Ein Symbol kehrt zurück
Sabine Zoller
Bad Herrenalb (Weltexpresso) - Nach acht Jahren Abwesenheit kehrt ein Stück Geschichte an seinen angestammten Platz zurück: Die Standuhr vor dem Kurhaus in Bad Herrenalb steht nun wieder – und das dank ehrenamtlichem Engagement seitens Bad Herrenalber Bürger. Damit verbindet sich nicht nur die Funktion eines Zeitmessers, sondern auch ein Symbol für die Stadt und den besonderen Einsatz von Ehrenamtlichen.
„Die Standuhr wurde von vielen vermisst“, erklärt Stefan Nofer, der als Ideengeber und Initiator dieser Aktion gilt. „In meiner Zeit als Gemeinderat wurde ich immer wieder auf die Uhr am Kurhaus angesprochen. Die Leute wollten wissen, was aus ihr geworden ist. Da es unterschiedliche Gerüchte gab und viele glaubten, die Uhr sei verschwunden oder niemand wisse mehr, wo sie sich befindet, habe ich beschlossen, dieses Projekt selbst in die Hand zu nehmen“, so Nofer. Die seit 2016 „verschwundene“ Uhr hat er im Lager der Stadtwerke, in der Abteilung Straßenbeleuchtung, wiederentdeckt. Gemeinsam mit einem engagierten Team – bestehend aus Markus Bauer, Volker Nofer, Reinhold Nofer, Frieder Klenk, Jürgen Kull und Marcel Menzel – wurden mehr als 100 Stunden Arbeit investiert, um die Uhr zu restaurieren und technisch aufzurüsten.
Doch was ist das Besondere an dieser Uhr, die in Bad Herrenalb an der markanten Stelle am Kurhaus stand? Sie diente nicht nur als gemeinsamer Zeitmesser, der für alle zugänglich war, sondern galt in einer Zeit vor Smartphones als zentraler Orientierungspunkt für den Alltag. „Öffentliche Uhren erinnern uns an die Bedeutung der Zeit, an ihre Vergänglichkeit und daran, wie wir sie nutzen“, berichtet Nofer, der zudem erklärt: „Viele Uhren, etwa an Bahnhöfen oder auf Marktplätzen, werden zu Treffpunkten. Wir treffen uns unter der Uhr ist ein Satz, der in Städten weltweit genutzt wird – und so war es auch bei uns in Herrenalb.“
1984 stiftete Kurt Bacher aus der Kullenmühle die Standuhr – und das aus gegebenem Anlass. Denn im selben Jahr waren die Umbaumaßnahmen für das historische Kurhaus fertiggestellt, und der Zeitmesser wurde als Blickpunkt für Gäste und Bewohner des Ortes installiert. Nach nunmehr vierJahrzehnten steht die Uhr nun wieder an fast demselben Ort, an dem sie 2016 abmontiert und eingelagert wurde. „Damals wurden Bauarbeiten für die Gartenschau an der Albmündung und an der Kurhauspromenade vorgenommen“, berichtet Nofer, der nun in Abstimmung mit dem Bauamt den aktuellen Standort zwischen Kurhaus und Erhard-Beutter-Platz festgelegt hat. Am Nikolaustag 2024 wurde die Uhr schließlich vorsichtig schwebend justiert und präzise von Stefan Nofer, Marcel Menzel und Frieder Klenk montiert.
Die Standuhr ist nun moderner denn je. Dank eines Funkmoduls, das sich automatisch mit dem DCF77-Signal synchronisiert, stellt sich die Uhr eigenständig auf Sommer- und Winterzeit um. Ein eingebauter Akku sorgt dafür, dass die Uhr auch bei Stromausfällen weiterläuft. Zudem wurden die Ziffernblätter mit energieeffizienter LED-Technik beleuchtet, die sich mit der Straßenbeleuchtung ein- und ausschaltet. „Wir haben die alte Leuchtstoffröhrentechnik durch moderne LEDs ersetzt. Das spart Energie und sorgt für eine nachhaltige Nutzung der Uhr“, berichtet Frieder Klenk. Als einst technischer Leiter bei den Stadtwerken Bad Herrenalb hat er vieles bei der Planung übernommen und mit liebevoller Kleinarbeit die Uhr restauriert.
Nun steht sie also wieder prominent vor dem Kurhaus und ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein Symbol für die Werte, die Bad Herrenalb ausmachen: Zusammenhalt, Tradition und Innovation. Mit ihrem markanten Erscheinungsbild und ihrer neuen Technik wird sie weiterhin die Zeit anzeigen – und vielleicht auch ein wenig daran erinnern, wie kostbar diese Zeit ist.
Gerade jetzt, zum Jahreswechsel, bekommt die Uhr eine besondere Bedeutung. In einer Zeit, in der die Tage scheinbar immer schneller verfliegen, lädt sie dazu ein, innezuhalten und den Moment bewusster zu erleben. Die Uhr zeigt uns nicht nur die Minuten, die verstreichen, sondern auch die Momente, die es wert sind, festgehalten zu werden.
Fotos:
Zum 6.12.2024 gab es für die Bürger der Stadt von Stefan Nofer, Marcel Menzel und Frieder Klenk (v.l.n.r) ein besonderes Geschenk: Sie montierten die Standuhr am Kurhaus, die acht Jahre lang als „Verschollen“ galt
©Sabine Zoller