RÖMISCHES FINALE und LIED DES ZORN

Auf die Schnelle: Gute Informationsliteratur, gebraucht, Teil 64

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Es gibt ja wirklich nicht nur die Krimibestenliste. Wenn man in Buchhandlungen geht, denkt man ja manchmal, es gäbe nur doch Kriminalromane. Und wenn die Krimis mit dabei wären, bei den belletristischen Bestenliste Radio und Spiegel, dann stünden sie dort auch auf vorderen Plätzen. Die beiden heutigen Krimis sind sehr gut verkauft worden!

RÖMISCHES FINALE. Ein neuer Fall für Commissario Di Bernardo von Natascha Korsakova

Der neue Fall ist der zweite Fall, für dessen Verständnis der erste nicht nötig ist. Ermittler ist Commissario Di Bernado, der zusammen mit dem jungen Kollegen Ispettore Del Pin den Leser und die Leserin quer durch Rom,nein, nicht hetzt, aber doch führt, so daß man ruhig einen Stadtplan daneben legen kann. Außerdem wäre eine CD auch angebracht, eine gewisse von Rachmaninoff. Die Spezialität der Autorin ist die Musik, die Klassische Musik, in der sich die Violinistin Natasha Korsakova einfach auskennt, zu Hause ist.

Da paßt es gut, daß nach einem Konzert in Rom der berühmte Pianist tot aufgefunden wird, er ist erschossen worden. Das Ermittlerduo soll die Tat nun aufklären, muß sich aber erst einmal in der Welt der Musiker zurechtfinden. Er war nicht beliebt, der tote, ja schlimmer noch, es herrscht Sodom und Gomorrha, jeder mit, nein, mit diesem eben nicht. Und er war kein Kind von Traurigkeit. Er hatte nicht nur die Ehefrau, sondern auch die Zweitfrau. Was ist da bloß los?

Wir sind immer dicht bei den Gefühlen der beiden Ermittler, die sich gut leiden können und ohne Druck zusammenarbeiten. Jeder ist zudem wiederum anders. Del Pino ist auf jeden Fall derjenige, der von Essen sogar phantasieren kann. Doch deren Privatheit wird nicht zur Hauptsache, sie sind nah dran und vermuten bald, wer es war. Doch zack! Der ist nun auch tot. Auch ermordet. Von jetzt an legen die Zwei noch zu und ziemlich raffiniert führt uns die Autorin in die Irre, läßt kleine Zweifel fallen, nein, der kann es doch nicht sein ...

Höchste Zeit, uns mit der Vergangenheit des Maestro zu beschäftigen. Wie so oft, sind die Spuren von damals heute noch virulent. Aber, die Lösung ist, nachdem man schon mal falsch gelegen hatte, doch überraschend.

Ein solider, für Musik- und Krimiliebhaber obligatorisch!



LIED DES ZORNS von Mark Fahnert

Dieser Krimi ist ein Debüt, aber gleichzeitig von einem Insider geschrieben worden. Der Autor ist nämlich seit 1990 bei der Polizei und kennt auch die Sicherheitsbehörden allzu gut. Das Besondere sind erst einmal Wiebke und Saskia Meinert, zwei Frauen , die erste eine Elitesoldatin, die andere Geheimagentin, die einer Verschwörung auf der Spur war, als sie bei einer Autoexplosion starb. Erschwerend kommt hinzu, daß Wiebke jahrelang nichts von ihrer Schwester wissen wollte, also schuldbewußt ist. Wiebke ist perfekt ausgebildet, um die Schwester zu rächen und sie ist rational genug, um mit der Situation umzugehen. Knallhart. Und deshalb trifft sie eine Entscheidung, in einem Genre den Mord an ihrer Schwester zu rächen, mit dem sie nie wieder was zu tun haben wollte: Geheimdienst!

Jetzt ist aber eine Aufklärung über die dienstrechtliche Situation von Wiebke nötig. Denn sie ist bei einem Geheimdienst besonderer Art. Nicht dem Bundesnachrichtendienst, den wir als deutschen Geheimdienst kennen. Mark Fahnert präsentiert uns einen zweiten fiktiven, der im Entwicklungsministerium seine Heimat hat, also ein Auslandsgeheimdienst ist.

„Schnelle Krisen-Intervention“ ist das Motto dieser Einheit, die nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt 2014 gegründet wurde und die Befugnisse hat, die ansonsten Polizei und Nachrichtendienst getrennt hin unsere Gefilden haben. Durch diese neue Formation, die dem Bundesinnenministerium untersteht, kommen ganz neue Weltplayer in Spiel. Und wir erfahren, wie das so ist mit den Verstrickungen der internationalen Geheimdienste. Das ist wirklich ein deutscher Agententhriller, der es gut mit ausländischen Exemplaren aufnimmt. Denn wir sind in der Welt unterwegs, es gibt eine Action nach der anderen und es bleibt spannend.

Es wird weitergehen mit Wiebke, denn es heißt Wiebke-Meinert-Reihe Band .Dem Folgeband täten ein paar persönlichere Züge nicht schaden.

Fotos:
Cover

Info:
Natascha Korsakova, Römisches Finale. Ein neuer Fall für Commissario Di Bernardo, Heyne Verlag 2019
ISBN 978 3 453 42363 3

Mark Fahnert, Lied des Zorns, Piper Verlag 2019
ISBN 978 3 492 06211 4