Bildschirmfoto 2020 03 19 um 19.31.47Das beliebte Frankfurter Lesefest FRANKFURT LIEST EIN BUCH hätte ROSEMARIE von Erich Kuby gebracht, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wir beschäftigen uns noch immer mit dem notwendigen Ausfall des wie immer für April geplanten aufwendigen Lesefests FRANKFURT LIEST EIN BUCH und geben Überlegungen von Lesern wieder, die als Erstes anfragten, warum denn nicht das Lesefest verschoben sei auf die Zeit, wenn die Pandemie vorbei und die Verbote von Versammlungen aufgehoben sind? Also noch in diesem Jahr. Aber entschlossen hat ja der Verein, das ganze Vorhaben aufs nächste Jahr verschoben.

Das haben wir hin und herdiskutiert. Sicher, erst mal denkt man an Verschieben und hofft, daß dann alle vorgesehenen Veranstaltungen auch erneut einen Termin und die Teilnehmer finden. Aber das ist illusorisch. Denn diejenigen, die als Schriftsteller, Vorleser, Schauspieler, Künstler, Buchhändler etc. für die alten Termine standen, können nicht mir nicht Dir nichts, das Wochen später wiederholen weil sie längst andere Verpflichtungen eingegangen sind - ganz abgesehen davon, daß heute niemand weiß, wie lange die Lähmung der Öffentlichung anhält und eine Verschiebung ohne Termin ist genauso unrealistisch wie eine mit Termin. Warten wir also auf das nächste coronafreie (?) Jahr!! 

Aber natürlich bleiben auch dann Fragen, die wir sicher an die Verantwortlichen, in erster Linie an den Verein FRANKFURT LIEST EIN BUCH, weitergeben. Die Frage ist nun nämlich, was geschieht mit dem neuaufgelegten Buch ROSEMARIE von Erich Kuby aus dem Frankfurter Verlag Schöffling & Co, dessen Inhaber übrigens das Frankfurter Lesefest so nicht erfunden, so zumindest angestoßen und lange mit persönlichem Einsatz durchgeführt hatte. Das Buch von Erich Kuby, der im Vorwort extra betont: "Das Buch einen Roman zu nennen, nur deshalb, weil es im Einzelnen durchaus erfunden ist, wäre wohl verfehlt; nicht nur, weil es den Begriff, literarisch genommen, nicht zu füllen vermag, sondern auch, weil damit es sich niemand zu leicht mache und sage: das ist ja nur ein Roman. Es gibt eine höhre Art von Wirklichkeit über dem Individuellen udn Zufälligen; um Übereinstimmung mit ihr ist dieses Buch bemüht." (S.8)

Das ist ein hehrer Anspruch, aber hier muß man hinzufügen, daß der Mord am Mädchen ROSEMARIE noch kein Jahr zurücklag, es keinen Schuldigen gab, auf jeden Fall die Kriminalpolizei keinen dingfest machen konnte und Kuby selbst gleichzeitig das Filmskript schrieb, eben DAS MÄDCHEN ROSEMARIE, mit dem die erblondete Nadja Tiller reüssierte. Davon noch mehr und auch, was das Programm zu den zahlreichen Filmen vorhatte. 

Wir wollten wissen, wie wir mit der längst erschienenen WIEDERAUFLAGE des Buches umgehen sollen. Natürlich besprechen und darum auch Fragen an das Programm stellen. Nimmt man damit dem nächsten Jahr etwas weg? Da kommt die nächste Frage einer Leserin. Ob das Ausfallen und der Verweis aufs nächste Jahr denn bedeutete, daß auch nächstes Jahr ROSEMARIE das Buch sei, das  FRANKFURT LIEST EIN BUCH ausmache? Die Frage hat uns überrascht, aber richtig, die Überlegungen der Leserin haben einen richtigen Kern. Sie meinte nämlich, wenn jetzt viele Leute das vorgesehehe Buch läsen, einfach, weil die Veranstaltungen ausfielen und ROSEMARIE auf viel freie Lesezeit stoße, dann seien die Leser von heute an den Veranstaltungen im nächsten Jahr nicht mehr so interessiert. Ein Argument, das uns nicht eingefallen wäre, das man aber nachvollziehen kann. Zumal das Wiederaufleben der Zeit nicht durch das Lesen erledigt ist, sondern einen richtigen historischen Rückblick braucht, mit Texten, Autobiografien, Filmaufnahmen der Zeit in Frankfurt, Fotos, Zeitungsmeldungen, vom Mord und seiner öffentlichen Aufarbeitung - oder auch nicht - abgesehen. Wir werden das vorgesehene Programm daraufhin untersuchen, denn das  ist für uns der wichtigste Aspekt, mehr über das Nachkriegsfrankfurt und damit auch über das Nachkriegsdeutschland zu erfahren. 

Und dann gab es einen Leser, der von vorneherein davon ausging, daß es im nächsten Jahr einen neuen Roman gäbe. Da waren wir baff, denn es bleibt ja einfach zu viel an ROSEMARIE offen, als daß man dieses Buch, das Roman zu nennen, wir uns verkneifen, ad acta legen könnte. Und dann dachten wir, nun gut, warum nicht doppelt fahren und für die, die sich schon dieses Jahr individuell mit ROSEMARIE so ausgiebig beschäftigt haben, einschließlich der verschiedenen Filme, gibt es einfach einen weiteren, einen neuen Roman, so daß es heißen könnte: FRANKFURT LIEST ZWEI BÜCHER!

Demnächst mehr.

Foto:
Titel des vorgesehenen diesjährigen Programms
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