den Hintern beißen, wenn ich hingehe, mich da infizieren würde und dann nicht fahren könnte."
Omikron auf "Erfolgskurs"
Aber zurück nach Hessen: In Frankfurt wurden schon jetzt mehr Corona-Fälle registriert als im gesamten Jahr 2021: Über 50.400 Fälle waren es bis jetzt in 2022, während es 2021 rund 49.200 Fälle waren. 2020 waren es übrigens rund 21.000 Corona-Fälle.
Und das ist auch ungefähr die Zahl der Corona-Fälle, die gestern in Hessen registriert wurde: 20.393 Neuinfektionen. Die Inzidenz liegt aktuell bei 1.622. Sie wissen es vermutlich, aber ich erwähne es zur Sicherheit trotzdem: Wahrscheinlich liegt die Inzidenz sogar noch höher. Mehr dazu finden Sie in diesem Artikel von Ende Januar. Die Städte und Kreise mit den höchsten Inzidenzen in Hessen finden Sie hier:
https://www.hessenschau.de/panorama/coronavirus-in-hessen-die-wichtigsten-nachrichten-im-ticker--20393-neuinfektionen---inzidenz-ueber-1600,corona-hessen-ticker-358.html#a4efae7c-8f8b-4403-99f5-011e8bb2660c
Vergleicht man die Zahlen von diesem mit denen vom vorigen Winter, dann wirken sie sehr beängstigend. Man muss schon ins Detail gehen, um zu erkennen, warum diese Welle nicht mit der vom vergangenen Jahr zu vergleichen ist. Mein Kollege Jan Eggers hat sich des Themas mal angenommen und das Ergebnis finden Sie im nächsten Beitrag. Für die, die keine Zeit für den Artikel haben, verrate ich hier schon das Fazit seiner Recherche: Impfungen schützen!
Impfziel verfehlt
Umso bedauerlicher ist es, dass das Impftempo in Deutschland zuletzt wieder deutlich gesunken ist. Ende Dezember hatte die Bundesregierung sich noch ausgesprochen zuversichtlich gezeigt, bis Ende Januar 80 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens einmal gegen Corona geimpft zu haben. Stand heute (4. Februar) sind es aber nur 75,9 Prozent der Bevölkerung. Ziel verfehlt.
Positiv auf diese Quote könnte sich vielleicht die Tatsache auswirken, dass die Stiko in dieser Woche den Einsatz des Novavax-Impfstoffs ab 18 Jahren empfohlen hat. Außerdem wurde eine vierte Impfung für besonders stark gefährdete Gruppen, wie zum Beispiel bei über 70-Jährigen, empfohlen. Im Vogelsberg soll der Novavax-Impfstoff ab März verimpft werden.
Ob die einrichtungsbezogene Impfpflicht, die am 16. März in Kraft treten soll, die Impfquote verbessern oder am Ende eher für eine Verschärfung des Personalmangels im Gesundheitswesen sorgen wird, bleibt abzuwarten. In verschiedenen Zeitungen waren in den vergangenen Wochen vermehrt Stellengesuche von ungeimpften Pflegekräften aufgetaucht. Die meisten dieser Anzeigen dürften jedoch ein Fake gewesen sein. In diesem Artikel vom rbb finden Sie mehr zu dieser wahrscheinlich über Telegram-Gruppen koordinierten Aktion.
Ebenfalls mit Vorsicht zu genießen sind die Ergebnisse von Online-Umfragen, die ebenfalls gezielt von Impfgegnern manipuliert werden, wie dieser Artikel von tagesschau.de zeigt. Auch dabei spielt Telegram eine wichtige Rolle. Der Messenger-Dienst ist für Corona-Leugner und Verschwörungsideologen die wichtigste Plattform zur Verbreitung ihrer Inhalte und Aufrufen zu Demonstrationen oder sogar zu Gewaltttaten. Bislang war es nicht gelungen, Kontakt mit dem Unternehmen aufzunehmen. Nach Angaben des Innenministeriums soll es jetzt aber eine Videokonferenz mit der Unternehmensspitze gegeben haben. Telegram soll dabei größtmögliche Kooperationsbereitschaft mit den deutschen Behörden zugesichert haben.
Zeit für Lockerungen?
Während in Deutschland die Zahlen also weiter steigen, wird in vielen Ländern bereits kräftig gelockert: Dänemark hat in dieser Woche seine Corona-Beschränkungen beendet, Südafrika hat ebenfalls fast alle Maßnahmen aufgehoben und auch in Schweden ist kommende Woche wieder Schluss mit Restriktionen. Dementsprechend werden auch bei uns die Rufe nach einer Exit-Strategie immer lauter. Experten sehen das hingegen kritisch: Bei steigenden Zahlen zu lockern sei zu früh. Und auch die Bundesregierung hat Hoffnungen auf baldige Lockerungen gedämpft: Voraussetzung seien sinkende Fallzahlen. Der Virologe Christian Drosten sieht diesbezüglich Ostern als "Planungshorizont" für eine Entspannung der Pandemie-Lage in Deutschland. Den Höhepunkt der aktuellen Omikron-Welle sehen Forscher aus Marburg Ende Februar oder Mitte März.
Hessen möchte zumindest bei der 2G-Regel nicht mehr so lange warten. So soll ab nächster Woche die 2G-Regel im Einzelhandel wieder abgeschafft werden. Ein genaues Datum ist uns aktuell nicht bekannt. An ihre Stelle soll eine FFP2-Maskenpflicht rücken. In Hanau, Darmstadt und Bad Nauheim gibt es schon jetzt keine 2G-Kontrollen mehr. Eine weitere Änderung betrifft die hessischen Stadien: Dort soll zukünftig wieder vor bis zu 10.000 Fans gespielt werden dürfen.
Als Spielverderber könnte jedoch der Omikron-Subtyp BA.2 dienen. BA.2 gilt aktuell als noch ansteckender und auch die Immunflucht-Fähigkeiten sollen hier ausgeprägter sein. Als Immunflucht bezeichnet man es, wenn Viren die Immunabwehr des Körpers (sei es durch Impfung oder vorherige Infektion) umgehen. Noch spielt BA.2 im deutschen Infektionsgeschehen mit einem Anteil von 5,1 Prozent keine große Rolle. Experten gehen jedoch davon aus, dass BA.2 den bisherigen Omikron-Subtyp BA.1 in Deutschland ablösen wird.
Und dann hätte ich noch diese drei Themen für Sie:Wie sinnvoll waren die Lockdowns? Wurden damit wirklich Leben gerettet? Eine Studie sagt: Nein. Andere Maßnahmen waren wesentlich effektiver. Vor allen Dingen die ungeliebten Masken kamen bei einer entsprechenden Studie gut weg.Meine Corona-Warn-App zeigte mir heute mal wieder eine "Begegnung mit niedrigem Risiko", nachdem sie neulich sogar rot war. Es ist momentan echt schwierig, Corona aus dem Weg zu gehen. Aber was ist im Falle einer Infektion zu tun? Woran erkennt man eine Erkrankung? Auf tagesschau.de finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten.Kinder und Jugendliche bitten wegen der Corona-Pandemie immer häufiger um psychologischen Beistand. Nun gibt es heute auch noch Zeugnisse und ich erinnere mich nur zu gut, dass das nicht immer ein Anlass für gute Stimmung war. Deswegen die Bitte: Drücken Sie bei der einen oder anderen Note vielleicht mal ein Auge zu. Die Schülerinnen und Schüler haben es zur Zeit eh schon schwer genug. Übrigens: Die Inzidenz in der Altersklasse 5 bis 14 Jahre liegt aktuell bei 4.231,75 - so hoch wie in keiner anderen Altersklasse!
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