Kurt Nelhiebel
Bremen (Weltexpresso) – Schnell hat das Frühjahr sich diesmal aus dem Staube gemacht, als könnte es den Anblick des in sich gekehrten durstigen Rhododendrons nicht länger ertragen. Nur ab und zu ein kurzer Regeguss war wohl zu wenig für den gewaltigen Burschen unter dem Blutpflaumenbaum.
Die gelbe Azalee, deren betörender Blütenduft, auch noch im hintersten Winkel des Gartens die Illusion von hundert offenen Honiggläsern erweckt, brachte überhaupt keine Blüte hervor. Dafür hat der knallrote Zwergrhododendron, dem vor ein paar Jahren der Atem buchstäblich auszugehen schien, sich zwei Wochen lang in Schale geworfen und sämtliche Blicke auf sich gezogen. Der Ginster allerdings hat seine Blüten schon lange verloren.
Ein paar Tage noch dann wird die blaue Ballonblume das Regiment auf der Terrasse übernehmen und alles was links und rechts von ihr gedeiht auf die Plätze verweisen. Allein ihr Werden und Verblühen sind ein Schauspiel für sich, wenn Hummeln und Schmetterlinge sie umtänzeln. Ob das Tagpfauenauge mit seinem Auftritt noch wartet, bis der Sommerflieder seine Blütenkelche öffnet, steht in den Sternen. Zu sehen war er noch nicht. Behäbig steht die Hortensie an der Treppe. Von ihren Blüten sind vorerst nur kleine gelbe Knospen zu sehen.
Derweil hat die Akeley ihre blaue Pracht abgeworfen, während der Lavendel still vor sich hin blüht und die großen Margeriten unter dem Flieder darauf warten, dass die Birke vom nächsten Schauer noch etwas für sie übrig lässt. Vorerst ist der Himmel noch blau und ein Schwarm Seemöwen zieht dort in einer Thermikblase elegant seine Kreise. Die Kondensstreifen eines Ferienfliegers weit über ihnen künden davon, dass Sommer ist.
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