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Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Haben Sie gestern auch so einen unwirklichen Sonnenuntergang gesehen? Er war bei mir zwar nicht ganz so überwältigend wie auf diesem Bild bei Instagram, aber er ging schon in die Richtung. Der Sahara-Staub hat ganze Arbeit geleistet.


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Die Zahlen steigen und steigen ...

Weniger schön anzusehen ist die Kurve der Sieben-Tage-Inzidenz. In Hessen ist sie heute auf 1.259 gestiegen, bundesweit auf 1.706. Zudem sind bundesweit wieder 226 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Die Hospitalisierungsinzidenz kletterte gestern auf 7,01.

Da erscheint es manchen nicht nachvollziehbar, warum beim Bund-Länder-Gipfel gestern weiter an den geplanten Lockerungen festgehalten wurde. Auch die Länder zeigten sich unzufrieden mit der Entscheidung. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) beklagte: "Es gab keine Einbeziehung der Länder." Der Bund habe einen Paradigmenwechsel vorgenommen und müsse dementsprechend die weitere Entwicklung der Pandemie nun verantworten. Hessen hatte schon vorab verkündet, die Corona-Maßnahmen bis zum 2. April zu verlängern. Danach bleibe aber nicht mehr viel übrig, sagte Bouffier nun. Es gebe zwar noch Möglichkeiten in Einrichtungen für vulnerable Gruppen, also in Altenheimen und Krankenhäusern, "aber die Maskenpflicht in Geschäften oder die G-Regelungen - das ist dann alles weg", sagte Bouffier. Das neue Gesetz der Bundesregierung wurde heute vom Bundestag beschlossen und kommt als nächstes in den Bundesrat - zustimmungspflichtig ist es dort aber nicht.

Zuvor hatte der Intensivmediziner Christian Karagiannidis den Bund aufgerufen, bei den künftigen Corona-Schutzregeln auf eine breiter angelegte Maskenpflicht zu setzen. Schutzmaßnahmen könnten nicht auf ein bestimmtes Datum gelegt werden, sondern müssten sich an Zahlen orientieren. Die besser übertragbare Omikron-Subvariante BA.2 habe noch einmal für einen deutlichen Anstieg der Zahlen gesorgt. Die Variante hat bei den Neuinfektionen inzwischen einen Anteil von 62 Prozent.

Im Interview mit tagesschau.de sagte der Epidemiologe Prof. Hajo Zeeb, dass die Fallzahlen im Sommer sinken dürften und man darauf mit Lockerungen warten sollte. Noch sei es zu früh.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wies darauf hin, dass man nicht weiter das ganze Land unter Schutz stellen könne, "um eine kleine Gruppe von Impfunwilligen und denjenigen, die nicht bereit sind die Maßnahmen mitzutragen" zu schützen. Laut ARD-DeutschlandTrend sind 61 Prozent der Menschen in Deutschland gegen eine Aufhebung der Maskenpflicht.

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Veranstalter fordert volle Konzerthäuser

Mit Blick auf die geplanten umfassenden Corona-Lockerungen hat der Geschäftsführer des Konzertveranstalters Live Nation in Frankfurt, Marek Lieberberg, eine rasche Aufhebung der Einschränkungen für die Branche gefordert. Er hoffe, dass die Konzerträume wieder maximal ausgelastet werden können.

Übrigens hängen an meiner Pinnwand diverse Konzertkarten, die vor der Pandemie gekauft wurden und bislang nicht zum Einsatz kamen. Zwei davon konnten diese Woche tatsächlich eingelöst werden. Der Filmmusik-Komponist Hans Zimmer spielte in einer sehr gut gefüllten Lanxess-Arena in Köln vor tausenden Fans und ich kann Ihnen sagen: Es fühlte sich schon komisch an, nach zwei Jahren erstmals wieder mit so vielen Menschen, von denen die meisten Anwesenden sich brav an die Maskenpflicht hielten, dicht an dicht mehrere Stunden in einer Halle zu sitzen.

Einige dürften da lieber auf die Saison der Open-Air-Veranstaltungen warten. Für alle Freunde von Freiluftkinos und Konzerten unter freiem Himmel gibt es deswegen eine gute Nachricht: Die hessische Landesregierung plant auch in diesem Jahr, derartige Veranstaltungen mit zusätzlichen finanziellen Mitteln zu fördern. Dafür vorgesehen sind fünf Millionen Euro, wie das Ministerium für Wissenschaft und Kunst am Mittwoch ankündigte.

 
Corona und die Justiz

Auch zwei Jahre nach Pandemiebeginn sind die hessischen Gerichte mit Corona beschäftigt. Die juristische Aufarbeitung der Pandemie werde die Gerichte wohl noch Jahre beschäftigen, sagte OLG-Präsident Roman Poseck in Frankfurt. Dabei geht es nicht nur um tausende Bußgeldverfahren, sondern auch um abgesagte Messen, Reisen und Hochzeitsfeiern, Betriebsschließungen, den eingestellten Spielbetrieb in den Fußballligen sowie die Impfung von Kindern und Jugendlichen. Besonders viele Strafverfahren habe es wegen gefälschter Impfpässe gegeben.

In Fulda hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei Ärzte aus Gersfeld erhoben, die im Zeitraum Mai 2020 bis Mai 2021 eine Vielzahl sogenannter Maskenbefreiungsatteste ohne eine nähere Untersuchung oder medizinisch begründete Notwendigkeit ausgestellt haben sollen.

Und wo wir schon bei Masken sind: Die Antidiskriminierungsstelle des hessischen Sozialministeriums hat in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Anfragen zur Maskenpflicht in Geschäften erhalten. Menschen hätten sich diskriminiert gefühlt, weil sie nicht ohne Mund-Nasen-Bedeckung in ein Geschäft gelassen worden seien - trotz Vorlage eines ärztlichen Attests, dass die Maske nicht getragen werden könne.


Jetzt habe ich noch kurz diese drei Themen für Sie:

Während Corona haben sich viele Menschen Haustiere angeschafft. Leider haben sich manche Menschen zum Beispiel offenbar nicht darüber informiert, was passiert, wenn man ein weibliches und ein männliches Kaninchen gemeinsam in einen Käfig setzt. Die Tierheime rechnen in den kommenden Monaten mit einer großen Abgabewelle.Wie lange hält die Immunität nach einer Corona-Infektion? Das kommt darauf an, ob man ein Kind oder ein Erwachsener ist. Und ob man geimpft ist oder nicht. Aktuelle Studien zeigen spannende Antworten auf diese Frage. Die Frankfurter Uniklinik sucht Probanden für eine Studie zur vierten Corona-Impfung. Die Forscher möchten herausfinden, wie sich die Wirkung einer vierten Impfung mit den Impfstoffen von Biontech und Moderna unterscheidet. Gesucht werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab 75 Jahren, die bereits dreimal geimpft wurden.

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