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Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Haben Sie die Geschichte von unserem Fastnachtsvideo mitbekommen, das gerade in Südostasien viral geht? Fast 90 Millionen Klicks hat der Ausschnitt aus der hr-Sendung "Rosa Wölkchen" bereits auf dem Zähler. Der mögliche Grund dafür ist übrigens noch überraschender. Die aktuellen Corona-Zahlen in Hessen sind zum Glück nicht einmal annähernd so hoch.

Die Kurve flacht ab

Zum ersten Mal seit Wochen kann man vermelden: Die Inzidenz in Hessen ist leicht gesunken. Zwar ist die Hessenkarte mit der Sieben-Tage-Inzidenz nach Kreisen inzwischen vollständig lila, was bedeutet, dass die Inzidenz überall in Hessen über 1.000 liegt, aber die hessenweite Inzidenz ist von 1.674 am Donnerstag auf heute 1.668 gefallen. Bedeutet das jetzt, dass der Höhepunkt der Welle erreicht ist und es jetzt wieder bergab geht? Vielleicht. Vielleicht sind aber auch nur die Testkapazitäten an ihrer Obergrenze angelangt oder es gibt irgendwo Proleme mit der Dateneingabe. Bevor wir uns also zu früh über eine Trendwende freuen, freuen wir uns lieber über den ausgebliebenen neuen Inzidenz-Höhepunkt und warten ab. Bundesweit ist die Inzidenz nämlich weiter gestiegen: Von 1465,4 auf 1472,2.


Neue Regeln in Hessen

Seit Montag gelten bei uns wieder einmal neue Corona-Regeln: 2G im Einzelhandel ist Geschichte, dafür müssen jetzt alle ab 16 Jahren eine FFP2-Maske tragen. Bei Großveranstaltungen, in Restaurants und Kinos gilt 2G Plus, die Hotspot-Regelung wurde aufgehoben, es gibt keine Maskenpflicht mehr in Fußgängerzonen und Prostitutionsstätten dürfen mit Auflagen wieder öffnen. Genauer können Sie es hier nachlesen. Und in diesem Artikel haben wir die wichtigsten Fragen zur FFP2-Maskenpflicht für Sie zusammengefasst. Falls Sie bei den ständigen Änderungen allmählich den Überblick verloren haben: Trösten Sie sich - selbst die Behörden blicken zum Teil nicht mehr durch.

Auch für die Sportfans gibt es Änderungen: In hessischen Stadien und Hallen sind wieder mehr Fans zugelassen. Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche gehen die Lockerungen aber noch nicht weit genug: Er fordert die Vollauslastung der Stadien. Und über die 2G-Plus-Regeln für die Gastronomie sind die Gastwirte nicht begeistert und fordern ebenfalls Lockerungen - was wiederum die Virologen nicht gut finden, da man in Restaurants viel Zeit ohne Maske verbringt und die Ansteckungsgefahr daher entsprechend hoch ist. Weitere Kritik an den neuen Regeln kam auch aus der Kultur-Ecke: Die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) kritisierte, dass in Hessen nur 30 Prozent der Karten für Veranstaltungen verkauft werden dürften, während die Grenze in anderen Bundesländern viel höher liegen würde. Die gebeutelte Kinobranche wird ihr da sicher zustimmen. Wurden im Jahr 2019 noch rund neun Millionen Kinotickets verkauft, waren es 2021 nur noch 3,1 Millionen Tickets.


Keine Corona-Maßnahmen mehr ab 20. März?

Bei unseren Nachbarn in Dänemark sind bekanntlich bereits alle Corona-Regeln abgeschafft worden und man hat beschlossen, dass die Pandemie dort vorbei ist. Selbst für positiv Getestete gibt es keine Isolations- oder Maskenpflicht mehr - und das trotz weiterhin enormer Inzidenzen. "Dänemark hat vor Corona kapituliert", sagen da manche. Andere sagen, dass die Fallzahlen zwar hoch seien, die Krankheitslast aber niedrig sei und es deswegen keinen Grund mehr Beschränkungen gäbe. Mehr dazu in diesem Artikel auf tagesschau.de. Sollten also auch wir uns die hohen Inzidenzen egal sein lassen und die Maßnahmen wieder fallen lassen? Wenn es nach der FDP geht, dann sollte der 20. März der deutsche "Freedom Day" werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte derweil davor, die Pandemie mit so einem Schritt unnötig in die Länge zu ziehen - nicht zuletzt wegen des Omikron-Subtyps BA.2, der noch ansteckender als Omikron sein soll und seinen Anteil in Deutschland von rund fünf Prozent in der Vorwoche auf 8,1 Prozent steigern konnte. Am 16. Februar werden Bund und Länder erneut über die Corona-Lage sprechen. Danach wissen wir mehr über den weiteren Pandemie-Fahrplan.


Zahlreiche Strafdelikte mit Corona-Bezug

Ich könnte jetzt noch auf den Streit über die Teil-Impfpflicht eingehen, der momentan die Politik in Atem hält, aber aus Platzgründen (Sie wollen sicherlich nicht den Rest des Tages nur mit diesem Newsletter verbringen) schauen wir lieber auf den Themenblock "Querdenker & Maßnahmengegner": Die Kriminalitätsstatistik in Hessen weist für das zweite Corona-Jahr so wenige Straftaten wie seit 1980 aus, aber dafür jede Menge Straftaten mit Corona-Bezug. Zudem gingen über die Meldestelle "Hessen gegen Hetze" 1.400 Meldungen ein, von denen 600 Straftatbestände wie Beleidigung oder Volksverhetzung erfüllten.

Ebenfalls stark gestiegen ist die Zahl der Beratungsfälle wegen Verschwörungsideologien. Der Referent für Weltanschauungsfragen der evangelischen Kirchen, Oliver Koch, sagte, er sehe daran Familien und Partnerschaften zerbrechen. So habe eine Studentin eine Beratung ersucht, deren Opa im Garten einen Bunker baue und sich weigere, importierte Lebensmittel zu essen. In einem anderen Fall habe eine junge Frau um Beratung gebeten, deren Vater ein Leugner der Corona-Pandemie sei und den selbst eine Covid-19-Erkrankung mit Koma auf der Intensivstation nicht bekehrt habe, berichtete Koch. Der Vater beharre darauf, von der Medizin nur als "Versuchskaninchen" missbraucht worden zu sein. Koch sagte weiterhin, dass ein Abdriften in so eine Parallelwelt sich in wenigen Wochen vollziehen könne.

Zum Abschluss dieses Teils des Newsletters habe ich noch diese drei Themen für Sie:Es gibt wieder eine Meldung aus der Rubrik "Der positive Einfluss der Pandemie auf die Umwelt": In Limburg und Frankfurt gibt es vorerst keine Fahrverbote, weil 2021 erstmals die Grenzwerte für schädliches Stickstoffoxid in der Luft eingehalten wurden.Das wunderschöne Willingen hatte vor Corona den Ruf, eine Art nordhessisches Mallorca zu sein - weil es jedes Wochenende zum Party-Hotspot wurde. An diesem Image möchte man fortan arbeiten und statt Junggesellenabschiede lieber Familien und Sportbegeisterte anlocken. Wie das gelingen soll, erfahren Sie hier.Die Impfquote sinkt und viele fordern deswegen eine Impfpflicht. In Bad Nauheim hat man es auf einem anderen Weg versucht, bei dem ein kleines Wort entscheidend war. Und es war ausnahmsweise nicht das Zauberwort "Bitte" ...

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