Hanswerner Kruse
Fragolin/Provence (Weltexpresso) - Als „Madame le Commissaire“ lebt und arbeitet Isabelle Bonnet immer noch in der französischen Provence und will keinesfalls nach Paris zurück. Nachdem sie in Südfrankreich bereits einige gefährliche, spektakuläre Fälle löste, hat sie im 7. Band der Krimireihe nichts mehr zu tun.
Deshalb geht Isabelle viel Baden, genießt den fruchtigen Roséwein und beginnt eine neue Liebesaffäre, bis plötzlich eine verletzte Frau ohne Gedächtnis in Fragolin auftaucht. Als sie versucht der Fremden zu helfen, stößt sie auf immer neue Merkwürdigkeiten, die sich zu einem Fall verdichten: Die Kommissarin fühlt sich wie ein „Suchhund, der mit schnüffelnder Nase die Spur einer Person zurückverfolgt.“ Aber bis Isabelles „Schnitzeljagd“ dramatisch wird und sie die Abgründe hinter einer Lösegeldforderung ahnt, muss man mehr als 150 Seiten über ihre bisherigen Erlebnisse in der Provence lesen. Neuen Lesern wird deshalb empfohlen, lieber die ersten zwei, drei Bände dieser einst so aufregenden Serie zu kaufen:
Als hochrangige Leiterin einer Anti-Terroreinheit wurde die Kommissarin bei einem vereitelten Attentat auf den französischen Präsidenten schwer verletzt. In ihrer Geburtsstadt soll sie sich erholen und dann nach Paris zurückkehren. Isabelle genießt das ruhige Leben im Süden, wird jedoch in einige spannende Fälle verwickelt. Ein Polizeichef hat angeblich Selbstmord begangen, unter einem gefälschten Gemälde ist ein Hilferuf verborgen oder ihr ehemaliger Liebhaber wird ermordet. Alle Fälle löst sie brillant, weil sie - anders als ihre Kollegen - unglaublich kühne Zusammenhänge herstellt. Gleichzeitig muss sie sich gegen diese extremen Machos durchsetzen, was ihr aber großen Spaß macht!
Autor Pierre Martin hat das Problem vieler Schreiber erfolgreicher Serien: Die Leser müssen (anscheinend) meist aufwendig zu bisherigen Ereignissen gebrieft werden. Oft erschöpfen sich auch die Besonderheiten ihrer Protagonisten nach einigen Bänden. Dann lebt das Buch nur noch von der Kriminalgeschichte, die in „Frau ohne Gedächtnis“ lange Zeit banal ist: Da fehlt der Thrill! Offensichtlich trauen sich Lektoren erfolgreicher Autoren häufig nicht kritisch an deren neue Bücher heran, die schnell vermarktet werden müssen.
In Martins Romane sind viele französische Redewendungen eingeflochten, diesem Brauch entsprechend kann man zum neuen nur sagen: „C'est assez“ (Es reicht).
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Buchumschlag
Info:
Pierre Martin: „Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis“, 362 Seiten, Knaur-Verlag, Taschenbuch, 10,99 Euro
Pierre Martin: „Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis“, 362 Seiten, Knaur-Verlag, Taschenbuch, 10,99 Euro