db17 sechsSerie: Deutscher Buchpreis 2017, Teil 12, Kurze Liste  

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Früher fand ich das toll, in einer Jury meine Meinung zu Büchern sagen zu dürfen, heute wäre das eher lästig und auch schwierig. So wenig, wie sich Äpfel mit Birnen vergleichen lassen – der eine ißt lieber die, der andere die anderen und dann gibt es welche, die sie genauso gerne essen, wie es auch Menschen geben soll, die Hunde und Katzen gleichermaßen mögen oder nicht mögen -, so wenig lassen sich im Kern Romane vergleichen.

Man kann immer sagen, was einem mehr liegt und natürlich gibt es sogar Kriterien für gutes und besseres Schreiben, aber wie oft hat genau eine eigentlich unmögliche, ja sperrige Sprache zu Wunderwerken geführt und wie oft ist gefälliges Formulieren nichts anderes als seicht. Nun steht also im nächsten Schritt die Auswahl auf die letzten Sechs da – mit großen Überraschungen.

Deutscher Buchpreis 2017: Sechs Romane im Finale

Die Finalisten stehen fest. Die Jury hat sechs Romane für die letzten Sechs zum Deutschen Buchpreises 2017 ausgewählt:

Gerhard Falkner: Romeo oder Julia (Berlin Verlag, September 2017)
Franzobel: Das Floß der Medusa (Paul Zsolnay, Januar 2017)
Thomas Lehr: Schlafende Sonne (Carl Hanser, August 2017)
Robert Menasse: Die Hauptstadt (Suhrkamp, September 2017)
Marion Poschmann: Die Kieferninseln (Suhrkamp, September 2017)
Sasha Marianna Salzmann: Außer sich (Suhrkamp, September 2017)


„Angesichts unserer Endlichkeit seien wir verpflichtet, kühn zu denken, hat Imre Kertész einmal geschrieben. Kühnes Denken: das ist es, was die Texte der Shortlist miteinander verbindet – bei aller thematischen und ästhetischen Unterschiedlichkeit. Allen gemeinsam ist das Bewusstsein, dass ernsthaftes literarisches Tun immer auch ein Brechen mit herrschenden Ordnungen im Sprechen, Denken und Fühlen bedeutet. Thematisch ist es die Frage danach, wer ‚wir‘ sind und wer ‚wir‘ sein wollen, die viele der Texte zusammenhält – womit auch Europa auf den Plan kommt. Und es besteht nach der Lektüre kein Zweifel: die Idee Europa, sie steht immer, im Besonderen gegenwärtig, auf dem Spiel, und es ist an uns Zeitgenossen, verantwortlich, und das heißt auch kühn, zu handeln“, sagt Katja Gasser (Österreichischer Rundfunk), Sprecherin der Jury des Deutschen Buchpreises 2017.

Fortsetzung und Kommentar folgt


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Info:

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Interessierte können die Preisverleihung per Live-Stream unter www.deutscher-buchpreis.de verfolgen. Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur übertragen die Preisverleihung im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ im Digitalradio und als Livestream im Internet unter www.deutschlandfunk.de.

Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis 2017 können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.