Emotionaler Abschied von der Bäckerei
Sabine Zoller
Dobel (Weltexpresso) Der letzte Öffnungstag – ein Tag voller Emotionen, geprägt von einem lachenden und einem weinenden Auge. Nach 128 Jahren schloss die Bäckerei ihre Türen für immer, und der Abschied wurde zu einem Fest, das die besondere Atmosphäre von Dobel ein letztes Mal aufleben ließ. Hubert Schaible und Brigitte Morof, die diese Feier mit Herz und Hingabe gestalteten, blickten mit einem stolzen Lächeln auf das zurück, was sie und ihr Team über die Jahre aufgebaut hatten.
„Es war so schön zu sehen, wie viele Menschen uns den Ruhestand wirklich von Herzen gegönnt haben“, sagte der Bäckermeister, der in der vierten Generation 36 Jahre lang am Backofen auf dem Dobel stand, sichtlich gerührt von den vielen Glückwünschen und Gesten der Anerkennung. Keine kritischen Stimmen, nur positive Rückmeldungen – für die Dorfgemeinschaft ein klarer Ausdruck von Dankbarkeit. „Natürlich ist es schade um Dobel, aber es gab keine Alternative“, erklärte Schaible offen. Die Entscheidung zur Schließung lag nicht am „Nicht-Wollen“, sondern am „Nicht-mehr-Können“, was für alle Beteiligten nachvollziehbar war.
Für die Dorfgemeinschaft war die Bäckerei mehr als nur ein Ort, um Brot und Brötchen zu kaufen. Viele Stammkunden kamen über Jahre hinweg täglich, fuhren sogar mehrere Kilometer, um die frischen Backwaren zu holen. „Es war für uns wie eine zweite Heimat“, sagten viele Gäste, die sich mit Blumen, Geschenken und Briefen verabschiedeten. Sie wünschten dem Paar nicht nur alles Gute für den neuen Lebensabschnitt, sondern bedauerten zugleich, dass ein wichtiger Teil des Dorflebens nun Geschichte ist.
Die letzten Wochen waren für Brigitte Morof und Hubert Schaible intensiv und arbeitsreich. „Wir wollten all unsere Freunde, Bekannten und Stammkunden noch einmal sehen“, sagte Morof, die mit viel Liebe zum Detail in der Backstube einen besonderen Platz für die Feiernden schuf. Alte Freunde von Hubert, darunter ein Bäckermeister, reisten extra an, um den letzten Tag tatkräftig zu unterstützen. „Wir haben so viele Brezeln gebacken, dass ich am Ende sogar welche verschenken musste“, lachte Schaible, der trotz aller Rührseligkeit stolz auf das Erreichte blickt.
„Ohne das Team, ohne unsere Unterstützer, hätten wir dieses fulminante Finale nie geschafft“, betonte Schaible in seiner Abschiedsrede. Besondere Anerkennung und viel Lob erhielten dabei seine Cousine Elisabeth Hübenthal, die in den vergangenen Jahren stets Freitagnacht in der Backstube geholfen hatte, sowie sein Cousin, Bäckermeister Werner Erke, der aus Schriesheim bei Heidelberg angereist war, um am letzten Backtag zu helfen. Besonders emotionale Momente entstanden, als auch Thomas Degen, Professor an der Uni in Halle an der Saale und ein Jugendfreund von Schaible, erwähnt wurde. Er wuchs im Eyachtal auf und ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls in der letzten Nacht in der Backstube mit anzupacken.
Mit einem wehmütigen Lächeln und großem Respekt vor der langen Tradition schloss Schaible das Kapitel „Bäckerei Schaible“ – und hinterließ eine Dorfgemeinschaft, die diesen Ort und seine Menschen in dankbarer Erinnerung behalten wird.
Foto: Einblick in die Abschiedsfeier © privat