Bildschirmfoto 2025 12 09 um 01.57.29Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Teil 1024

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Auf der diesjährigen Jahrestagung Asyl in Leipzig haben die Teilnehmenden eine Erklärung unter dem Titel "Ohne uns geht es nicht! - Soziale Arbeit für und mit Geflüchteten ist fundamental für eine offene und solidarische Gesellschaft" verabschiedet.


Aus der Erklärung: 

Der Paritätische Gesamtverband und seine Mitgliedsorganisationen stehen für die Gleichheit aller in ihrem Ansehen und ihren Möglichkeiten. Unsere Arbeit leiten die Prinzipien Toleranz, Inklusion, Offenheit und Vielfalt. Wir arbeiten und engagieren uns für eine gerechte und solidarische Gesellschaft für alle, unabhängig von Herkunft, Staatsangehörigkeit oder religiösen Überzeugungen. Migration ist Teil einer dynamischen Gesellschaft – als Realität, Chance und Bereicherung.

Für uns steht fest: Es braucht eine soziale und solidarische Politik, um den Chancen und Herausforderungen von Flucht und Migration gerecht zu werden.

Wir stehen für eine Gesellschaft ein, in der die Würde und die Unversehrtheit des Einzelnen für alle gilt. Dazu gehört ein klares Bekenntnis zum individuellen Recht auf Asyl. Dieses Recht ist Ausdruck der individuellen Würde und Persönlichkeit und eine gesellschaftliche Errungenschaft, die wir nicht preisgeben dürfen. Geflüchtete sind Teil dieser Gesellschaft, und Schutzsuchende haben Anspruch auf faire Verfahren, Sicherheit sowie auf eine unabhängige Unterstützung und Beratung.

In unserer Arbeit stehen wir an der Seite derjenigen, die in Deutschland Schutz suchen und ihre Rechte wahrnehmen wollen. 

Unsere Arbeit für und mit Geflüchteten ist sehr vielfältig. In der Asylverfahrensberatung unterstützen wir Geflüchtete dabei, ihren Weg durch das komplizierte Asylverfahren zu finden und die ihnen zustehenden Rechte wahrnehmen zu können. In den Psychosozialen Zentren finden Menschen Halt und Perspektive nach einer entbehrungsreichen, überwiegend extrem belastenden Flucht, sowie einer herausfordernden Ankunft in Deutschland. In Integrationskursen ermöglichen wir Menschen über den Spracherwerb die Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben. Durch Wohnrauminitiativen helfen wir dabei, Sicherheit und Selbständigkeit zu finden. In zahlreichen weiteren Angeboten stärken und unterstützen wir Geflüchtete, damit sie einen selbstbestimmten Weg in diese Gesellschaft finden. In der Migrationsberatung und den Jugendmigrationsdiensten zeigen wir Perspektiven auf, dauerhaft und sicher in Deutschland leben und arbeiten zu können.

Wir schaffen Orte der Unterstützung und Teilhabe, aber auch der Begegnung und des Zusammenhalts. Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag für eine offene, vielfältige und solidarische Gesellschaft. 

Daher sagen wir deutlich: Ohne uns geht es nicht, weil…

  • wir häufig die erste Anlaufstelle sind und Ankommen in der Gesellschaft nur gelingt, wenn professionelle haupt- und ehrenamtliche Strukturen Orientierung, Begleitung und Schutz bieten
  • Geflüchtete ihre Rechte und Ansprüche besser verstehen und geltend machen können, wenn unabhängige Beratung gesichert ist.
  • Belastungen, Traumata und Krisen professionelle und ganzheitliche psychosoziale Hilfe brauchen.
  • Inklusion, Bildung und Teilhabe eine tragfähige und vielfältige soziale Infrastruktur benötigen.
  • eine offene Gesellschaft, die zusammenhält, starke zivilgesellschaftliche Akteure braucht, die Räume der Solidarität und Begegnung schaffen und sich für Geflüchtete einsetzen.

Geflüchtete sind mit wachsender Ablehnung und offener Feindlichkeit in Politik und Gesellschaft konfrontiert. Das Recht auf Asyl wird zunehmend infrage gestellt. Dabei gerät auch die Soziale Arbeit für und mit Geflüchteten unter Druck. Finanzierungen sind unsicher oder fallen weg, politische Diffamierung und Delegitimierung nehmen zu, rechtsextreme Anfeindungen sind allgegenwärtig und die Bedarfe an Unterstützung und Beratung sind weiterhin hoch.

Deshalb fordern wir von der Politik:

Ein klares Bekenntnis zum Flüchtlingsschutz

Wir erwarten, dass Bund, Länder und Kommunen jetzt und in Zukunft das in der Genfer Flüchtlingskonvention, EMRK und EU-Grundrechtecharta verankerte Recht auf Schutz als unveräußerliches Menschenrecht sichern und verteidigen. Dies umfasst das Recht auf Zugang zu einem fairen Asylverfahren und effektiven Rechtsschutz in Deutschland und Europa sowie die Anerkennung der Tatsache, dass Geflüchtete Teil dieser Gesellschaft sind. Das bedeutet auch, dass Träger der Sozialen Arbeit für und mit Geflüchteten öffentlich sichtbar als wichtige Partner*innen für den Flüchtlingsschutz benannt und unterstützt werden.

Schutz vor Angriffen auf Geflüchtete und unsere Strukturen

Geflüchtete und Akteur*innen der Sozialen Arbeit im Bereich Flucht sehen sich vielfältigen Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt, sei es aus dem politischen Raum oder vor Ort. Organisationen wird mit dem Entzug ihrer Gemeinnützigkeit gedroht, physische Übergriffe auf Geflüchtete und Engagierte sind keine Seltenheit mehr. Eine offene und vielfältige Gesellschaft muss Geflüchtete und die sie unterstützenden Strukturen kompromisslos verteidigen. Wir erwarten konsequenten Schutz vor Angriffen auf Geflüchtete, Einrichtungen und Mitarbeitende sowie eine klare politische Positionierung gegen Diffamierungsversuche.

Eine verlässliche und nachhaltige Finanzierung

Gute Arbeit braucht stabile Rahmenbedingungen. Wir fordern nachhaltige und auskömmliche Finanzierungsmodelle, die langfristige Planung und gute Arbeitsbedingungen und eine qualitativ hochwertige, flächendeckende Unterstützung ermöglichen. Die Bezahlung der Fachkräfte muss das breite Spektrum und die großen Herausforderungen in der täglichen Arbeit mit Geflüchteten anerkennen und durch faire Entlohnung abbilden.
Wir stehen gemeinsam für eine Gesellschaft, in der Menschenwürde, Solidarität und Zusammenhalt zählen – heute und in Zukunft.

Dokumente zum Download

Erklärung zur Jahrestagung Asyl (59 KB)

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