Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Während hier in der Redaktion noch Rezensionen liegen, die den laufenden Monat Dezember angehen und auf ihre Veröffentlichung warten und schon bald die Krimibestenliste Januar 2021 erscheint, wo gute Krimis durch hoffentlich noch bessere Kriminalromane ersetzt werden, erscheint zum Jahresende die Krimibestenliste des ganzes Jahres. Anders als beim Deutschen Krimipreis werden nicht nur die drei Auserwählten genannt, sondern wie auch auf der monatlichen Liste zehn Autoren und Autorinnen und zehn Krimis, völlig unabängig von Sprache und Nationalität.
Einspruch Euer Ehren! Das wollten wir schon bei den internationalen Krimipreisen vorbringen. Wir vermissen, wir vermissen schmerzlich einen Kriminalroman, den wir ganz vorne plazieren möchten: MARSEILLES 73 von Dominique Manotti bei Ariadne im Argument Verlag. Wir vermuten, daß dieser hochkarätige Roman deshalb nicht berücksichtigt wurde, weil er erst im Dezember herauskam, bzw. auf die Krimibestenliste kam. Aus dem Stand auf Platz 2, hinter dem Krimi, der nun den internationalen Krimipreis erhalten hat: Denise Mina, Götter und Tiere, der wiederum auf dieser Liste auf Platz 2 steht.
1. Hope Hill Drive von Garry Disher (original 2019: Peace)
2. Aufzeichnungen eines Serienmörders von Young-Ha Kim (original 2013: Salinja-ui gieok-beob)
3. Götter und Tiere von Denise Mina (original 2012: Gods and Beasts)
4. Alles, was zu ihr gehört von Sara Sligar (original 2020: Take Me Apart)
5. Heaven, My Home von Attica Locke (original 2019: Heaven, My Home)
6. Family Business von Lisa Sandlin (original 2019: Bird Boys)
7. Sommer bei Nacht von Jan Costin Wagner
8. Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit von Max Annas
9. Der Fall Alice im Wunderland von Guillermo Martínez (original 2019: Los Crímenes de Alicia)
10. Altlasten von Sara Paretsky (original 2017: Fallout)
Kommentar
Wir haben ja schon oben mit Bezug auf die internationalen Krimipreise angemahnt, daß uns Dominique Manotti mit MARSEILLE 73 entschieden fehlt. Überblickt man die Liste mit dem Wissen um die monatlichen Listen, dann denkt man erst einmal, ach ja, da hat die Jury sich den Fall einfach gemacht und kurzerhand die ersten Plätze der ganzen Monate untereinandergeschrieben und da manche zwei Monate hintereinander den ersten Platz besetzen, werden so aus 12 Anwärtern noch die zehn oben Verzeichneten. HALT. Das klingt zwar einsichtig, stimmt aber nicht. Denn sofort fällt auf, daß einerseits erste Monatsplätze oben fehlen:
Zoë Beck, Paradise City im August
Sarah Schulman, Trüb im Januar
Hannelore Cayre, Die Alte im Februar
und daß andererseits einige der Auswahl als beste Krimis nie auf Platz 1 der Liste standen, wie
Family Business von Lisa Sandlin
Der Fall Alice im Wunderland von Guillermo Martínez
Heaven, My Home von Attica Locke
Alles, was zu ihr gehört von Sara Sligar
die nun bei den besten dabei sind. Von vorne. Die Jury der Krimibestenliste kann auswählen, wen sie will. Aber sie müßte doch inhaltliche Kritierien angeben, aus welchen Grünen diese zehn nun die besten des Jahres sein sollen. Das wird besonders absurd im Fall von Zoë Beck, die mit ihrem Roman doch immerhin den nationalen Krimipreis gewonnen hat, aber in der Liste der besten Zehn nicht vorkommt!
Bleibt noch nachzutragen, daß gerade mal zwei deutsche Krimis unter den zehn dabei sind. Sieben Romane aus dem Englisch/Amerikanischen übersetzt sind. Einer aus dem Französischen. Das bedeutet erneut eine derartige Übermacht des englischsprachigen Krimis, die reflektiert werden müßte. Keiner aus Italien, keiner aus Rußland, keiner aus dem östlichen Europa, keiner aus dem Norden, deren Kriminalromane die Tische der Buchhandlungen belegen und in der Käufergunst hoch stehen. Da hat sich etwas gewaltig auseinander entwickelt, was man nicht mit Qualität begründen kann. Wirklich nicht. Es ist wirklich vordringlich, daß diese Situation auch in der Jury der Krimibestenliste diskutiert wird, denn diese Situation korrespondiert doch mit den Verlagsveröffentlichungen. Zwar richten sich diese auch nach den Verkäufen, was also Leser und Leserinnen kaufen, ist ausschlaggebend für die Annahme von Manuskripten. Die Fehlstelle sind jedoch die Kriminalromane aus anderen Kulturen, wobei wir wissen, daß auch in der Türkei und vor allem in Israel tolle Krimis geschrieben und veröffentlicht werden. Das nur als Beispiel.
Foto:
© Cover
Info:
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“
Hanspeter Eggenberger, „Tages-Anzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Peter Körte, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
Hannelore Cayre, Die Alte im Februar
und daß andererseits einige der Auswahl als beste Krimis nie auf Platz 1 der Liste standen, wie
Family Business von Lisa Sandlin
Der Fall Alice im Wunderland von Guillermo Martínez
Heaven, My Home von Attica Locke
Alles, was zu ihr gehört von Sara Sligar
die nun bei den besten dabei sind. Von vorne. Die Jury der Krimibestenliste kann auswählen, wen sie will. Aber sie müßte doch inhaltliche Kritierien angeben, aus welchen Grünen diese zehn nun die besten des Jahres sein sollen. Das wird besonders absurd im Fall von Zoë Beck, die mit ihrem Roman doch immerhin den nationalen Krimipreis gewonnen hat, aber in der Liste der besten Zehn nicht vorkommt!
Bleibt noch nachzutragen, daß gerade mal zwei deutsche Krimis unter den zehn dabei sind. Sieben Romane aus dem Englisch/Amerikanischen übersetzt sind. Einer aus dem Französischen. Das bedeutet erneut eine derartige Übermacht des englischsprachigen Krimis, die reflektiert werden müßte. Keiner aus Italien, keiner aus Rußland, keiner aus dem östlichen Europa, keiner aus dem Norden, deren Kriminalromane die Tische der Buchhandlungen belegen und in der Käufergunst hoch stehen. Da hat sich etwas gewaltig auseinander entwickelt, was man nicht mit Qualität begründen kann. Wirklich nicht. Es ist wirklich vordringlich, daß diese Situation auch in der Jury der Krimibestenliste diskutiert wird, denn diese Situation korrespondiert doch mit den Verlagsveröffentlichungen. Zwar richten sich diese auch nach den Verkäufen, was also Leser und Leserinnen kaufen, ist ausschlaggebend für die Annahme von Manuskripten. Die Fehlstelle sind jedoch die Kriminalromane aus anderen Kulturen, wobei wir wissen, daß auch in der Türkei und vor allem in Israel tolle Krimis geschrieben und veröffentlicht werden. Das nur als Beispiel.
Foto:
© Cover
Info:
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“
Hanspeter Eggenberger, „Tages-Anzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Peter Körte, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“