Serie:Das laufende Buchprogramm deutschsprachiger Verlage, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

München (Weltexpresso) – Schon lange sind die Zeiten vorbei, als es die Verlage Hatje und Cantz gab und der Zusammenschluß dann doch bei dem anspruchsvollen Programm für genügend Käufer reichte, dieser vielfältigen Kunstbände aus vielen Bereichen mit besonderem Schwerpunkt der Moderne, vor allem der documenta, die im Fünfjahresrhythmus 2012 wieder 'dran' war.

 

So beginnt auch die Verlagsvorschau, die drei grüne Bücher zur 13. documenta vorstellt. Das ist DAS BUCH DER BÜCHER, DAS BEGLEITBUCH und DAS LOGBUCH, wobei das erste Buch als Katalog Aufsätze enthält, über die künstlerischen Projekte berichtet und die Kernthemen zusammenfaßt. Das BEGLEITBUCH ist den ausstellenden Künstlern gewidmet und stellt jeden Beteiligten in einem illustrierten Beitrag vor. DAS LOGBUCH dann wiederum dokumentiert die fortlaufende Arbeit an wiederkehrenden Ideen, seit 2010. Eine Fotoserie stellt zudem die Leiterin der diesjährigen Documenta Carolin Christov-Bakargiev auch in ihrer Arbeitsweise vor.Dann gibt es noch die No reihe von 089-100, Notizbücher, die Gedanken sammeln, sei es handschriftlich oder in der Zeichnung. Auf der zuständigen Webseite können Sie alles im Detail erfahren.

 

Wissen Sie, wie Kataloge zustandekommen, d.h. warum aus welchen Gründen das eine Museum bei dem Verlag, das andere bei einem anderen, in der Regel aber auch verschiedene Ausstellungskataloge eines Museums in verschiedenen Verlagen erscheinen? Es seien Ausschreibungen, wie sonst bei der Herstellung von Dingen. Allerdings kann  man sich schon vorstellen, daß die gemeinsame Arbeit an einem Katalog so gute Erfahrungen mit sich zog, daß bestimmte Museen bestimmte Verlage häufiger nutzen. Ganz sicher ist das beim Frankfurter Städel und dem Verlag HatjeCantz der Fall.

 

Denn die bedeutendste Städelausstellung  Ausstellung 2012,  SCHWARZE ROMANTIK. Von Goya bis Max Ernst, hat den Katalog hier veröffentlicht. Auch KUNST ZUM HÖREN. Das ist schon seit Jahren ein spezieller Service vom Verlag, auch quadratische Bücher anzubieten, auf dessen Titel eine CD sicher ruht. Es sind bei der SCHWARZEN ROMANTIK 40 Abbildungen, die man anschauen kann, während man die Erläuterungen dazu hört, die manchmal mit einschmeichelnder Stimme von Schauspielern gesprochen werden.

 

Die Texte erklären nicht nur die Bilder, sondern geben Sehhinweise, so daß der betrachtende Hörer viele Zusammenhänge auf den jeweiligen Bildern längst selbst erkennt, bevor dies im Text verifiziert wird. Wir versuchen, alle Bände der KUNST ZUM HÖREN, die an Kataloge von Ausstellungen angebunden sind, zu sehen und zu hören, weil die Gleichzeitigkeit beider Sinneswahrnehmungen einen synergetischen Mehrwert hat. Aber – das erfahren wir erst durch diese Verlagsvorschau – es gibt auch KUNST ZUM LESEN. Natürlich. Immer schon. Aber hier ist dies das Dritte im Bunde, denn in der von Felix Krämer – dem Kurator obiger Ausstellung – herausgegebene DIE MASKEN ÜBER DEM NICHTS heißt der Untertitel 'und andere Geschichten zur Schwarzen Romantik'. Wo, wenn nicht hier, braucht es die literarischen Vorbilder, die so oft für Maler die Bildvorlagen abgaben. Dieses Buch gibt es auch als E-Book.

 

So ausführlich können wir nicht fortfahren, denn die Vorschau enthält 121 Seiten! Schnell also zu EDGAR DEGAS. Das Spätwerk, eine Ausstellung der Fondation Beyeler, die wir gesehen hatten und den Katalog auch kennen, genauso wie KLIMT. Die Sammlung des Wien Museums. Im Klimtjahr zum 150. Geburtstag gab es in allen wichtigen Museen Wiens Ausstellungen zu Klimt und kaum einer wußte, daß das ehemalige Historische Museum Wien und heutige Wien Museum den größten Bestand an Zeichnungen hat. Das war eine unglaublich intensive Ausstellung und der Katalog ist etwas für immer, da er stark auf das Leben des Künstlers eingeht.

 

Auch hier gibt es ein KUNST ZUM LESEN, 'Gustav Klimt und das ewig Weibliche' genannt, oh ja ein abendfüllendes Thema. Der Verlag verweist auch auf zwei vorhandene Bände, die den Künstler näherbringen. Das ist einmal WIEN UM 1900, inzwischen wirklich ein Fachbegriff und GUSTAV KLIMT 'Erwartung und Erfüllung, wo es um die Entwürfe zum golddurchwirkten Mosaikfries im Palais Stoclet geht.

 

Auch TATLIN ist ein Ausstellungskatalog aus Basel, aus dem Museum Tinguely und das gilt auch für OTTO DIX UND DIE NEUE SACHLICHKEIT, einer Schau im Kunstmuseum Stuttgart, mit dem der Verlag auch die besten Beziehungen hat, was naheliegt, da er auch in Stuttgart beheimatet ist. Es folgen Friedensreich Hundertwasser, Paul Klee, Ernst Wilhelm Nay, Frank Stella und natürlich die zwei Kataloge zu Jeff Koons, der seine Bilder in der Schirn und seine Skulpturen im Liebieghaus, beide in Frankfurt ausstellte.

 

Aber auch Fotografie ist ein Schwerpunkt des Verlages. Neben JAPANESE DREAM  auf Deutsch/Englisch und Steve Schapiro, sind es auch hier Ausstellungskataloge, von denen uns Nadav Kander besonders interessiert, der in London ausgestellt war; den Katalog fivt es nur auf Englisch. Die Fotos der nackten Schönen erinnern an die weiblichen Formen des 19. Jahrhunderts. Das Fleisch ist hell und ganz und gar nicht mager und das Gesicht ist in den Armen verborgen, so daß es nur um Körper geht.

 

HERLINDE KOELBL hat wieder einmal zugeschlagen. „Kleider machen Leute“ heißt ihr Band, in dem wir  60 Personen meist in ihrer Amtskleidung kennenlernen und erst einmal merken, wie viele eine Uniform oder eben Berufskleidung tragen und wie die Kleidung die Haltung festlegt. REGINA SCHMEKEN dagegen hat mit 'Unter Spielern' eine Choreographie auf dem Fußballplatz hingelegt. Sie war mit der deutschen Nationalmannschaft unterwegs und ihre Bilder sind eindrücklich und auch schön.

 

SONDERAUSGABEN bieten Ihnen Schnäppchen, manchmal sind es nur 5 Euro weniger, zu denen Chagall abgegeben wird, aber bei Rousseau sind es schon 20 Euro und die als opulentes Standardwerk angekündigte BOTTICELLI. Bildnis, Mythos, Andacht ist als neue Sonderausgabe um 30 Euro auf 19.95 ermäßigt. Noch immer sind wir erst auf Seite 55, aber jetzt ist Schluß. Alles Weitere auf der Webseite des Verlages!

 

www.hatjecantz.de