hr ändert Programm heute und in den nächsten Tagen in Hörfunk und Fernsehen
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Für die deutsche Literatur, aber auch die Stadt Frankfurt und damit ganz Hessen, hat der Tod von Marcel Reich-Ranicki am heutigen Mittwoch eine herausgehobene Bedeutung. Der Hessische Rundfunk (hr) ändert aus diesem Grund sein Programm in Hörfunk und Fernsehen und gedenkt so des großen Literaturkritikers.
Das hr-fernsehen zeigt heute Abend um 22.45 Uhr den Film „Marcel Reich-Ranicki – Ein Porträt“ von hr-Autorin Elisabeth Weyer: Er war der berühmteste, aber auch umstrittenste Literaturkritiker Deutschlands und ein Medienstar. Legendär waren seine Macht und sein Einfluß auf Autoren, seine gefürchteten wie virtuosen rhetorischen Künste machten ihn zum Star des Literaturbetriebs. Sein Lebensweg war ungewöhnlich: Reich-Ranicki durchlitt die Qualen des Warschauer Ghettos, im Deutschland der Nachkriegszeit avancierte er zum renommiertesten Literaturkritiker. Er provozierte mit seiner Kritik viele Autoren und entfachte nicht wenige Literaturskandale. Einem Millionenpublikum wurde er durch das „Literarische Quartett“ im ZDF bekannt: Hart, pointiert, einseitig, vernichtend aber auch maßlos begeistert war er. Und er hat es immer geschafft, zwischen der Literatur und ihren Lesern zu vermitteln, und die Bücher, die er liebte, ans Licht der Öffentlichkeit zu heben. Um 24 Uhr zeigt der hr im Ersten außerdem den Nachruf „Marcel Reich-Ranicki – Ein Leben für die Literatur“, ebenfalls von hr-Autorin Elisabeth Weyer.
Auch hr2-kultur ändert sein Programm und wiederholt am Donnerstag, 19. September, um 12.05 Uhr (Wdh. 23.05 Uhr) eine „Doppel-Kopf“-Sendung mit Marcel Reich-Ranicki aus dem Jahr 2005. In dem einstündigen Gespräch mit Ruthard Stäblein als Gastgeber berichtet der Literaturkritiker unter anderem, wie er im Warschauer Ghetto Konzerte hungernder jüdischer Künstler hörte und wie er seine ersten Artikel nicht als Literatur-, sondern als Musikkritiker verfasste. Der Musikliebhaber Reich-Ranicki spricht auch über seine Lieblingskomponisten und verteidigt den Dirigenten und „Mitläufer“ Wilhelm Furtwängler sowie seine Lieblingsoper, Wagners „Meistersinger“, gegen Vorwürfe des Antisemitismus.
Im Internetportal des Hessischen Rundfunk sind unter hr-online.de zudem ein Nachruf sowie eine Fotogalerie zu finden.
www.hr-online.de