Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Berlin, Teil 221
Der Paritätische
Berlin (Weltexpresso) - Das "Care and Public Health Research Institute" (CAPHRI) der Maastricht University hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und in Zusammenarbeit mit der Björn Steiger Stiftung eine Studie zur Notfallversorgung in Deutschland veröffentlicht.
Die Studie identifiziert konkrete Handlungsoptionen zur Weiterentwicklung des deutschen Rettungsdienstes im Kontext der sektorenübergreifenden Notfallversorgung hinsichtlich klinischer Effektivität sowie wirtschaftlicher und organisatorischer Effizienz.
Es werden die folgenden 10 Kernpunkte zur Notfallversorgungs-Reform formuliert:
1. Das Zielbild für Rettungsdienst und Notfallversorgung ist zu aktualisieren und sollte bundesweit einheitlich und verbindlich als Orientierungsrahmen für die Umsetzung durch die Länder gelten.
2. Für den Teilbereich der Koordinierung und Steuerung der medizinischen Notfallversorgung durch die integrierten Leitstellen ist es erforderlich, diese als Gesundheitsleitstellen und (virtuellen) Single Point of Contact weiterzuentwickeln und konsequent auszubauen.
3. Die Abfrage des Notrufs 112 sollte bundesweit nach einheitlichen Kriterien und auf der Grundlage evidenzbasierter wissenschaftlicher Konzepte auf standardisierte und strukturierte Notrufabfragesysteme umgestellt werden.
4. Bundesweit sollte ein flächendeckendes (interoperables) telemedizinisch-notärztliches (TNA)-System als integraler Bestandteil der rettungsdienstlichen Versorgung aufgebaut werden. TNA-Systeme sollen dabei die gesamte fachliche Bandbreite (Low Code- bis High Priority-Einsätze) abdecken können, die im Rahmen der Aufgaben des Rettungsdienstes für Gespräche zwischen (I) Ärztin/ Arzt – Ärztin/ Arzt, (II) nichtärztlichem medizinischen Personal – Ärztin/ Arzt und/ oder (III) Patient:in – Ärztin/Arzt erforderlich sind.
5. Die sozialmedizinische und psychosoziale Reaktionskompetenz des Rettungssystems muss gestärkt werden, um eine adäquate und fachkompetente Systemantwort auf die täglichen Anforderungen an das Rettungswesen zu gewährleisten.
6. Hybride Versorgungssysteme, die eine sektorenübergreifende Notfall- und Akutversorgung ermöglichen, sind flächendeckend einzuführen.
7. Die rettungsdienstliche Planung und Steuerung erfordert einen Paradigmenwechsel von einer allgemeinen Hilfsfrist (“response time to treatment”) zur Sicherstellung einer leitliniengerechten Versorgung (“time to the right care, right time, and right place”).
8. Der Rettungsdienst benötigt eine bundeseinheitliche Digitalisierungsoffensive, die auf ein einheitliches Finanzierungsprogramm gestützt wird. So kann eine umfassende und durchgängig kompatible funktionale digitale Vernetzung entlang des Patient Pathways zwischen den Akteuren der ambulanten und stationären (Notfall-)Versorgung ermöglicht werden.
9. Bundesweit wird eine einheitliche Qualitätssicherung in der Notfallversorgung sowie die Harmonisierung von evidenzbasierten Mindeststandards im Rettungswesen (z. B. Behandlungsstandards/ SOPs, Hilfsfristen, Anforderungen an die Versorgungsqualität, berufliche Qualifikationen und Handlungskompetenzen) benötigt, um eine einheitliche qualitativ hochwertige Notfallversorgung standort- und zeitunabhängig sicherzustellen.
10. Die Bereiche Public Health, Public Safety und Health Care müssen aktiv vernetzt werden und komplementäre Aufgabenbereiche erfüllen, um Synergieeffekte nutzen zu können und die Systemresilienz zu stärken.
Die Studie steht unter folgendem Link zum Download zur Verfügung:
www.steiger-stiftung.de/download/documents/Studie_Notfallversorgung_Rettungsdienst_in_Deutschland.pdf
Ein Interview des vdek Hessen mit Prof. Dr. Krafft (CAPHRI) ist zudem unter nachfolgendem Link verfügbar: www.vdek.com/LVen/HES/fokus/NFV/InterviewKrafft.html
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©DEVK
Reform der Notfallversorgung: Studie der Maastricht University in Zusammenarbeit mit der Björn Steiger Stiftung veröffentlicht
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