Bildschirmfoto 2022 03 11 um 23.41.36Corona-Newsletter des hr

Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - ich steige mit einem Hinweis in eigener Sache ein: Wer schon länger bei diesem Newsletter dabei ist und ihn in der Regel auf einem Smartphone liest, dürfte schon jetzt bemerkt haben, dass irgendwas anders ist - zum Beispiel die Schriftgröße. Das liegt daran, dass wir die technische Basis unseres Newsletters ausgetauscht haben. Ab sofort sieht unser Newsletter also besser aus und ist dazu auch noch besser lesbar. Und weil wir gerne wissen würden, wie Ihnen das gefällt, haben wir hier eine kleine Umfrage vorbereitet. Wir würden uns sehr über eine rege Teilnahme freuen!

Schluss mit sinkenden Zahlen

Der Newsletter sieht also besser aus, doch die Nachrichten werden dadurch nicht angenehmer. Die Zeit der sinkenden Zahlen scheint vorerst vorbei zu sein, denn seit einer Woche geht es bundesweit und seit dem vergangenen Wochenende auch in Hessen leider wieder bergauf: Gestern wurde in Hessen wieder die 1.000er Marke überschritten. Dazu gab es gestern bundesweit einen neuen Höchststand an Neuinfektionen und auch der Anteil an positiven PCR-Tests hat in dieser Woche ein Rekordhoch erreicht. Aktuell sterben momentan zwischen 200 und 250 Menschen pro Tag in Deutschland an oder mit Corona. Wir wissen aber auch, dass neben einem tödlichen Verlauf auch Long Covid eine Folge einer Corona-Infektion sein kann. Das Risiko hierfür ist laut einer neuen Studie umso höher, je mehr Vorerkrankungen jemand hat.

Die höchste Inzidenz gibt es dabei aktuell bei den Fünf- bis 24-Jährigen. Die Hospitalisierungsinzidenz in Hessen ist mit 6,47 zwar erneut gestiegen, es sind aber weniger Corona-Fälle auf den Intensivstationen als vor einer Woche. Der Bioninformatiker Lars Kaderali aus Greifswald sieht Deutschland in einer neuen Corona-Welle - dabei war die "alte" Welle doch noch gar nicht vorbei. Schuld sei die Kombination aus den bisherigen Lockerungen und des Omikron-Subtyps BA.2. Auch der Frankfurter Virologe Martin Stürmer sagte in dieser Woche im Gespräch mit hessenschau.de, dass die frühen Lockerungen womöglich für den erneuten Anstieg verantwortlich sein könnten.


Neuer Corona-Fahrplan ab 20. März

Dennoch soll weiter gelockert werden: Die Ampel-Koalition hat sich in dieser Woche auf neue Corona-Regeln geeinigt, die - sofern sie final abgesegnet werden - ab dem 20. März gelten sollen. Danach soll es laut Justizminister Marco Buschmann (FDP) "so gut wie keine Einschränkungen mehr geben". Ausnahmen seien Tests dort, wo es viele vulnerable Menschen gebe und Masken etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln. Dazu soll es noch eine Hotspot-Regel geben, die bei einer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems oder gefährlichen neuen Varianten Verschärfungen zulassen würde.

Die Begeisterung über diese neuen Regeln hält sich bei einigen jedoch sehr in Grenzen: Weltärztebund-Vorsitzender Frank Ulrich Montgomery sagte zum Beispiel, bei den neuen Regeln regiere das Prinzip Hoffnung und man habe alle sinnvollen Maßnahmen "erfolgreich zerredet". Und auch der hessische Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) hat sich kritisch geäußert: "Was bisher zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf dem Tisch liegt, wird der nach wie vor angespannten Situation nicht gerecht", schrieb er am Donnerstag auf Twitter.

Das Impftempo in Hessen ist weiter rückläufig
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Impfungen weiter rückläufig

Von Mittwoch auf Donnerstag gab es in Hessen nur noch 426 Erstimpfungen. Das liegt aber nicht daran, dass inzwischen so viele Menschen in Hessen geimpft sind, sondern dass einfach kaum noch jemand sich impfen lässt. Die Zahlen sind seit Wochen rückläufig. Daran konnte auch die Einführung des Impfstoffes von Novavax nichts ändern: Bis vergangenen Mittwoch haben sich lediglich etwas mehr als 1.500 Menschen mit dem Impfstoff impfen lassen. In Wiesbaden mussten aufgrund der geringen Nachfrage sogar Impftermine abgesagt werden. Die Impflücke wird sich also wohl auch mit diesem Impfstoff nicht schließen lassen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) führt die geringe Nachfrage auch auf verschiedene Gerüchte in sozialen Medien zurück.


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Impfungen für Flüchtlinge

Momentan kommen viele Flüchtlinge aus der Ukraine nach Hessen. In ihrer Heimat liegt die Quote der vollständigen Impfungen bei rund 35 Prozent. Zudem wurden dort die in der EU nicht zugelassenen Impfstoffe Sinovac aus China und Sputnik aus Russland verimpft. Sie können sich daher hier vier Wochen nach ihrer letzten Impfung erneut mit einem in Deutschland zugelassenen Impfstoff impfen lassen. Verantwortlich dafür sind die Kreise und kreisfreien Städte. In Frankfurt zum Beispiel werden mobile Impfteams zu den Hallen geschickt, in denen aktuell 700 bis 1.000 Geflüchtete untergebracht werden.


Und jetzt hätte ich noch kurz diese drei Themen für Sie:

Moderna will in 92 Ländern auf den Patentschutz für seinen Impfstoff verzichten, um so mehr Menschen in schwach- und mittelentwickelten Ländern eine Impfung zu ermöglichen.

Die offizielle Zahl der Todesfälle weltweit im Zusammenhang mit Corona hat die Marke von sechs Millionen überschritten. Einer Studie zufolge könnten es aber deutlich mehr Tote sein - nämlich dreimal so viele.

Ich bin froh, dass es nicht nur bei mir so ist: Kinder und Jugendliche verbringen in der Pandemie deutlich mehr Zeit mit Videostreaming. Der Anteil der Intensivnutzer soll sich sogar um 180 Prozent erhöht haben.

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©Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer Bild © Imago Images