Im Kampf gegen die Hungersnot
Sabine Zoller
Stuttgart (Weltexpresso) - Die Diskrepanz zwischen unserem Alltag hier in Deutschland, wo wir uns oft unbekümmert unter die Dusche stellen, oder den Wasserhahn aufdrehen, und der verzweifelten Situation in Teilen Afrikas könnte kaum größer sein. Während wir verschwenderisch mit Ressourcen umgehen, kämpfen Menschen auf einem anderen Kontinent täglich ums Überleben. Inmitten der scheinbar endlosen Steppe laufen Frauen und junge Mädchen und balancieren auf ihrem Kopf bunte Plastikeimer, um kilometerweit zum nächsten Brunnen zu marschieren.
Denn nur an wenigen Stellen gibt es sauberes Wasser für ihre Familien. Diese Szene ist Realität für viele Menschen in Afrika, insbesondere im Osten von Sambia. Hier herrscht seit Monaten eine erschütternde Dürre, in einer Zeit, die eigentlich die Regenzeit sein sollte.
Jürgen Baisch, Initiator und aktiver Förderer des Vereins „Institute Water for Africa“, berichtete bei einer Informationsveranstaltung in seinem Heimatort im Schwarzwald von der dringlichen Notlage in Afrika. Seit vielen Jahren setzt er sich für Projekte zur Wasserversorgung und -aufbereitung ein, aber die jüngsten Berichte aus Sambia schockierten selbst ihn zutiefst: "Wenn es kein Wasser gibt, dann müssen hier die Menschen sterben", so Baisch bei einem Gespräch vor Ort. Die Notlage ist nicht nur auf dem Land spürbar, sondern auch in den Gesichtern der Menschen, die ohne Ernte aufgrund ausbleibender Niederschläge dastehen.
„Institute Water for Africa“
„Institute Water for Africa“, gegründet im Jahr 2005, hat bereits mehrere Projekte zur Wasserförderung und zum Brunnenbau in südlichen afrikanischen Regionen durchgeführt. Jürgen Baisch ist nicht nur der Gründer, sondern auch das Herz und die treibende Kraft hinter diesem Verein. Mit einem Team von neun Mitgliedern setzt er sich für Menschen in Not, insbesondere in Afrika ein.
Als Dipl.-Ing. Tropenwasserwirtschaft und Informatiker bringt Baisch nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine große Portion Leidenschaft für Entwicklungshilfe mit sich. Von der Planung bis zur Umsetzung setzt er sich dafür ein, um sicherzustellen, dass die Projekte erfolgreich sind und die Gelder effizient eingesetzt werden. „Wir arbeiten auf Spendenbasis, denn es fehlt in vielen Ländern an Geld, um Bohrungen für Wasser zu ermöglichen.“ Baisch, der mittlerweile Afrika als seine zweite Heimat bezeichnet, schildert bei seinem Vortrag in Loffenau in einem eindringlichen Aufruf die Nöte von Sambia. „Die offiziell als Regenzeit bezeichneten Monate sind nun vorüber, aber kein einziger Regentropfen hat die Erde erreicht. Die Frauen haben auf den staubigen Feldern ihre Saat ausgebracht, aber es gibt kein Wasser, um die Samen zum Keimen zu bringen.“ Und mit einem tonlosen Satz beendet der Ingenieur seinen Vortrag: „Es droht nicht nur eine Hungersnot. Wir wissen, dass ohne Wasser viele Menschen sterben werden.“ Die Ostprovinz von Sambia benötigt Unterstützung, um die dringend erforderlichen Bohrungen nach Grundwasser durchzuführen und Brunnen zur Wasserversorgung und für Bewässerung in der Landwirtschaft zu bauen. „Wir haben dort bereits geophysikalische Messungen durchgeführt, um Grundwasser zu verorten, aber erst die Bohrungen werden es beweisen, wie viel Wasser vorhanden ist.“ Für Baisch, der bereits in acht afrikanischen Ländern die Menschen mit sauberem Wasser versorgen konnte, sind viele Hürden zu nehmen, denn entscheidend für den Erfolg des Projektes sind die Spendengelder, die seine Arbeit erst ermöglichen.
Unterstützung aus seiner Heimatgemeinde
Seine Fahrt von Stuttgart nach Loffenau hat sich gelohnt und sein Dank gilt bei seinem Vortrag im sehr gut besuchten Gemeindehaus den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des Weltladens, die mit rund 50 Mitgliedern vieles bewegen. Bewegt werden soll in diesem Fall die Förderung von „Institute Water for Africa“. Für das Projekt von Jürgen Baisch und seiner Frau Catrin scheut Iris Lach, die Leiterin des Weltladens keine Mühen. Sie hat den Afrikaspezialisten persönlich zum Referat eingeladen. „Wir kennen uns schon seit Jugendjahren und seine Leistungen zur Wasserversorgung in Afrika sind beispiellos.“ Für den Vortrag hat sie einen Sonntagsbrunch im Evangelischen Gemeindehaus organisiert und damit ein Spendenvolumen von 2.200 Euro erreicht, um das Projekt in Sambia zu unterstützen.
Fünf Brunnen für Sambia
„Wir suchen nun vor Ort eine geeignete Bohrfirma und holen Angebote ein. Sobald die Termine für die Bohrung feststehen, übernehme ich persönlich diese Verantwortung und bin von Anfang an vor Ort“, so Baisch, der bislang über 30 Projekte in Afrika begleitet hat. Sein Ziel ist es sicherzustellen, dass keine Schmiergelder fließen und dass die Arbeiten transparent und korrekt ausgeführt werden. Die Bohrlöcher müssen teilweise extrem tief zwischen 80 und 200 Metern sein, um das Grundwasser für die Wasserversorgung und Bewässerung zu erreichen. Diese Bohrungen erfordern nicht nur körperliche Kraft, sondern auch regelmäßige Wartung und den Einsatz spezieller Bohrmaschinen und -werkzeuge. „Es gibt Bohrfirmen im Land. Was fehlt ist das Geld, um diese zu bezahlen. Die Bevölkerung kann sich keinen Brunnen leisten“, so die Aussage von Baisch, der nach ersten Schätzungen für diese Region etwa 19.900 Liter Wasserförderung pro Stunde benötigt, und damit fünf Brunnen, um Menschen und Felder zu versorgen.
Im Februar 2024 war Baisch persönlich vor Ort und hat festgestellt, dass etwa 50.000 € benötigt werden, um Bohrungen für die Bewässerung in Chideza zu machen und die Felder mittels Tröpfchenbewässerung mit Wasser zu versorgen. „Doch trotz dieser Erfolge ist die Arbeit von Water for Afrika nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Herausforderungen sind immens, und die Mittel begrenzt. Aber Baisch und sein Team bleiben optimistisch, denn sie wissen, dass selbst kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können.
Fotos:
Impressionen aus Sambia
© Jürgen Baisch und im Schwarzwald © Sabine Zoller
Info:
Jürgen Baisch hat 2005 den eingetragenen christlichen Verein Institute Water für Africa gegründet. Ziel dieser Entwicklungshilfe ist es, mittels Spendenprojekten Menschen sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen. Einfache Methoden werden vermittelt, Wasserversorgungen aufgebaut, Brunnen gebohrt, Seminare angeboten.
Spendenkonto Evangelische Bank eG
IBAN: DE76 5206 0410 0005 0240 13 BIC: GENO DE F1 EK1