Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Berlin, Teil 188
Der Paritätische
Berlin (Weltexpresso) - Der Name war Programm: Vernetzung, Austausch und Best Practice waren zentral beim „Vernetzungstreffen Klimaschutz“ in Berlin. Eingeladen haben das Paritätische Netzwerk Innovation des Paritätischen Berlin und das Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ des Paritätischen Gesamtverbands.
In einer ersten Vernetzungsrunde konnten sich die Teilnehmer*innen, die überwiegend aus Einrichtungen der Sozialen Arbeit kamen, kennenlernen und zu ihrer Motivation, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, austauschen.
Anschließend stellte Jana Höftmann-Leben die Aktivitäten der Die Reha e.V. zum Klimaschutz und das eigene Projekt „unser klima“ vor. Die Reha e.V. vermittelt Themen wie Umweltschutz und ressourcenorientiertes Handeln an Menschen mit Behinderung, da diese noch viel zu oft „außen vor“ seien, wenn es um wichtige Entscheidungen in Sachen Nachhaltigkeit geht. Höftmann-Leben gab einen Einblick in das Workshopangebot und in die geplanten Themenhefte in Leichter Sprache, die bald gedruckt und online für alle zugänglich sein werden.
Klimaschutz funktioniert nur dann, wenn die Finanzierung stimmt. Fabian Krüger, Klimaschutzbeauftragter des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, stellte daher regionale und bundesweite Förderprogramme vor und zeigte den Teilnehmenden, wo sie sich beraten lassen können.
In den anschließenden Werkstattgesprächen standen die Themen Sensibilisierung, Energie sparen und klimagerechte Ernährung im Mittelpunkt.
Wie kann ich Mitarbeitende für das Thema Klimaschutz gewinnen? Worauf muss ich in der Kommunikation achten und welche kleinen Änderungen können wichtige Schritte in die richtige Richtung sein? Um diesen Fragenkomplex kreiste das Werkstattgespräch „Alle mitnehmen: Für den Klimaschutz sensibilisieren und richtig kommunizieren“.
Der Impuls von Agnes Wischhöfer, Mittelhof e.V. zeigte, wie ein gemeinsames Rahmenthema in der Organisation dabei hilft, Mitarbeitende zu begeistern und fürs Mitmachen zu gewinnen. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmenden im Werkstattgespräch neue Ideen und Best Practice Beispiele von der Instagram Take-Over Kampagne über Ideenwettbewerbe oder gemeinsame Kochwochen. Freiwilligkeit, Niedrigschwelligkeit und echte Mitgestaltung sind dabei stets grundlegend für den Erfolg. Auch die Unterstützung bzw. Befürwortung des Themas durch die Geschäftsführung, Öffentlichkeitsarbeit und Vorstand sind ein weiterer Baustein. Wichtig ist es, das Thema immer wieder zu platzieren und auch bei den kleinsten Anlässen mitzudenken, z.B. wenn es um die Auswahl von Geschenken, Give-Aways oder Verpflegung geht. Teamausflüge können auch einen Anlass bieten, das Thema aufzugreifen, z.B. bei einem gemeinsamen Waldtag. Klimaschutz als Ziel und die Identifikation mit einem gemeinsamen Projekt können zur Vernetzung der Mitarbeitenden untereinander und zur Mitarbeiter*innenbindung beitragen.
Eine große Herausforderung der Zeit ist das Thema „Energie sparen“, welches gemeinsam mit Matthias Krümmel vom BUND Berlin in einem weiteren Werkstattgespräch diskutiert wurde. Welche Möglichkeiten haben wir in sozialen Einrichtungen Energie zu sparen? Wo können wir ansetzen? Wie können wir Menschen motivieren, mitzumachen, die viele andere Themen und Probleme haben, die sich beschäftigen und die verhältnismäßig wenig zum Klimawandel beitragen?
Es wurde deutlich, dass wir – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen – vor allem auf der Verhaltensebene – Maßnahmen zum Energiesparen anstoßen können. Hierfür ist es wichtig, sowohl die Teams als auch die Adressat*innen zu sensibilisieren, Wissen zu vermitteln und alle in einem partizipativen Prozess mitzunehmen. Hierfür brauchen wir nicht unbedingt den erhobenen Zeigefinger, sondern können uns auch kreative, Gemeinschaftsfördernde Aktivitäten überlegen, die Spaß machen. Wie wäre es mit einer Energiespar-Party, bei der an einem geselligen Abend mit leckerem Essen Energiespartipps geteilt werden? Oder einem Ideenwettbewerb wie am meisten Energie gespart werden kann?
Durch kleine Hinweisschilder oder Visualisierung von Verbräuchen und Einsparmöglichkeiten können alle immer wieder an das Thema erinnert werden. Stecker ziehen anstatt Standby, energiesparendes Wasch- und Spülprogramm, kürzer Duschen, Warmwassertemperatur und Raumtemperatur reduzieren sind einige Ansatzpunkte.
Neben der Verhaltensebene wies Krümmel auch auf gering investive Möglichkeiten hin, die viel Potenzial zum Energiesparen haben: LED-Lampen, Bewegungsmelder v.a. in Fluren und Eingangsbereichen, elektrische Thermostate, die automatisch die Temperatur regulieren je nach Raumnutzung, Steckerleisten mit Schalter oder Perlatoren in den Duschen.
Im Werkstattgespräch „Was kommt auf den Tisch? Klimagerechte Ernährung und Verpflegung“ war Rui Montez von der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung (KATE) e.V. zu Gast. KATE e.V. setzt sich kritisch mit konventionellen Entwicklungsstrategien auseinander und verknüpft Umwelt- und Entwicklungsthemen. Montez gab einen Einblick in die verschiedenen Bildungsprojekte von KATE e.V., wie „Das Klimafrühstück – Wie unser Essen das Klima beeinflusst“ und brachte eigene Materialien mit, die die Teilnehmende direkt ausprobieren konnten – vom CO2-Dosenwerfen bis hin zu Fühlboxen mit verschiedenen Verpackungsmaterialien.
Zentral in der Diskussion war es, beim Thema klimagerechter Ernährung, besonders wenn es um das Weglassen/Verringern tierischer Produkte geht, nicht vom Verzicht auszugehen, sondern vorsichtig an das Thema heranzuführen. So bring Montez in seinen Workshop erst mal „alle“ Lebensmittel mit und lässt die Teilnehmenden probieren und mögliche Unterschiede feststellen. Im Austausch mit den Teilnehmenden wurde deutlich, dass das Konzept eines Veggie-Days in Einrichtungen und Organisationen nicht funktioniert, da auch hier in den Köpfen der Verzicht im Vordergrund steht.
Einrichtungen und Organisationen, die ihren Bewohner*innen/Mitarbeiter*innen Verpflegung anbieten, können stattdessen die Menüreihenfolge ändern, damit z.B. das vegetarische Gericht an erster Stelle steht und öfters ausgewählt wird. Auch kann es helfen, vegetarische Gerichte nicht extra als diese zu kennzeichnen, sondern ihnen den Namen zu geben, der sie ausmacht: lieber Linsenbratling als Veggie-Burger.
In der zweiten Vernetzungsrunde diskutierten die Teilnehmenden über die Inhlate der Werkstattgespräche und überlegten, welche neuen Ideen und Maßnahmen sie realistisch in ihren Einrichtungen umsetzen können.
Die Teilnehmenden nutzten beim Vernetzungstreffen die Chance, von anderen Einrichtungen zu lernen und Kontakte für eigene Maßnahmen und Projekte zu knüpfen. Auf die Frage, wer sich vorstellen kann, sich über die Veranstaltung hinaus mit anderen Teilnehmenden auszutauschen, antwortete fast alle mit „Ja“. Damit ist das Ziel der Veranstaltung geglückt, Menschen zum Klimaschutz in der Regionen Berlin/Brandenburg zu vernetzen.
Und weiter geht es am 11. November in Hamburg, für Mitglieder der Paritätischen Landesverbände Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Dokumente zum Download
Präsentationen_Vernetzungstreffen_Berlin.pdf (8 MB)
https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Pr%C3%A4sentationen_Vernetzungstreffen_Berlin.pdf
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