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Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Berlin, Teil 342

Der Paritätische

Berlin (Weltexpresso) - Zum Finale der digitalen Veranstaltungsreihe zur Paritätischen Engagement-Charta diskutierten Gäste aus Politik, Verbänden und Wissenschaft die Bedeutung von Engagement für die Zivilgesellschaft in Krisenzeiten – zwischen Lückenbüßer und Fundament des gesellschaftlichen Zusammenhalts.


Die digitale Veranstaltung am 07. März 2023 wurde von Hannes Jähnert, Vorstandsreferent der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt moderiert. Sie startete mit einem Rückblick auf den Erneuerungsprozess der Paritätischen Engagement-Charta durch Prof. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes. Bereits 2001 hatte der Paritätische eine Engagement-Charta verabschiedet. Nach fast 20 Jahren sollte die Engagement-Charta auf Wunsch der Geschäftsführer*innenkonferenz im Hinblick auf ihre Umsetzung sowie veränderte gesellschaftliche und rechtliche Veränderungen auf den Prüfstand gestellt werden. Eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe aus Fachreferent*innen der Landesverbände hat die Engagement-Charta überarbeitet und in den verschiedenen Arbeitskreisen des Paritätischen vorgestellt sowie abgestimmt bevor im Dezember 2021 die Verabschiedung durch den paritätischen Verbandsrat erfolgte.

Prof. Rolf Rosenbrock fasst die Bedeutung der Paritätischen Engagementcharta so zusammen: „Die Charta ist unser normativer Kompass, den es in konkretes Handeln zu überführen gilt. Darum verstehen wir sie auch als lebendiges Dokument, dass wir im Rahmen der Veranstaltungsreihe immer wieder auf den Prüfstand und zur Diskussion gestellt haben.“

Marco Koppe, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Tafeln, äußerte sich zu Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements bei den rund 940 Tafeln in Deutschland: „Unsere Engagierten sind eine große Solidaritätsgemeinschaft. Diese große ehrenamtliche Bereitschaft entbindet den Staat jedoch nicht von seiner Arbeit. Die Armutsbeseitigung ist Aufgabe des Staates. Dafür brauchen wir eine bessere Sozialpolitik.“ Die Engagierten bei den Tafeln seien so überlastet wie noch nie.

Für Dr. Tine Haubner von der Universität Jena liegen die Treiber dieser Entwicklung insbesondere im Aufstieg des aktivierenden neoliberalen Sozialstaates und der Agenda 2020 unter Gerhard Schröder sowie in der Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse: „Die Corona-Pandemie war ein Vergrößerungsglas für diese Treiber.“

Für Erik von Malottki, MdB und Mitglied des Unterausschusses Bürgerschaftliches Engagement im Bundestag war die Agenda 2020 aus heutiger Sicht ein Fehler. Fakt sei, dass sich der Staat aus der Daseinsvorsorge zurückziehe. „Rückzug ist negativ, Engagement ist positiv. Das Engagement ist hier der Stachel im Fleisch“, so von Malottki.

Zur Unterstützung einer vitalen und vielfältigen Engagementlandschaft bedarf es laut Dr. Tine Haubner einer Stärkung des rebellischen Potentials des Engagements, eines starken unterstützenden Hauptamtes sowie einer Konkretisierung der Arbeitsmarktneutralität. Marco Koppe wünscht sich für seine Engagierte bei den Tafeln: „Das Ehrenamt muss einen Mehrwert haben und die Aufgabe muss machbar sein. Dafür müssen wir als Dachverband die Rahmenbedingungen immer wieder auf den Prüfstand stellen und Wertschätzung zeigen.“

Mit Blick auf die engagementpolitische Agenda der Bundesregierung setzte sich Erik von Malottki für die Stärkung der Freiwilligendienste ein als Konter zur Pflichtdienstdebatte und als Chance zur Sensibilisierung für Schieflagen im Sozialstaat.

Für die Umsetzung der Paritätischen Engagement-Charta als normativen Kompass in die Praxis brachte diese Veranstaltung als Fazit wichtige Anstöße und Impulse.

Dokumente zum Download
• Input Prof. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandesl


Weiterführende Links


https://www.der-paritaetische.de/themen/bereichsuebergreifende-themen/engagement-im-paritaetischen/
https://www.wsi.de/de/freiwilligenarbeit-im-strukturwandel-des-wohlfahrtsstaats-35285.htm
https://www.futurehistories.today/episoden-blog/
 
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