Preis der Literaturhäuser 2013: Hanns Zischler in Basel
Siegrid Püschel
Basel (Weltexpresso) - Mit dem diesjährigen Preisträger, dem Schauspieler, Regisseur, Essayist und Übersetzer Hanns Zischler, ehrt das Netzwerk der Literaturhäuser einen Autor, der sich in besonderem Masse um das Gelingen von Literaturveranstaltungen verdient gemacht hat.
Hanns Zischler tritt am Dienstag, 14. Mai, um 19 Uhr im Literaturhaus Basel auf. Der Basler Autor Alain Claude Sulzer (Aus den Fugen) wird die Laudatio halten. Erstmals wird der Preis der Literaturhäuser auch in Basel verliehen: Das Literaturhaus Basel gehört seit Juli 2012 zum Netzwerk der Literaturhäuser e.V. - literaturhaus.net, dem auch die Literaturhäuser Berlin, Graz, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Rostock, Salzburg, Stuttgart und Zürich angehören.
Hanns Zischler ist einer der meistbeschäftigten Schauspieler Deutschland, bekannt vor allem für Filme wie Wim Wenders "Im Laufe der Zeit" (1976) oder Steven Spielbergs "München" (2005). In vielen Literaturhäusern hat Hanns Zischler aber auch Texte anderer Autoren gelesen und dem Publikum vorgeführt, wie sich Literatur anhört, wenn der Lesende bis ins kleinste Detail mit dem Inhalt vertraut ist. Seit langem arbeitet Hanns Zischler auch als Publizist: Er versteht es, mit seinen kulturhistorischen Büchern konzentriert, ruhig, extrem kenntnisreich und in anschaulicher Prosa komplexe Sachverhalte darzustellen, die er sich in akribischer Forschungstätigkeit angeeignet hat.
So hat er nicht nur die Kafka-Leser und -Philologen auf die Bedeutung des Films für dessen Haltung zu seinem eigenen Leben und Werk hingewiesen, sondern auch den jungen Sprachlehrer James Joyce bei seinen ersten Schritten zu dem Schriftsteller hin beobachtet, der die Erzählliteratur des 20. Jahrhunderts revolutionieren sollte. In seinem neuesten Buch Berlin ist zu gross für Berlin ruft der Spaziergänger Hanns Zischler die verborgene und verdrängte Topographie der Stadt ins Gedächtnis.
Der am 18. Juni 1947 in Nürnberg geborene Hanns Zischler, dem man seine fränkische Heimat bei den offiziellen Lesungen nicht anhört, wird auch als Autor geehrt. Aus der Jurybegründung: „Einen berühmten Schauspieler dürfen wir den Mann von 66 Jahren nennen, der auf den Namen Hanns Zischler hört. Ihm, Hanns Zischler, dem Schriftsteller – oder müssen wir ihn Literaturforscher, Übersetzer, Fotografen, Verleger gar nennen? - verdanken wir den folgenreichen Hinweis darauf, daß der Kinogeher Franz Kafka angesichts der beschleunigten Dramatik der kinematographischen Lebensverläufe sich zurückverwiesen sah auf sein Ruhedürfnis, das Beharren auf seiner Textarbeit als Selbstbehauptung ebenso wie als Widerstand gegen das erschreckende Tempo der Bilder...“
Im Netzwerk literaturhaus.net entwickeln und veranstalten Literaturhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit verschiedenen Partnern internationale Projekte wie Länderschwerpunkte, bilaterale Stadtschreiberprojekte, Plakataktionen und den Preis der Literaturhäuser. Ende der neunziger Jahre begann die Zusammenarbeit der deutschsprachigen Literaturhäuser, seit 2008 sind sie in einem gemeinnützigen Verein unter dem Namen „literaturhaus.net“ zusammengeschlossen. Sinn dieses Zusammenschlusses ist es, Erfahrungen und Kontakte auszutauschen und über gemeinsame Projekte und Mittelakquisition im deutschsprachigen Raum als Literaturvermittler zu wirken. Auch gilt es, die „Marke“ Literaturhaus als Synonym für eine zeitgemässe, wandlungsfähige Förderung und Vermittlung von deutschsprachiger und internationaler Gegenwartsliteratur weiter zu verbreiten.
Foto: Jennifer Fey
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