Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Erst im 20. Jahrhundert wird der Mythos Frankensteins weltweit durch das Kino verbreitet, die Romanfiguren erlangen Weltruhm. Das von Boris Karloff 1931 verkörperte künstliche Wesen mit den Schrauben am Hals, wird bis in unsere Tage zum Urbild des Monsters.
„Frankenstein - The Man Who Made A Monster“. Dieser Film popularisiert zwar - ebenso wie die rasch folgenden weiteren Verfilmungen - die Idee der Erschaffung eines künstlichen Menschens. Jedoch verstümmelt bereits diese frühe Adaption das literarische Meisterwerk Shelleys zu einem bloßen Schauerwerk (Grawe), das sich völlig von seinem literarischen Vorbild löst. Mit dem ihm eingepflanzten Gehirn eines Verbrechers wird Karloff ohne Gebrochenheit in seiner Rolle zum vorherbestimmten Mörder dämonisiert, gerinnt zum personifizierten Bösen ohne jegliche menschliche Entwicklungsmöglichkeit.
Woher kommen eigentlich die Leichenteile? Durch was wird das Wesen denn schließlich lebendig?
Wie begeht das Monster seine Morde? Diese Fragen, die im Roman nur am Rande oder gar nicht gestellt werden, stehen nun im Mittelpunkt der Handlung. Mit gruseligen Friedhofsszenen, riesigen Apparaturen, Blitz und Donner am stürmischen Himmel, Lichteffekten der dramatischen Stummfilmsprache wird die visuelle Horrorisierung des Stoffes zum Selbstzweck. Die „moralischen Lektionen“ Shelleys, von denen sie im zweiten Karloff-Film „Frankensteins Braut“ noch als Rahmenerzählerin spricht, verkommen allenfalls zum schmückenden Beiwerk. In den folgenden Jahrzehnten wird das Thema immer und immer wieder im Film aufgegriffen, Blut fließt nun auch reichlich in Farbe und der Splatter-Film hat im jetzt zum Frankenstein mutierten Monster, seine Wurzeln. Die kastrierten Handlungsreste lösen sich endgültig von der literarischen Vorlage, der Schöpfer und sein Geschöpf werden vertauscht.
Karin Priester, die Biografin Shelleys, sieht bereits im Roman diese Verschmelzung von Schöpfer und Geschöpf tiefenpsychologisch in Frankenstein angelegt: „Das Monster wird sein romantischer Doppelgänger, die andere Seite seines Ichs“. So wären dann die später in der Rezeptionsgeschichte ineinander übergegangenen Figuren „keine triviale Verwechselung“ sondern „zwei Seiten einer gespaltenen Persönlichkeit“, „zwei Schichten der menschlichen Psyche - die Leidenschaften und triebhaften Impulse und der klare, wissenschaftliche Verstand“.
„Hallo! Habe ‚Frankensteins Tante’ geliebt und denke gerne daran zurück. Nun habe ich selber Kinder und möchte, dass sie die Serie unbedingt sehen können.“
„ Wow! Ein Traum aus meiner Kindheit, habe gerade im Keller mein altes Buch entdeckt und meinen Kindern davon erzählt. Kann mich noch ganz genau an die Figuren und Bilder erinnern...“
(Blog zur TV-Serie Frankensteins Tante“)
FORTSETZUNG FOLGT
Foto:
Das Originalbuch Mary Shelleys „Frankenstein - oder der moderne Prometheus“
erschien in mehreren Ausgaben, etwa bei Reclam oder im Insel-Verlag
Podcast
Die 5-stündige Lesung in der Bibliothek Stuttgart lässt sich kostenlos als mp3-Hörbuch unter http://www.stuttgart.de/stadtbuecherei/druck/audio/literatur/frankenstein_audio.htm
herunterladen
Rudolf Drux (Hrsg.) „Der Frankenstein-Komplex“, Suhrkamp-Verlag - Dokumentation zum gleichnamigen Symposion in Weimar 1999
Karin Priester, Mary Shelley - die Frau, die Frankenstein erfand (Biografie), Blanvalet-Verlag