Wissenschaftlich berechnet vom Mathematikprofessor Matthias Ludwig an der Goethe-Universität
Hartwig Handball
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Na, das hören wir doch gerne, daß nicht nur die Fangemeinde die SGE vorne sieht, die müssen das ja sozusagen, aus Zweckoptimismus und um der eigenen Mannschaft Rückendeckung, emotionale Wärme und gemeinschaftliche Zuversicht zu geben. Ein wenig Würze, also Druck ebenso. Aber auch die objektiv genannte Wissenschaft, die Mathematik erst recht tendiert in diese Richtung: Mathematikprofessor Matthias Ludwig sieht Eintracht Frankfurt bei Siegchancen vorn: ihr Mannschaftswert sei deutlich höher, sprich, sie hat die teuere Mannschaft. Na, das allerdings, solche Argumente, die nicht die Leidenschaft, sondern den Marktwert betreffen, hören wir weniger gerne.
„Eintracht Frankfurt kann das ganz große Ding schaffen“, sagt Prof. Matthias Ludwig, Mathematikdidaktiker an der Goethe-Universität. Ludwig betreibt mit seinem Team das Portal fussballmathe.de. Dort werden auf der Grundlage von verschiedenen Parametern die fußballerischen Wahrscheinlichkeiten berechnet, wer am Ende der Bundesliga oder der Welt- und Europameisterschaft die Nase vorn hat. Auch die Probabilität für das Finale der Europa-League in Sevilla zwischen Eintracht Frankfurt und den FC Rangers aus Glasgow wurde von Ludwig und seinem Team mathematisch berechnet. Demnach ist Frankfurt leicht im Vorteil.
„Was für Eintracht Frankfurt spricht, ist der Mannschaftswert. Dieser liegt bei knapp 200 Millionen Euro, die Rangers kämen nur auf 132,5 Millionen Euro“, betont Ludwig. Verwende man diese Werte für die Berechnung der Frankfurter Siegchancen, ergebe sich nach 90 Minuten Spielzeit eine Wahrscheinlichkeit von 44 Prozent für den Sieg der SGE, 25 Prozent für ein Unentschieden und 31 Prozent für eine Niederlage. „Bei einem Elfmeterschießen steigen die Chancen der Frankfurter auf 56 Prozent“, sagt Ludwig. Noch größer falle die Differenz aus, wenn man die wahrscheinliche Startelf zugrunde lege. Dann sei die Frankfurter Mannschaft ungefähr zweieinhalb so viel wert wie die der Schotten. „Dann steigt die Chance, nach 90 Minuten zu gewinnen, für Frankfurt immerhin auf 48 Prozent, nach 120 Minuten sogar auf 61 Prozent.“ Hinzurechnen könne man dann auch noch den positiven Auswärtsfaktor der Eintracht.
Wenngleich der FC Rangers momentan die Meisterschaft in der schottischen Liga anführe, möchte Matthias Ludwig die Mannschaft aus Glasgow nicht überschätzt sehen. „Die durchschnittliche Spielstärke der schottischen Liga ist niedriger als die der zweiten Liga“, erklärt der Mathematiker. Im internationalen Fußball-Ratingsystem Elo komme Glasgow auf 1.707 Punkte, Frankfurt als nur Elfter der Bundesliga auf 1.735 Punkte. „Eintracht Frankfurt musste auf dem Weg ins Finale wirklich große Mannschaften wie den FC Barcelona und West Ham United besiegen; demgegenüber hatten die Rangers insgesamt eher ein mittelschweres Programm.“ Immerhin, gibt Ludwig auch zu bedenken, hätten sie aber auf dem Weg ins Finale zwei deutsche Mannschaften ausgeschaltet – Leipzig und Dortmund –, die in der nächsten Saison in der Champions League spielen werden. So gesehen könnten sich die Schotten im Stadion Ramón Sánchez-Pizjuán noch als harte Nuss entpuppen.
fussballmathe.de ist ein Projekt des Instituts für Didaktik der Mathematik und Informatik an der Goethe-Universität Frankfurt in Kooperation mit der Stiftung Rechnen. https://fussballmathe.de
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