Bildschirmfoto 2019 10 21 um 01.38.11Am Samstag kamen zur Frankfurter Buchmesse so viele Buchenthusiasten wie noch nie

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – So sehr man sich freut, daß am Wochenende, wo die Fachmesse Buch vorüber ist und das Publikum, sprich: die Leser die Hallen stürmen, so etwas wie in Halle 3.0 hat auch eine durch viele Buchmessen gesottene Journalistin noch nie erlebt und an die Grenzen ihrer Durchsetzungskraft, sprich: Durchdringen durch Menschenmassen geführt. Aber man kann sie ja so gut verstehen, die Leser, die heute auf der Buchmesse jedes Buch, das sie wollen, kaufen können, was ganz früher verboten war, dann gelockert und jetzt sogar offiziell erlaubt ist, ja gefördert wird.

Bildschirmfoto 2019 10 21 um 01.35.53Natürlich wollten wir zu der von uns selbst angekündigten Signierstunde von Sebastiao Salgado, beim Verlag Taschen, der in D 85 einen gewissermaßen dreieckigen Stand hat, wo man wie in einer Muschel hineinkann, aber auch wieder herauskommt. Na gut, nicht alle in den Gängen der Halle 3.0 von A bis ... wollten dahin, aber gefühlt war das so, denn als man sich Bildschirmfoto 2019 10 21 um 01.37.02durchgekämpft hatte durch die vollgestopften Gänge und als Tribut an die Massen nur einen Reißverschluß am Rucksack zu beklagen hatte, weil den jemand festgehalten hatte ???, dann sah man am Stand von Taschen erst einmal den berühmten Fotografen gar nicht, weil so viele Menschen den Stand eingekreist hatten. An den Seiten sind auf gewaltigen Tischen die großen, die gewaltig großen, dicken und einfach überwältigenden verschiedenen Bände gruppiert, heute zur Signierstunde des am Sonntag zu kürenden Friedenspreisträgers Sebastiao Salgado. Die können die Leute kaufen und tun das, wie man sieht, mit Vergnügen, denn als ich vorne angekommen war, sah ich ihn wirklich hinter dem Tisch sitzen, den berühmten Fotografen mit dem eindrucksvollen Kopf, der äußerst liebenswürdig aber auch jedem das in sein Buch hineinschrieb, was diese gerne mit Salgados Handschrift mit nach Hause nehmen wollen.

Bildschirmfoto 2019 10 21 um 01.37.39Betrachtet man das, dann geht mit einem gleich die narrative Ader durch und man sieht die glückseligen Erwerber zu Hause auf dem Sofa sitzen und diese wunderbaren Bildbände betrachten, den Kindern von den Dingen erzählen, die aus den Büchern als Foto direkt in die Augen und in die Seele der Betrachter dringen. Die Fotos haben wirklich etwas von den Ikonen der Ostkirche, die nämlich dem Betrachter suggerieren, daß die Wahrheit, das, um das es wirklich geht, hinter dem Bild steckt, weshalb man diese Ikonen als Fenster zur Ewigkeit bezeichnet. Solche Gefühle kommen mir trotz der viel zu vielen Menschen und trotz der mit viel zu vielen Bücher vollgestopften Halle. Und daß man in solcher Situation dennoch innerlich abhebt, hat eben mit der Energie zu tun, die einen selbst in der Erinnerung die Bücher einflößen.

Die meisten Leute kaufen GENESIS. Es ist von allen seinen Büchern dasjenige, in das er die Hoffnungen, die er schon beim Bildschirmfoto 2019 10 21 um 01.38.35Fotografieren spürte, auch dem Betrachter vermittelt: durch die einfach schönen Abbildungen unberührter Natur, der Gletscher, der Meere, der Tiere, die in Abgeschiedenheit überleben und auch Menschen, die von der Moderne und damit von der Zerstörung der Natur und Technisierung und jetzt Digitalisierung unserer Welt unberührt sind. Das ist ein rundherum wunderbares Buch, das jedem Menschen gut tut.

Und nun so dicht vorne sehe ich nun, wie liebenswürdig auch in dieser Anforderung Salgado auf die einzelnen Menschen reagiert, in absolutem Kontrast zu den Männern, die für die Sicherheit des Ablaufs verantwortlich radikal jeden abweisen, der auf Bildschirmfoto 2019 10 21 um 01.40.04das Podest kommt. Das muß auch kurz die Staatsministerin Monika Grütters erleben, die mit Begleitung den Fotografen und seine Frau Lélia besucht (links im Bild). Christine Waiblinger, die den Star des Taschen Verlags mit Küßchen liebevoll begrüßt hatte und für die Pressearbeit zuständig ist, konnte kaum fassen, daß der Strom der Kommenden nicht abriß.

Was machen die, die nun mit den so schönen, aber auch schweren und umfänglichen Bildbänden weitergehen? Wie gut, daß es Garderoben gibt, aber dann zieht einer mit drei verschiedenen dieser Bildbände – GENESIS, EXODUS und GOLD los und sagt, für ihn sei die Buchmesse gegessen. Das sei alles, was er gewollt habe, die Bücher - von denen er eigentlich schon zwei habe und nun mit GOLD auch den besitzt, der für den Anlaß der Preisverleihung von Taschen herausgegeben wurde - vom verehrten Fotografen signieren zu lassen. Das rührt einen dann, ist doch das, was hier läuft, sicher auf der einen Seite auch ein Geschäft, Messen sind der Geschäfte wegen seit über 700 Jahren auch in Frankfurt zu Hause, aber auf der anderen Seite ist es eben ein gelungener Bildschirmfoto 2019 10 21 um 01.41.58Zusammenklang der verschiedenen Interessen, ein Dreiklang vom Fotografen, seinem Verleger Benedikt Taschen, dessen Tochter Marlene die Geschäfte führt, und dem Leser. Denn tatsächlich sind diese Bände, vergleicht man sie mit den Preisen anderer Büchern, auch Kunst- und anderen Fotografiebänden, für jedermann erwerbbar.

Fotos:
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Info:
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