Bildschirmfoto 2020 12 17 um 00.22.48Serie: Auf die Schnelle: Gute Unterhaltungsliteratur, gebraucht, Teil 11

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese drei Autoren aus den USA, Frankreich und Japan sind unterschiedlich bekannt. Am bekanntesten sicher der am 3. Februar 1947 in New Jersey geborene Paul Auster, den wir schon wegen seiner Ehefrau Siri Hustvedt interessant finden, daß auch Jean-Philippe Toussaint, am 29. November 1957 in Brüssel zur Welt gekommen, in Deutschland bekannt wurde, verdankt sich der Frankfurter Verlagsanstalt (FVA), die im Januar 1973 in Japan geborene Kanae Minato ist Krimilesern längst ein Begriff, zumal ihre Romane auch verfilmt wurden.

DAS ROTE NOTIZBUCH von Paul Auster

Da sieht man es mal wieder, auf die Internetangaben ist kein Verlaß. Welche Bücher von ihm, Auster, sind denn nach dem kleinen feinen Roten Notizbuch noch erschienen, habe ich davon einen besprochen?, habe ich mich gefragt. Denn erinnern kann ich mich nur, wenn ich den Titel sehe. Das war mir Anlaß, eine Webseite aufzusuchen, die mir verspricht alle Bücher von Paul Auster in der richtigen Reihenfolge zu bringen. Ärgerlich, schon wieder muß ich beim Aufrufen dieser Zeitung irgendwas AKZEPTIEREN, ehe ich an die Information herankomme, die dann keine ist. Das ist wirklich eine Frechheit und schlampig dazu. Ach so, beruhigte ich mich dann, es ist kein Roman, dieses kleine Bändchen. Aber was soll das? Man will doch die gesamten Werke eines Autors in der Erscheinungsfolge oder hat Auster so viele Theaterstücke, Novellen, Gedichte; Kurzgeschichten und Aphorismen und Briefe verfaßt, daß die alle separat aufgezählt sind?? Natürlich nicht. Und natürlich doch. Letzteres, wenn Sie die zwar vorbildliche, aber dann doch nicht stimmige wikipedia Seite aufrufen.

Dann weiß man, daß Auster sein Rotes Notizbuch 1995 auf Englisch bei Faber & Faber, London, seit 1996 auf Deutsch bei Rowohlt unter demselben Titel auf Deutsch veröffentlicht hat. ABER, dazu hätte ich nur auf der Seite mit den bibliographischen Angaben im Buch selbst nach schauen müssen. Denn dort steht nun, daß die Originalausgabe dieser Geschichten auf Englisch erstmals 2012 bei New Directions, N.Y.erschienen sind und daß Austers einzelne Geschichten aus dem Notizbucht bei Rowohlt schon öfter erschienen sind, hier aber erstmals alle ein einem Band versammelt sind! Da staune ich, denn es sind doch nur vier? Kam mir das deshalb damals beim ersten Lesen bekannt vor? Denn alle drei Bücher, um die es im Folgenden geht, wurden von mir damals gelesen, aber unterschiedlich 'verarbeitet', kamen also auf den Stapel, den ich noch mal rezensieren wollte, was jetzt endlich geschieht“

Der kleine feine graue Band ist seinem Inhalt entsprechend. Hier wird nicht aufgebauscht, sondern konzentriert erzählt aus einer Grauzone, die Leben heißt, und wo die Autorenangabe in roter Schrift auf dem grauen Titel aussagt, daß Feuer gelegt wird, weil hier in allen Geschichten etwas passiert, was Zunder gibt, Ereignisse, die wahr sind, aber von Zufällen geprägt sind, die schon auf keine Kuhhaut mehr gehen und die, würde man daraus einen Roman schreiben oder einen Film drehen einem wegen Unwahrscheinlichkeit um die Ohren gehauen würde. Es geht um das, was mein Lieblingswort ist, seit es im Titel eine Oper vorkam, die KOINZIDENZEN. Allerdings fand ich diesen Begriff nicht mehr bei den aufgeführten Opern in Frankfurt, weiß aber genau, daß ich mit dieser Überschrift meine Kritik versah, weil es immer etwas Schicksalhaftes hat, wenn etwas gleichzeitig passiert, was keinen logischen, psychologischen, mentalen, zeitlichen oder räumlichen Zusammenhang hat nur eines: daß zwei Dinge gleichzeitig passieren.

Um das, was dann weithin Zufall genannt wird, aber eben doch nicht immer nur Zufall ist, - was ja heißt, was einem zufällt, während die Koinzidenz meint, daß gemeinsam etwas vorfällt, - geht es auf den 94 Seiten, die so gut geschrieben und so wenig redundant sind, daß Sie sie jedem zu Weihnachten schenken können. Die anderen Bücher des amerikaverstehenden und trumpverachtenden Schriftstellers natürlich auch. Nur sind die naturgemäß als Romane viel länger.

Also auf die Schnelle:

Beim Lesen der amüsanten, der tragischen Geschichten, die Paul Auster alle selbst erlebte oder aus seinem Umkreis erfuhr, erkennt man, warum seine Roman ein zentrales Thema im Zufall, eben auch im Alltagszufall haben. Was für die Geschichten so einnimmt, warum man sie jedem weiterempfehlen will, das ist schlicht die Art und Weise des Erzählens, die im Gegensatz zu dieser wortreichen Rezension nur auf den Inhalt des Geschehens eingeht, schmucklos das zum Verständnis Wesentliche wiedergibt.

Das ist in Zeiten, wo sogenannte Querdenker das Denken leider ablegen, eine richtige Wohltat.

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Info:
Paul Auster, Das rote Notizbuch, Rowohlt 2018
ISBN 978 3 498 07402 9

Jean-Philippe Toussaint,Der USB-Stick,, Frankfurter Verlagsanstalt 2019
ISBN 978 3 627 00273 2

Kanae Minato, Schuldig, Bertelsmann 2017
ISBN 978 3 570 10367 8