Frankfurter Buchmesse 2019: EHRENGAST NORWEGEN, Teil 1/2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ehe wir auf das Motto der Norweger DER TRAUM IN UNS für ihren Buchessenauftritt 2019 zu sprechen kommen, zwei Worte zum Verfahren, das heute gegenüber früher völlig verändert ist. Das eine ist das Wechseln des Ehrengaststatus während der Buchmesse, das andere ist, daß dieser Wechsel heute zu einem richtigen Event geworden ist.
Das muß man erklären. Als der damalige und bis 2000 tätige Buchmessenchef Peter Weidhaas den Ehrengast, das Gastland für die Buchmesse in den Achtzigern erfunden hatte, wurde dies noch recht schlicht begangen. Es gab von 1988 an Repräsentanten der ausgewählten Länder, die ihre Mannschaft, sowohl administrativ wie auch die jeweiligen Autoren, zusammenstellten, was in den jeweiligen Ländern geschah. Immer stärker sind dann Frankfurter Museen in den Gastlandauftritt eingestiegen und haben frühzeitig Ausstellungen aus dem jeweiligen Gastland entsprechend dem Genre ihres Museums geplant und gezeigt. In der Erinnerung war dabei ein qualitativer Schritt der Ehrengast Südkorea, was zu einer Anzahl hochwertiger Ausstellungen führte und dadurch auch Maßstäbe für die Zukunft setzte. Außerdem wurde die Literatur der Gastländer immer stärker schon im Vorfeld auf Übersetzungen ins Deutsche hin durchforstet, was als Folge eben auch dazu führte, daß die Gastländer der nächsten Jahre schon früh bekannt werden mußte, denn all diese Vorgänge brauchen Zeit.
Das andere ist, daß es früher langte, daß gegen Ende der Buchmesse die sogenannte Staffelübergabe stattfand, wo der gegenwärtige Ehrengast die Gastlandstaffel an den vom nächsten Jahr übergibt. Das war immer ein wenig formal und gleichzeitig ein Pflichttermin. Diese Veranstaltung am Mittwoch, in der sich der zukünftige Ehrengast schon mit einem fast fertigen Programm vorstellt, hat inzwischen den Charakter einer Freudenfeier. Dagegen ist gar nichts zu sagen, aber man sollte die Veränderungen registrieren. Denn der neue Pavillon, der nun jedes Jahr das eigene Haus der Buchmesse auf der Buchmesse ist, hat sich vom ersten Tag bewährt, weil er bei den meisten Veranstaltungen proppenvoll ist. Man wundert sich, woher die ganzen Leute kommen. Denn auf der Buchmesse an den Fachtagen sind ja vor allem Verlagsangestellte da, die dafür sorgen, daß die Verlage sich breit und inhaltlich fundiert präsentieren. Es gab und gibt Autoren und Lesungen auf der Messe, die von den Verlagen organisiert sind, früher an den Ständen stattfanden, dann gab und gibt es das Lesezelt auf der Agora, dazu kamen der Weltempfang und Bühnen verschiedener Art, von den Einrichtungen der Fernsehanstalten einmal ganz abgesehen.
Alle Veranstaltungen sind auch an den Fachtagen gerammelt voll und in diesem Jahr ist durch den Pavillon ein sehr großer Raum hinzugekommen, der ebenfalls gefüllt wird. Am Buchmessendonnerstag war dort seit 9.30 bis 19.00 Uhr Programm: drei englischsprachige Veranstaltungen, die Pressekonferenz zum Ehrengast Norwegen 2019 und der Vorstellung des Programms (was gleich kommt) eine weitere Stunde „Der Traum von Norwegen“, wo norwegische Schriftsteller über ihr Land und ihre Bücher sprachen. Am Nachmittag gab es die Bekanntgabe des „Lieblingsbuch der Unabhängigen“, was sich auf Buchhandlungen bezieht (worüber wir noch berichten wollen) und einer Diskussion über die fünf Nominierten, von denen einer dann Gewinner des Preises wurde. Es schloß sich eineinhalb Stunden Gespräch mit einigen Diogenes Autoren, ihrem Verleger und einer Moderatorin an, wobei auch hier die Halle gefüllt war – und auch darüber wollen wir noch berichten. Nicht aber über die abschließende Veranstaltung, die der Spiegel verantwortete, die mit Gästen aus der Film- und Unterhaltungsbranche gespickt war und schon im Programm das abschließende Glas Wein ankündigte.
Diese Tagesdarstellung des Pavillons haben wir eingebunden in eine geschichtliche Entwicklung, weil man in diesem Jahr 2018 zum ersten Mal in vollem Umfang den fast systematischen Unterschied im Ablauf der Buchmesse gegenüber früher erkennen kann. Heute gibt es so viele Termine, so viele Veranstaltungen, die alle den Charakter von Events, viele mit anschließendem kleinen oder großen Umtrunk, annehmen, daß beispielsweise Journalisten, die darüber berichten wollen oder müssen, gar nicht mehr zum Kerngeschäft der Messe, nämlich dem Besuch der Verlagsstände, des Erkennens von Buchnovitäten , das Blättern, das Reinlesen, des Gesprächs mit den Verlagsvertretern, das Aufeinandertreffen mit Autoren, Gespräche, Interviews etc.
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