Todesopfer zu beklagen
Sabine Zoller
Bad Herrenalb (Weltexpresso) - Ein verheerender Dachstuhlbrand hat Bad Herrenalb am vergangenen Samstag erschüttert. Dabei kam eine Bewohnerin tragisch ums Leben. Ihre Wohnung im obersten Stockwerk brannte vollständig aus. Trotz mutiger Rettungsversuche durch Passanten und Nachbarn konnte die Frau nicht gerettet werden. Für die übrigen Bewohner des Hauses bedeutete das Feuer den Verlust ihrer Wohnungen, die durch Rauch, Flammen und Löschwasser unbewohnbar wurden.
Nachbarn berichten von den dramatischen Minuten
Eugen Klippenstein (38), der direkt unter der brennenden Wohnung lebte, schildert die dramatischen Ereignisse: „Ich saß beim Frühstück, als es plötzlich klingelte. Zwei Männer hatten die Haustür eingetreten, um ins Gebäude zu gelangen, weil Rauch aus dem Dach zog. Ich selbst hatte weder etwas gerochen, noch Schreie gehört.“ Gemeinsam eilten die drei Männer ins Dachgeschoss, doch der Weg war unpassierbar. „Alles war vollgestellt, und dichter Rauch machte ein Weiterkommen unmöglich“, so Klippenstein.
Klippenstein konnte sich retten – mit nichts als Jogginghose, Hausschuhen, Jacke und seinem Autoschlüssel. „Meine Wohnung ist zerstört. Tapeten hängen herunter, der Boden ist beschädigt, und der Rauchgeruch ist allgegenwärtig. Hier kann niemand mehr leben.“
Der Zeitungszusteller, der seit zehn Jahren im Haus lebte, fand vorübergehend im ehemaligen Seniorenstift im Gaistal eine Unterkunft, das derzeit als Unterkunft für Geflüchtete dient.
Auch die 97-jährige Hildegard von Bronewski wurde aus ihrer Wohnung im darunterliegenden Geschoss evakuiert. „Es wurde an meiner Tür gerüttelt, und ich dachte, ich bekomme einen Herzschlag“, erinnert sie sich und berichtet: „Und plötzlich stand ich mit den anderen Bewohnern draußen auf der Straße. Alles ging so schnell.“
Beherzter Einsatz von Helfern
Nick Friesen, ein Nachbar, hatte das qualmende Hausdach bemerkt und sofort gehandelt. Zusammen mit Ralf Sarkander, der als Passant zufällog am Haus vprüber ging, stürmtn die beiden Männer ins Haus, um die Bewohnerin zu retten. „Wir hörten die Frau im Dachgeschoss noch schreien, aber die vollgestellten Treppen und der Rauch machten ein Durchkommen unmöglich“, erklärte Friesen. „Wir mussten abbrechen – es war einfach zu gefährlich.“
Augenzeugen berichten, dass zu diesem Zeitpunkt bereits Flammen aus dem Dachgeschoss schlugen und sich mit dichten Rauchschwaden vermischten. „Und dann hörte man plötzlich gar nichts mehr“, erinnert sich eine Nachbarin mit Tränen in den Augen.
Die katastrophalen Zustände im Treppenhaus erschwerten auch die Arbeit der Feuerwehr erheblich. „Als das erste Löschfahrzeug eintraf, stand die Wohnung bereits in Vollbrand“, erklärt Eduard Gräßle, stellvertretender Stadtkommandant. Trümmer und Dämmmaterial blockierten den Zugang, sodass die Feuerwehr das Dach über eine Drehleiter öffnen musste, um einen Wärmeabzug zu schaffen. „Wir benötigten zusätzliche Wasserversorgung, die wir über die Ettlingerstraße sicherten“, so Gräßle. Trotz aller Bemühungen konnte die Bewohnerin des Dachgeschosses aber nur noch tot geborgen werden. Ihre Katze wurde von einem Feuerwehrmann gerettet und wird aktuell in der Tierklinik in Hörden behandelt.
Hilfe und Unterstützung vor Ort
Rund 100 Rettungskräfte waren im Einsatz. Für die Betroffenen bot die Albtal-Residenz Schutz. „Wir haben etwa 15 Personen aufgenommen“, berichtet Heimleiter Björn Sobek. „Mit Getränken, Tee, Suppe und emotionaler Unterstützung konnten wir die erste Not lindern.“ Notfallseelsorger kümmerten sich bis zum späten Nachmittag um die schockierten Bewohner. Hildegard von Bronewski fand ein vorübergehendes Zimmer in der Residenz, während andere Bewohner bei Familie und Freunden unterkamen.
Tragik überschattet die Ermittlungen
Die Polizei untersucht weiterhin die Brandursache. Seit 2020 hat es in Bad Herrenalb mehrfach Brände gegeben, doch dieser Vorfall ist der erste mit Todesfolge seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Klaus Hoffmann.
„Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen“, sagte Hoffmann. „Wir sind erleichtert, dass durch das schnelle Eingreifen von Feuerwehr und Helfern nicht mehr Menschen zu Schaden kamen.“ Der Sachschaden ist erheblich, und es wird voraussichtlich Monate dauern, bis das Gebäude wieder bewohnbar ist.
Ein tragischer Tag für Bad Herrenalb, der die Gemeinde tief erschüttert. Er zeigt zugleich, wie wichtig Zusammenhalt und schnelle Hilfe in solchen Situationen sind, um das Leid zu lindern.
Fotos:
© Sabine Zoller