Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Der Februarstand bringt Hannelore Cayres DIE ALTE, zum vierten Mal und zum Dritten: John le Carrés FEDERBALL, TRÜB von Sarah Schulman und Melba Escobars DIE KOSMETIKERIN. Über alle hatten wir ausführlich geschrieben, wobei uns John le Carré mit seiner jüngsten Rede wieder einmal aus der Seele sprach. Wir sind sozusagen eine eingetragene Aficionada.
Ganz neu ist auf Platz 2 HEAVEN, MY HOME von Attica Locke im Polar Verlag, deren Buch BLUEBIRD, BLUEBIRD, das 2018 den Edgar Allen Poe Preis für den besten Krimi des Jahres gewann, wir noch gut und in guter Erinnerung haben. Es geht um den schwarzen Texas Ranger und auch darum, daß die handelnden Figuren in einer Art neuartiger Familienaufstellung Lockes Familiengeschichte literarisch weiterführen. Natürlich geht es um Rassismus und zwar nicht den von gestern, sondern was heute in der Zeit zwischen der Wahl Trumps und seiner Inauguration in den USA möglich war.
Auf Platz 4 überrascht FRANKENSTEIN IN BAGDAD von Ahmed Saadawi, erschienen bei Assoziation A, der schon 2013 erschienen ist und wohl erst ins Deutsche kam, als er mit Preisen überhäuft wurde. Wir wissen noch gar nichts über diesen Roman und sind neugierig.
Und dann ist ebenfalls neu auf Platz 10 LONG BRIGHT RIVER von Liz Moore, bei C.H. Beck erschienen. Na, das kommt auch nicht so oft vor, ein Krimi im Beck Verlag. Bisher wissen wir nur, daß die Handlung in den USA spielt, daß es um Frauen geht und um Drogen auch. Mehr beim nächsten Mal.
Bleibt noch, Liebgewonnene, die Sie in den vergangenen Monaten in den Krimibestenlistenbesprechungen kennenlernen konnten, zu verabschieden. Simone Buchholz hat uns mit HOTEL CARTAGENA, aus dem Suhrkamp Verlag lange begleitet und wir sind sicher, daß Staatsanwältin Chastity Riley demnächst, verwickelt in eine neue Geschichte, wiederauftaucht! Die drei Vermißten, um die sich Kommissar Steiger bemüht, vergessen wir auch nicht, auch wenn BITTERER ZORN von Norbert Horst, Goldmann, jetzt abtritt. Und James Lee Burke hat den Platz auf der Krimibestenliste mit MEIN NAME IST ROBICHEAUX von Pendragon nicht ausgereizt. Kann aber gut sein, daß dieser Dave-Robicheaus-Krimi wiederkommt.
Das nächste Mal dann die KRIMIBESTENLISTE vom März. Genug zu lesen gibt es ja.
DIE KRIMIBESTENLISTE vom FEBRUAR 2020
1(3)
Sarah Schulman
Trüb
Aus dem Englischen von Else Laudan.
Ariadne im Argument Verlag, 270 Seiten, 20 Euro
New York 2017. Suchtkranke verstehen was von Sucht. Maggie Terry nutzt ihre
zweite Chance. Als Privatermittlerin eines Anwalts quält sich die Expolizistin, nach
dem Entzug geschüttelt von Flashbacks und Versuchungen, ermittelnd zurück ins
Soziale. Vereinsamt, verraten, in einer kranken Stadt.
2(–)
Attica Locke
Heaven, My Home
Aus dem Englischen von Susanna Mende.
Polar, 322 Seiten, 22 Euro
„Hopetown“, Ost-Texas. Ein neunjähriger Bengel ist verschwunden, Blacks und
Native Americans verteidigen ihre Heimat am Lake Caddo, Trump ist gewählt.
Darren, schwarz, Texas Ranger, konstruiert Beweise gegen die „Arische
Bruderschaft“, will seinen Leuten helfen, seinen Job behalten, das Richtige tun.
3(–)
Nicci French
Was sie nicht wusste
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller.
C. Bertelsmann, 446 Seiten, 16 Euro
London. Neve hat mit Künstlermann ohne Job, Kindern und Beruf genug am
Hut, da kommt ihr die Affäre mit dem Chef wie die große Freiheit vor. Bis sie ihn
tot im Stelldichein findet, die Spuren von Mord und Affäre beseitigt und abhaut.
Gut gemachtes Hohelied auf die toughe Durchschnittsfrau.
4(–)
Ahmed Saadawi
Frankenstein in Bagdad
Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich.
Assoziation A, 296 Seiten, 22 Euro
Bagdad 2005. Aus den versprengten Resten von Anschlagsopfern bastelt Geschichtenerzähler und Trödler Hadi den „Soundso“, ein Monster, beseelt von den
Vergeltungswünschen und Sehnsüchten einer Stadt in Angst und Verwirrung.
Anspielungsstarke Horror-Krimi-Parabel auf Verzweiflung, Angst und Gewalt.
5(2)
Melba Escobar
Die Kosmetikerin
Aus dem Spanischen von Sybille Martin.
Heyne, 320 Seiten, 9,99 Euro
Bogotá. Karen ist Spezialistin für Depilationen im „Haus der Schönheit“. Als
eine siebzehnjährige Kundin tot aufgefunden wird, gerät Karen zwischen die
Fronten: hier reiche Politiker, da die Aufklärung fordernde Mutter. Des Mordes
beschuldigt, steht die Kosmetikerin allein da. Noir unter Frauen.
6(10)
Robert E. Dunn
Dead Man’s Badge
Aus dem Englischen von Philipp Seedorf.
Luzifer, 356 Seiten, 14,95 Euro
Texas. Longview Moody, Geldkurier eines Drogenkartells, entkommt seiner
Hinrichtung und gibt hinfort als sein Bruder Paris Tindall den Polizeichef im
Grenzort „Lansdale“. Der fest in den Klauen der DEA und eines anderen Kartells
ist. Longview weiß, wie man solche Leute zurechtstößt. Rasanter Thriller.
7(5)
John le Carré
Federball
Aus dem Englischen von Peter Torberg.
Ullstein, 352 Seiten, 24 Euro
London. Nat und Ed, alternder Spion und radikal junger Remainer, ein wenig
Vater und Sohn, bei 15 Badmintonspielen. MI6 und Bruderdienst CIA in Zeiten
von Brexit und Trump: wenig Verstand, politisch konfus, dreist korrupt. Le Carré
mit 88: liebenswürdig, klar, elegant. Verficht Jugendtraum Europa.
8(1)
Hannelore Cayre
Die Alte
Aus dem Französischen von Iris Konopik.
Ariadne im Argument Verlag, 203 Seiten, 18 Euro
Paris. Madame Portefeux übersetzt seit 25 Jahren Arabisch für die Polizei. Ihr
Verdienst geht für das Altenheim der Mutter drauf. Als sie auf einen Berg
Haschisch stößt, greift sie zu. Alle leben vom Drogenhandel – warum nicht sie?
Nieder mit der Heuchelei, die Frechheit an die Macht!
9(4)
Regina Nössler
Die Putzhilfe
Konkursbuch, 402 Seiten, 12,90 Euro
Senden, Berlin-Neukölln. Klassenwechsel: Die promovierte Soziologin
Franziska lässt in der Münsterländer Provinz Mann und Haus hinter sich, taucht in
Berlin unter und verdingt sich als Putzhilfe. Raffiniertes Spiel mit Krimi- und
Sozialklischees. Ganz aus der Perspektive dreier verstörter Frauen.
10(–)
Liz Moore
Long Bright River
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus
Timmermann. C.H. Beck, 414 Seiten, 24 Euro
Philadelphia. Kacey nimmt Drogen, Mickey ist Polizistin, im Stadtteil geht ein
Frauenmörder um. Das ist der Rahmen für den Schwesternkampf, hier die
alleinerziehende Mutter, rechtschaffen und pflichtbewusst, da die unbeherrschte
Abhängige. Drumherum Opioid-Katastrophe. Wem ist noch zu trauen?
Die Krimibestenliste, wo kann man sie lesen, wer erstellt sie, wo wird sie veröffentlicht?
WO? außerhalb von WELTEXPRESSO
Die Krimibestenliste auf Deutschlandfunk Kultur
www.deutschlandfunkkultur.de
Die Krimibestenliste am ersten Sonntag des Monats: www.faz.net
Die zehn besten Kriminalromane des Monats Februar 2020 sind allerdings nur noch über online verfügbar. In der Vergangenheit veröffentlichte die FAS, die Sonntagszeitung der FAZ, an jedem ersten Sonntag im Monat die jeweilige Liste. Leider gibt es die Liste seit 2020 nur noch im Internet. Ob die FAZ und FAS wissen, welche Einbuße sie damit bei Krimilesern erfahren?
An jedem ersten Sonntag des Monats geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste ist eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen mit Deutschlandfunk Kultur.
Die Jury: Tobias Gohlis, Sprecher der Jury | Volker Albers, „Hamburger
Abendblatt“ | Andreas Ammer, „Druckfrisch“, BR | Gunter Blank,
„Rolling Stone“ | Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“ | Hanspeter
Eggenberger, „Tages-Anzeiger“ | Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“ |
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“ | Sonja Hartl, „Zeilenkino“,
„Culturmag“, „Deutschlandfunk Kultur“ | Hannes Hintermeier, „Frankfurter
Allgemeine Zeitung“ | Peter Körte, „Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung“ | Alf Mayer, „Culturmag“, „Strandgut“ | Kolja Mensing,
„Deutschlandfunk Kultur“ | Marcus Müntefering, „Der Spiegel“ | Ulrich
Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, SWR, WDR | Frank
Rumpel, SWR | Ingeborg Sperl, „Der Standard“ | Sylvia Staude,
„Frankfurter Rundschau“ | Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
Foto:
© Cover
1(3)
Sarah Schulman
Trüb
Aus dem Englischen von Else Laudan.
Ariadne im Argument Verlag, 270 Seiten, 20 Euro
New York 2017. Suchtkranke verstehen was von Sucht. Maggie Terry nutzt ihre
zweite Chance. Als Privatermittlerin eines Anwalts quält sich die Expolizistin, nach
dem Entzug geschüttelt von Flashbacks und Versuchungen, ermittelnd zurück ins
Soziale. Vereinsamt, verraten, in einer kranken Stadt.
2(–)
Attica Locke
Heaven, My Home
Aus dem Englischen von Susanna Mende.
Polar, 322 Seiten, 22 Euro
„Hopetown“, Ost-Texas. Ein neunjähriger Bengel ist verschwunden, Blacks und
Native Americans verteidigen ihre Heimat am Lake Caddo, Trump ist gewählt.
Darren, schwarz, Texas Ranger, konstruiert Beweise gegen die „Arische
Bruderschaft“, will seinen Leuten helfen, seinen Job behalten, das Richtige tun.
3(–)
Nicci French
Was sie nicht wusste
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller.
C. Bertelsmann, 446 Seiten, 16 Euro
London. Neve hat mit Künstlermann ohne Job, Kindern und Beruf genug am
Hut, da kommt ihr die Affäre mit dem Chef wie die große Freiheit vor. Bis sie ihn
tot im Stelldichein findet, die Spuren von Mord und Affäre beseitigt und abhaut.
Gut gemachtes Hohelied auf die toughe Durchschnittsfrau.
4(–)
Ahmed Saadawi
Frankenstein in Bagdad
Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich.
Assoziation A, 296 Seiten, 22 Euro
Bagdad 2005. Aus den versprengten Resten von Anschlagsopfern bastelt Geschichtenerzähler und Trödler Hadi den „Soundso“, ein Monster, beseelt von den
Vergeltungswünschen und Sehnsüchten einer Stadt in Angst und Verwirrung.
Anspielungsstarke Horror-Krimi-Parabel auf Verzweiflung, Angst und Gewalt.
5(2)
Melba Escobar
Die Kosmetikerin
Aus dem Spanischen von Sybille Martin.
Heyne, 320 Seiten, 9,99 Euro
Bogotá. Karen ist Spezialistin für Depilationen im „Haus der Schönheit“. Als
eine siebzehnjährige Kundin tot aufgefunden wird, gerät Karen zwischen die
Fronten: hier reiche Politiker, da die Aufklärung fordernde Mutter. Des Mordes
beschuldigt, steht die Kosmetikerin allein da. Noir unter Frauen.
6(10)
Robert E. Dunn
Dead Man’s Badge
Aus dem Englischen von Philipp Seedorf.
Luzifer, 356 Seiten, 14,95 Euro
Texas. Longview Moody, Geldkurier eines Drogenkartells, entkommt seiner
Hinrichtung und gibt hinfort als sein Bruder Paris Tindall den Polizeichef im
Grenzort „Lansdale“. Der fest in den Klauen der DEA und eines anderen Kartells
ist. Longview weiß, wie man solche Leute zurechtstößt. Rasanter Thriller.
7(5)
John le Carré
Federball
Aus dem Englischen von Peter Torberg.
Ullstein, 352 Seiten, 24 Euro
London. Nat und Ed, alternder Spion und radikal junger Remainer, ein wenig
Vater und Sohn, bei 15 Badmintonspielen. MI6 und Bruderdienst CIA in Zeiten
von Brexit und Trump: wenig Verstand, politisch konfus, dreist korrupt. Le Carré
mit 88: liebenswürdig, klar, elegant. Verficht Jugendtraum Europa.
8(1)
Hannelore Cayre
Die Alte
Aus dem Französischen von Iris Konopik.
Ariadne im Argument Verlag, 203 Seiten, 18 Euro
Paris. Madame Portefeux übersetzt seit 25 Jahren Arabisch für die Polizei. Ihr
Verdienst geht für das Altenheim der Mutter drauf. Als sie auf einen Berg
Haschisch stößt, greift sie zu. Alle leben vom Drogenhandel – warum nicht sie?
Nieder mit der Heuchelei, die Frechheit an die Macht!
9(4)
Regina Nössler
Die Putzhilfe
Konkursbuch, 402 Seiten, 12,90 Euro
Senden, Berlin-Neukölln. Klassenwechsel: Die promovierte Soziologin
Franziska lässt in der Münsterländer Provinz Mann und Haus hinter sich, taucht in
Berlin unter und verdingt sich als Putzhilfe. Raffiniertes Spiel mit Krimi- und
Sozialklischees. Ganz aus der Perspektive dreier verstörter Frauen.
10(–)
Liz Moore
Long Bright River
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus
Timmermann. C.H. Beck, 414 Seiten, 24 Euro
Philadelphia. Kacey nimmt Drogen, Mickey ist Polizistin, im Stadtteil geht ein
Frauenmörder um. Das ist der Rahmen für den Schwesternkampf, hier die
alleinerziehende Mutter, rechtschaffen und pflichtbewusst, da die unbeherrschte
Abhängige. Drumherum Opioid-Katastrophe. Wem ist noch zu trauen?
Die Krimibestenliste, wo kann man sie lesen, wer erstellt sie, wo wird sie veröffentlicht?
WO? außerhalb von WELTEXPRESSO
Die Krimibestenliste auf Deutschlandfunk Kultur
www.deutschlandfunkkultur.de
Die Krimibestenliste am ersten Sonntag des Monats: www.faz.net
Die zehn besten Kriminalromane des Monats Februar 2020 sind allerdings nur noch über online verfügbar. In der Vergangenheit veröffentlichte die FAS, die Sonntagszeitung der FAZ, an jedem ersten Sonntag im Monat die jeweilige Liste. Leider gibt es die Liste seit 2020 nur noch im Internet. Ob die FAZ und FAS wissen, welche Einbuße sie damit bei Krimilesern erfahren?
An jedem ersten Sonntag des Monats geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste ist eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen mit Deutschlandfunk Kultur.
Die Jury: Tobias Gohlis, Sprecher der Jury | Volker Albers, „Hamburger
Abendblatt“ | Andreas Ammer, „Druckfrisch“, BR | Gunter Blank,
„Rolling Stone“ | Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“ | Hanspeter
Eggenberger, „Tages-Anzeiger“ | Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“ |
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“ | Sonja Hartl, „Zeilenkino“,
„Culturmag“, „Deutschlandfunk Kultur“ | Hannes Hintermeier, „Frankfurter
Allgemeine Zeitung“ | Peter Körte, „Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung“ | Alf Mayer, „Culturmag“, „Strandgut“ | Kolja Mensing,
„Deutschlandfunk Kultur“ | Marcus Müntefering, „Der Spiegel“ | Ulrich
Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, SWR, WDR | Frank
Rumpel, SWR | Ingeborg Sperl, „Der Standard“ | Sylvia Staude,
„Frankfurter Rundschau“ | Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
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