Eine Auswahl sprachkritischer Glossen von Christoph Fackelmann
Alexander Martin Pfleger
Bad Kissingen (Weltexpresso) - Man möchte zunächst beinahe ständig in schallendes Gelächter ausbrechen, wenn man die Seiten dieses Buches durchschreitet, aber schon bald wird ersichtlich, daß es dem Verfasser um alles andere denn um Schenkelklopfer zu tun ist: Allzu leicht bleibt einem das Lachen im Halse stecken!
Frei nach dem bekannten Ausspruch Goethes über Lichtenberg aus Makariens Archiv, wo dieser einen Scherz mache, liege ein Problem verborgen, läßt sich angesichts der hier versammelten journalistischen Kurztexte Christoph Fackelmanns sagen: Wo auch immer er ein vermeintlich bloß „witziges“ Beispiel sprachlicher Entgleisung „aufspießt“, sticht er in Wahrheit in ein Wespennest und gewährt uns einen Blick in den Abgrund.
Der Schüler von Karl Kraus und Deuter Josef Weinhebers zeigt auf, inwiefern falsch gesetzte Kommata, Grammatikfehler und stilistisch beanstandenswerte Formulierungen auf ein zutiefst fragwürdiges Welt- und Menschenbild weisen. Ob es sich dabei nun um zur Selbstparodie tendierende Beispiele übersteigerter „political correctness“, um die Sprache der Werbung oder um einen akademischen Jargon handeln mag, dessen sich diejenigen befleißigten, denen es darum zu tun war, Manfred Hausmann zum Nazi-Dichter „umzuwidmen“: Die Bandbreite der Gegenstände, die Fackelmann mit diesen leider sehr ernsten Scherzen thematisiert, könnte vielfältiger kaum sein.
„Die Sprache der Krise verrät eine Krise der Sprache“, heißt es auf Seite 200 in einem Text zur Asylproblematik, und dieser Satz könnte gut und gerne als Motto des ganzen Buches dienen. Hier wird nicht mit dem sprachpolizeilichen Hammer philosophiert, und auch das gängige kulturkonservative Lamento der Obergrenzenbefürworter bezüglich überhandnehmender Anglizismen bleibt aus.
Fackelmanns Vorgehensweise bietet sich gewandt, leichtfüßig, geradezu tänzerisch dar; freilich ohne alles Selbstverliebte, wie man es von den Exponenten des Postmodernismus her kennt, und gewährleistet im Ergebnis eine außergewöhnliche Treffsicherheit.
Ein positiver Nebenaspekt des Buches, der „in echt voll krassem“ Widerspruch zum Klappentext steht: Die Genauigkeit, mit der Fackelmann sich an die Arbeit macht, und die Vielfalt der von ihm untersuchten Beispiele lassen es sehr wohl zu, dieses Buch als „Ratgeber für richtiges Deutsch“ zu gebrauchen!
Foto: Umschlagabbildung
Info:
Christoph Fackelmann:
Der gute Ton auf dem Narrenschiff. Sprachkritische Nörgeleien für unverbesserliche Kulturpessimisten
Lepanto Verlag, Rückersdorf 2017
258 Seiten, EUR 14.80 (DE), EUR 15.30 (AT)
ISBN-13: 978-3-942605-15-1
ISBN: 3-942605-15-5
EAN: 9783942605151