bartelt fettversteherAuf die Schnelle: Gute Informationsliteratur, gebraucht, Teil 63

Lona Berlin

Berlin (Weltexpresso) – Warum dann immer doch noch die Keule mit dem ABNEHMEN kommt, ist nicht zu verstehen. Verkaufen sich Bücher besser, auf denen ein eingedruckter Aufkleber verkündet: „Gesund und nachhaltig Abnehmen“? Warum uns dies Buch interessierte, ist das Thema Fett, von dem wir aus eigener Anschauung wissen, wie falsch die Leute liegen, wenn sie ‚iiihh‘ stöhnen, wenn sie einen Fettabdruck auf ihrem Teller finden. Das ist nicht übertrieben!

Der FETTversteher. Wie wir unser gutes Fett aktivieren, um unser schlechtes zu verlieren von Alexander Bartelt

Erst einmal ein Blick auf die hintere Umschlagseite. Im Gegensatz zur vifen Hautärztin im ersten Teil, ist uns der Biochemiker und Molekularbiologe nicht bekannt. In München ist er Professor für kardiovaskulären Stoffwechsel. ? Etwas mit Herz, das wohl den Stoffwechsel beeinflußt. Das ist überhaupt eins der Rätsel des menschlichen Befindens: der Stoffwechsel. Wir kümmern uns nämlich in der Regel nicht darum, wenn er läuft. Der Stoffwechsel.

Alexander Bartelt ist in erster Linie Forscher, der in seinem Metier der Fettleibigkeit, Diabetes und Atherosklerose auf die Spur kommen will. Aber, so verstehen wir den Titel, dieses Buch richtet sich nicht an Kranke, sondern will den Begriff FETT auf seine unterschiedlichen Folgen zurückführen, die eben nicht nur schlecht sind. Und eine Aussage wie, wie wir unser gutes Fett aktivieren, um unser schlechtes zu verlieren, ist ein Motto, dem sicher jeder Mensch gerne folgt. Fangen wir an. Da ist es immer sinnvoll, das Inhaltsverzeichnis zu sichten. Aha, fünf Kapitel, deren Abfolge man auf Anhieb versteht. Denn erst einmal werden Fette vorgestellt, also, was man darunter versteht.

Das 2. Kapitel klärt, was sich hinter unseren Fettpolstern verbirgt. Aha, in Kapitel 3 soll das Titelversprechen braunes Fett weißes zum Schmelzen bringen. Hübsch formuliert das 4. Kapitel: so kriegt jeder sein Fett weg. Aber was bedeutet das? In den Unterpunkten geht es ums Abnehmen, wir kommen nonch drauf. Und das ganze Kapitel 5 besteht dann aus einem Diät-Ratgeber. Also ist das eingedruckte Motto ABNEHMEN wirklich im Buch vorhanden. Aber das ist nicht das, warum wir es lesen wollen. Wir wollen Fettversteher werden, bzw. bilden uns ein, es schon zu sein. Kann aber sein, das wir da was verwechseln, daß wir nämlich einfach gerne Fett essen und nun nach einer Rechtfertigung suchen.

Also, was wir behalten werden, ist die Differenzierung in zwei Fettzellen, in weiße und braune. Die weißen kommen im Körper sehr viel häufiger vor, sie sind die herkömmlichen, sind aber nicht weiß, sondern eher gelb und wenn man viele Apfelsinen ist, werden sie sogar orange! Warum die Tatsache der braunen Fettzellen kaum zum Allgemeinwissen gehört, ist nicht zu verstehen, denn entdeckt sind sie seit 400 Jahren und das Entscheidende ist für die Erscheinungsform, ob jemand als dick wahrgenommen wird oder als dünn, ob und wieviel braune Fettzellen vorhanden sind.

Bis heute allerdings ist nicht erkannt, wie das genetisch läuft, ob also eine Einflußnahme auf Gene die braunen Fettzellen vermehren kann. Aber kommen wir doch gleich zur praktischen Seite, der Frage nämlich, wie man die braunen Fettzellen in Gang bekommt, damit sie die weißen, die durch viel Essen, viel Zucker etc. auf unserem Körper sehr sichtbar sind, aufessen?

Es gäbe kaum richtigere Tage als diese von Eis und Schnee und Minustemperaturen, um das Geheimnis des braunen Fetts gleich in Taten umzusetzen. Wenn man nämlich in die Kälte geht – oder auch die Heizung zu Hause runterdreht – werden die braunen Fettzellen aktiviert, sie arbeiten, in dem sie überschüssige Kalorien, die die sonst als weißes Fett ansetzen, in Wärme umwandeln. Uns wird also warm durch Verbrennung von braunem Fett, was gleichzeitig Gewicht reduziert.

Das waren jetzt meine eigenen Worte, der Autor formuliert das auf vielen vielen Seiten, aber auch in schöneren Worten, wenn er sagt: „Braunes Fett als körpereigener Heizofen“. Und schon geht es weiter, daß das Problem dabei ist, daß jeder Mensch andere Kälteempfindungen hat, die von seinem Gehirn gesteuert werden. Es geht also nun auch psychologisch darum, ob und wie wir unserem Gehirn ‚kalt, kalt‘ signalisieren können, damit die braunen Zellen loslegen. Und werden sie in Gang gehalten, steigt der Grundumsatz an, das also, was uns lebendig macht, nicht dick macht, ja dünner machen kann. Um 200 Kalorien kann der Grundumsatz gesteigert werden.

Aber wie das genau geht, erklärt der Biomediziner auch. Die Haut, die den Kältereiz spürt, gibt dies dem Gehirn weiter, das hatten wir schon: „braunes Fett ist sehr durchblutet und besitzt eine direkte Schaltung zum Gehirn. Signalisieren die Rezeptoren der Haut einen Kältereiz, sagt der Hypothalamus den Nervenenden, daß sie den Neurotransmitter Noradrenalin in braunes Fett ausschütten sollen...Noradrenalin ist der wichtigste und stärkste hormonelle Regulator der Aktivität des braunen Fettgewebes.“126 f

Natürlich finden Sie im Buch alle möglichen Details, dann auch Abnehmvorschläge. Aber das können Sie all eine herausfinden. Uns ging es darum, Sie für dieses wirklich interessante Buch zu interessieren.

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Cover

Info:
Alexander Bartelt, Der FETTversteher. Wie wir unser gutes Fett aktivieren, um unser schlechtes zu verlieren, Ullstein Verlag, Januar 2021
ISBN 978 3 86493 113 0