K simon2xSimon Zawalinski stellt sein neuestes Buch bei Hugendubel Frankfurt am Freitag, 17. Nov. 17 Uhr vor, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Immer wieder gibt es im Steinweg bei Hugendubel Lesungen, die sehr bekannte Autoren mit Bestsellerbüchern, aber auch ganz neue und noch unbekannte mit Anfangswerken vorstellen. Und dann gibt es welche wie Simon Zawalinski, die schon einige Bücher geschrieben haben, schon einen Anhang haben, erst recht, wenn dies in der eigenen Stadt passiert.

Es war immerhin schon die dritte Lesung bei Hugendubel, die er nun mit seinem neusten Roman bestritt. Ich hatte die Ankündigung zur Lesung eher zufällig mitbekommen, denn ein großes Plakat wies auf diesen Freitag hin, mit dem Titelbild des Buches und einem Foto des Autors, auf dem er das Buch hochhält. Ich war also auf einen eher kleinen, wohlgenährten Mann ohne Alter vorbereitet, und konnte dann feststellen, Simon Zawalinski ist ein ausgemachter Pykniker mit einer ungewöhnlichen und spannenden Biographie und einer so ausgesuchten Höflichkeit und fundamentalen Freundlichkeit, daß wir an anderer Stelle einmal nachforschen wollen, wie man ein solcher Menschenfreund werden kann. Denn heute geht es um sein Buch.

K simon0Mitgebracht hatte er die rothaarige Schauspielerin Peggy Theuer, mit der er sich die Lesung teilte. Das hatte sicherlich auch einen im Buch liegenden Grund. Dazu gleich mehr. Erst einmal nämlich gab der Verfasser Grundinformationen zum Verständnis der folgenden Lesung, denn normalerweise kommen ja gerade die Zuhörer zu Lesungen, die das vorgestellte Buch noch nicht kennen. Solche wie ich, die zwischen dem Lesen der Ankündigung Anfang der Woche und der Lesung selbst, dann das Buch schon gelesen haben, gibt es eher selten. Der Autor faßte zusammen: Es sind zwei Geschichten in einem Buch, die einmal in der Renaissance, ein andermal in der Gegenwart spielen. Fünf Jahre hat er daran geschrieben, weil er besonders viel recherchieren mußte.

Beim Lesen erkennt man dann, was er damit meint,, denn er flicht in die Gegenwartsgeschichte, - in der ein Mann im Städel, dem bedeutenden Frankfurter Kunstmuseum, ein Gemälde an der Wand, eine Dame, die besagte Prinzessin, so lange anschaut bis diese erst mit ihm zu sprechen beginnt und dann sogar aus dem Gemälde heraustritt, - das Leben dieser Prinzessin vor 500 Jahren in das Geschehen ein. Schreiben kann er immer nur in seiner Freizeit, denn für ihn, der rund 50 Meter von Hugendubel entfernt am Rathenauplatz einen gleichnamigen Kiosk betreibt, ist die Zeit knapp.

Wichtig war dem Autor, etwas über den auch bei Kunstkennern wenig bekannten flämischen Maler der Prinzessin zu sagen: Pieter de Kempeneer (1503-1580), in Brüssel geboren, wo die niederländische Malerei blühte, der aber nach Italien ging, weil dort jeder Bessere Gemälde an der Wand hängen haben wollte, wo man also besser Geld verdienen konnte. Erst recht, als de Kempeneer hörte, daß Karl V. in Bologna gekrönt werde, wozu öffentliche Dekorationen geschaffen werden müssen. Das wäre eine gute Arbeit und gutes Geld für ihn. (Auch Dürer hatte für Karls Vorgänger und Großvater Maximilian I. solch öffentliche Kunst gefertigt: die 3,5 x 3 Meter große Ehrenpforte, ein Holzstock für Papierdruck, ab 1515, ebenso einen Teil des Triumphzuges, der insgesamt 54 Meter lang war und ebenfalls gedruckt wurde, ab 1522).

Auf dem Weg nach Bologna machte der Maler Pieter de Kempeneer kurz davor Halt im Palazzo Bentivoglio und bietet dem Schloßherrn an, ein Porträt von ihm zu malen. Der möchte lieber seine Tochter porträtieren lassen. Hier setzte die Lesung ein, denn das erste Kapitel EIN FREMDER WANDERER schildert das Ankommen des Brüsseler Malers in diesem Palazzo, die üppige südländische Flora, die Begegnung mit Bartolomeo Bentivoglio, dem Herrn des Palazzos, der ihm wirklich den Auftrag für das Porträt der jüngeren Tochter gibt.

K simon3„Eines Tages beschloß ich, dem Frankfurter Städel-Museum einen Besuch abzustatten.“, setzte der Verfasser mit dem 2. Kapitel EINE MÄRCHENHAFTE BEGEGNUNG fort. Ist damit die Prinzessin an der Wand gemeint? Erst einmal nämlich lernt der Ich-Erzähler eine kunstbeflissene Dame kennen, mit der er sich gerne nicht nur über Kunst unterhalten möchte und erst einmal mit der Einladung zum Kaffee beginnt. Dann aber, als beide durch das Städel schlendern, muß des Erzählers Begleiterin auf einen Anruf reagieren und entfernt sich, ausgerechnet in dem Moment, als sie bei BILDNIS EINER DAME - so die offizielle Bezeichnung für das Peter de Kempeneer-Gemälde, das Städel nennt den Maler zudem Peter, nicht Pieter - stehen geblieben waren. Also setzt sich der Erzähler auf die Bank, „Ich hatte plötzlich den Eindruck, als ob die Dame auf dem Bild mich interessiert mustern würde.“

Und jetzt setzt wieder fort: “Im Palazzo Bentivoglio wurde Pietro von einer älteren Dame zu seinem Gemach geführt.“ Aha, wir verstehen. Die Kapitel, die vor 500 Jahren spielen, die liest die weibliche Stimme. Diejenigen, in denen der männliche Ich-Erzähler von den Erlebnissen mit der aus dem Gemälde getretenen Prinzessin spricht, die liest der Autor, den man nie mit dem fiktiven Erzähler verwechseln darf.

So werden die ersten Kapitel gelesen, die alle vom Palazzo und der Begegnung mit den Bewohnern und deren Gästen handeln, wobei wir Zeuge werden, wie sich der Maler in die Modell stehende Rosa Amalia verliebt und diese in ihn. Aber da gibt es auch die attraktive Tante Lucretia. Und diese hat gewisse Pläne mit dem jungen Maler und verfügt über erotische Mittel, diese Wirklichkeit werden zu lassen.

Gerade als die Geschichte so richtig ins Laufen kommt, ist nach einer Stunde Schluß. Zuvor aber erfahren wir Zuhörer noch, wie der Maler nach einem Aufenthalt in Rom wieder in den Palazzo zurückkommt, wo nichts mehr so ist wie zuvor. Er kommt also erneut nach Bologna, aber so richtig erfolgreich wird er in Italien nirgends, weshalb er nach Spanien weiterzieht, wo er als Pedro de Campaña zu Ehren kommt. Was aber mit unserem Icherzähler passiert und wie das mit der Prinzessin ausgeht, das lesen Sie besser selber.

Fotos: © Nikolai Bockelmann

Info:

Simon Zawalinski , Das Bildnis einer Prinzessin, Buch & Media 2017
330 Seiten, 18,90 Euro

Eine weitere Lesung gibt es am 5. Dezember in der Romanfabrik um 20 Uhr. Weltexpresso wird diese Lesung noch ausführlicher ankündigen