Offener Brief an Bayerischen Innenminister Herrmann und Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge Sommer
PEN
Darmstadt (Weltexpresso) - Sehr geehrter Innenminister Herrmann, sehr geehrter Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge Sommer,
als Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des deutschen PEN-Zentrums bin ich entsetzt über die Abschiebung des vietnamesischen Schriftstellers und Menschenrechtsaktivisten Nguyen Quang Hong Nhan und seiner Frau aus Nürnberg.
Obwohl Nguyen Quang Hong Nhan 1979 wegen „Propaganda gegen den sozialistischen Staat“ in Vietnam zu einer zwanzigjährigen Haftstrafe verurteilt worden war und erst 2015 ausreisen konnte, hatten die bayerischen Behörden den Asylantrag sowie einen Asylfolgeantrag unverständlicherweise abgelehnt und ihn in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgeschoben. Erschwerend kommt hinzu, dass Nguyen Quang Hong Nhan in seiner Heimat als „Volksfeind“ gilt und er aufgrund eines Schlaganfalls dauerhaft auf Medikamente angewiesen ist.
Es stellt sich die Frage, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu der Einschätzung kommen konnte, dass der in Nürnberg lebende Herr Nguyen Quang Hong Nhan in seiner Heimat keinerlei Repressalien zu befürchten hat. Wie kann man einen Autor, dessen Lebensgrundlage die Freiheit des Wortes ist, in ein Land abschieben, das für Repression und Zensur bekannt ist?
Das deutsche PEN-Zentrum fordert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf, seine Entscheidung zu revidieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Nestmeyer
PEN-Vizepräsident
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