Bildschirmfoto 2019 10 15 um 02.52.40Verleihung des 15. Deutschen Buchpreises 2019 im Frankfurter Römer am Vorabend der Buchmesse, Teil 1/3

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nein, die Antwort kann nicht lauten: The same procedere as every year, zumindest nicht vollständig. Denn zwar bleibt das gewohnte Ritual und es wurde auch - gezwungen durch die Übertragung - flott über die Bühne gebracht, aber was das Neue, das Unterschiedliche ist, das sind jedesmal die sechs neuen Romane, die sechs neuen Schriftstellerinnen und Schriftsteller und die sieben Mitglieder der Jury. 

Gleich geblieben ist die Moderatorin Cécile Schortmann (die als Gemeinsamkeit der letzten sechs nominierten Bücher die Frage nach uns selbst, wie wir wurden, wie wir sind, die Auseinandersetzung mit sich selbst ausmachte) , gleich auch das Grußwort durch die Kulturdezernentin der Stadt, Ina Hartwig, auch die Lesepassagen aus den sechs nominierten Romanen wurden wieder von Marc Oliver Schulze vorgetragen und auch der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, hielt erneut die Ansprache zur Preisverleihung - dies aber zum letzten Mal. Denn turnusgemäß muß er ausscheiden und seine Nachfolgerin wird nach der Buchmesse ihr Amt antreten. Spannend ist es schon immer vor der Preisverleihung, die Punkt 18 Uhr anfängt und um 19 Uhr beendet ist. Während bei richtig warmem Spätsommerwetter die frühzeitig Gekommenen erst einmal auf dem Römerberg ins Gespräch kamen, war drinnen für die Fotojournalisten schon der erste Termin, denn, wie schon bei der Lesung der Finalisten am 29. September im Frankfurter Schauspielhaus, war Gelegenheit, alle sechs Finalisten, drei Frauen, drei Männer, Raphaela Edelbauer, Miku Sophie Kühmel, Jackie Thomae, Tonio Schachinger, Norbert Scheuer und Saša Stanišićin gemeinsam zu fotografieren. 

Tatsächlich erscheint die Preisverleihung von Jahr zu Jahr gelassener. Zwar ist die Spannung, wer den Preis erhält, jedesmal von Neuem ernorm, denn das ist ja was, nach einem solchen Prozedere von dem Einreichen von 203 Titel, die zwischen Oktober 2018 und September 2019 erschienen sind, über die jeweils im August ausgewählten 20 Romanen in der langen Liste bis zur kurzen Liste mit sechs Autoren dann dem einen, den Buchpreisträger zu kommen. Aber die Nervorsitäten, die es früher viel stärker gab, sind sehr viel weniger geworden, die Freude des Kaisersaalpublikums aber diesmal wohl besonders groß. Es wurden alle Finalisten sehr stark beklatscht und wenn man genau hinhörte, konnte man bei den einzelnen Autoren schon Unterschiede im Beifall heraushören. Sie wurden mehrfach genannt und begrüßt, denn nachdem die Moderatorin alle begrüßt hatte und namentlich die Nominierten, kam derselbe Gruß von der Dezernentin Hartwig. Die begrüßte im Publikum auch Petra Roth, die Ex-OB (CDU ) der Stadt Frankfurt, die früher im Kaisersaal zum Deutschen Buchpreis - erstmals im Jahr 2005  - selbst die Begrüßung vorgenommen hatte. 

Ina Hartwig griff eine Diskussion zu den Kriterien der Auswahl auf, die niemals festgeschrieben werden können, aber auch nicht variabel im Raum schweben, sondern neben literarischen Analysen und der Kraft des Erzählten eben auch die zeitspezifische Relevanz der Romane berücksichtigen muß. Heinrich Riethmüller, kam - nachdem die sechs Autoren erneut namentlich begrüßt wurden, was wir gut finden, weil so eher die Chance besteht, daß sich die Namen einprägen - auf den Anfang zu sprechen, als im Jahr 2005 Arno Geiger ausgewählt wurde mit seinem Roman ES GEHT UNS GUT. Er sprach davon, wie sehr eine solche Buchpreisverleihung dem Ausgewählten hilft, seinen Weg als Schriftsteller zu gehen. Dies habe ihm Arno Geiger erzählt, der seinen "Nebenerwerbsjob als Beleuchtungstechniker bei den Bregenzer Festspielen, der ihn ernähren mußte, hin zum Leben  als 'ordentlicher Schriftsteller'  wechseln konnte. Seither kann er als freier Schriftsteller von seinem Schreiben leben konnte. "Arno Geiger ist heute einer der erfolgreichsten und meiner Meinung nach besten Autoren unserer Zeit.", setzte Riehtmüller fort.

Den letzten Satz würde wir sogar unterstreichen, wenn seine Aussage für die letzten Romane von Geiger gelten. Aber das damals prämierte Buch UNS GEHT ES GUT bleibt ein schlechter Roman, der seitens der Jury gegen den Roman gesetzt wurde, der einer der wenigen wirklichen Welterfolge der Bundesrepublik Deutschland wurden: DIE VERMESSUNG DER WELT von Daniel Kehlmann. Es bleibt eine literarische Schande der Jury, daß sie so gehandelt hat, auch wenn sich inzwischenherumgesprochen hat, daß sich in der Jury zwei Romane gegenüberstanden, unverrücklich, wie es heißt, wo dann Geigers Roman als Kaninchen aus dem Hut gezogen wurde und als lachender Dritter den Preis erhielt. Nein, das können wir dem Mann, der den Börsenverein durch schwierige Jahre geführt hat, dennoch nicht nachsehen, daß er die Geschichte nur von ihrem Stellvertreterende erzählt. Seit damals haben die Jurys eigentlich immer transparent entschieden, so daß man Entscheidungen, auch wenn die eigene eine andere geween wäre, zumindest nachvolziehen kann.

Fortsetzung folgt

Foto:
Schauspieler und Vorleser Marc Oliver Schulze
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Info:
Weitere Informationen und Termine des Preisträgers rund um die Frankfurter Buchmesse können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de