Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Berlin, Teil 282
Der Paritätische
Berlin (Weltexpresso) - Jugendliche mit einem niedrigen Schulabschluss (Hauptschulabschluss oder kein Schulabschluss) haben es traditionell besonders schwer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Laut Berufsbildungsstatistik bleibt mehr als ein Drittel der Jugendlichen mit lediglich Hauptschulabschluss in der Altersgruppe 20-34 Jahren ohne Berufsausbildung, bei den Jugendlichen ohne Schulabschluss betrifft das sogar zwei Drittel. Wie eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie für die Bertelsmann Stiftung – der „Monitor Ausbildungschancen 2023“ herausgearbeitet hat, setzte sich diese negative Entwicklung in jüngster Zeit fort; immer weniger Jugendlichen mit Hauptschulabschluss gelingt es, eine Berufsausbildung aufzunehmen.
Demgegenüber stieg in den letzten Jahren der Anteil der Abiturient*innen in der Berufsausbildung.
Zugleich ist die Zahl derjenigen Jugendlichen angestiegen, die ganz „durchs Raster“ fallen: Mit einem neuen Negativrekord von 630.000 jungen Menschen in der Altersgruppe 15-24 Jahre, die sich weder in Schule, Ausbildung noch in Arbeit befinden.
Die Bertelsmann Stiftung schlussfolgert, dass es eine Ausbildungsgarantie geben muss, die wirklich jedem jungen Menschen eine Ausbildungschance gibt.
In seinen Forderungen für eine Ausbildungsgarantie betont der Paritätische gemeinsam mit den im Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit zusammengeschlossenen Jugendorganisationen:
Die Entscheidung ist überfällig, das Ausbildungsstellenangebot bedarfsgerecht auszubauen, damit tatsächlich alle Jugendlichen eine Berufsausbildung absolvieren können. Es genügt nicht, lediglich 3.000 zusätzliche Eintritte in ein Angebot der außerbetrieblichen Berufsausbildung zu ermöglichen und dafür die Zielgruppe auf marktbenachteiligte Jugendliche zu erstrecken; genau dies sieht aber der Gesetzentwurf eines Weiterbildungsgesetzes aus dem BMAS vor.
Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit schlägt stattdessen ein zusätzliches inklusives Ausbildungsangebot unter dem Titel „Garantierte Ausbildung“ vor. Diese soll sich an junge Menschen richten, die eine Ausbildung anstreben, aber keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Das zusätzliche Berufsangebot der garantierten Ausbildung soll durch eine trägergestützte Ausbildung erreicht werden, bei denen die Träger eng mit den Betrieben kooperieren. Eine „Blaupause“ für diesen Vorschlag liefern die Österreichische Ausbildungsgarantie und Ausbildungsprogramme auf Landesebene, v. a. in Nordrhein-Westfalen. Die Erfahrungen sprechen für sich: Auch Jugendliche mit ungünstigeren Startchancen bekommen einen Ausbildungsplatz und erreichen einen Berufsabschluss.
Zur ausführlichen Stellungnahme des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit zum Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung und Einführung einer Bildungszeit aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und zum Eckpunktepapier Ausbildungsgarantie geht es hier.
Weitere Informationen und Veranstaltungshinweis zur o. g. Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung gibt es hier.