lehrergeheimnissseAuf die Schnelle: Gute Sachbuchliteratur, gebraucht, Teil 90

Hede Franzke

Kassel (Weltexpresso) – Vom letzten Buch müssen wir uns erst einmal erholen. Das schaffen die beiden folgenden Bücher mit Links, denn sie sind aus der Praxis formuliert, wobei beim Thema SCHULE immer alle mitreden können, weil jeder von uns sie durchlaufen hat. Die einen gerne, die anderen nicht, ganz unabhängig von den Ergebnissen, deren Zustandekommen dann allerdings doch im Nachhinein verklärt werden...

LEHRERGEHEIMNISSE. Was Schüler, Eltern und Kollegen besser nie erfahren sollten von Heiko Haupt

Naja, man kann mit dem Thema halt auch Seiten füllen, Bücher herausbringen, die mit WAHREN GESCHICHTEN AUS DEM SCHULALLTAG mit Anklang rechnen können. Der Hintergrund, den der Autor schildert, ist allerdings leicht herbeigeholt. Er habe einst wegen eines Streichs zum Schulrektor, mußte dort warten, hörte dann aus dem Lehrerzimmer, was sich die Lehrer zu erzählen hatten. „...und was diesen Raum eigentlich nie verlassen sollte. Jahre lebte er mit diesem Wissen und nahm sich vor, die Wahrheiten ans Licht zu bringen. Heiko Haupt ist Journalist.“ Aha.

Dann kommt es ganz anders. Es sind nämlich Fallbeispiele, die von Lehrern selber stammen. Wenn es heißt ‚„Schlechte Lehrer erschaffen schlechte Schüler.“ Und warum das Lehramtsstudium keine Vorbereitung auf den Alltag ist.‘, ist natürlich dummes Zeug. Denn was wäre denn eine Vorbereitung auf den Alltag? Keine Ausbildung? Eine Ausbildung simuliert immer die Wirklichkeit, den Alltag. Und Schüler, die in Schaustunden vor einer Prüfungskommission oder den Ausbildern noch relativ mitarbeiten, können außer Rand und Band geraten, wenn sie sich unter sich fühlen. Eine Binsenweisheit.

Ein Olaf O., 44 Englischlehrer an einem Gymnasium in Bayern tönt: ‚„Den perfekten Spicker gibt es – er gehört mir. Warum trotzdem 99 Prozent der Spicker einfallslos und oldschool sind.“ Naja, aber unterm Strich sind einige der vielen vielen Geheimnisse, die Lehrer hier ausplaudern, witzig.


LEBENDIGES LERNEN. Anregungen für eine Schule in Bewegung von Marianne Kläy

Von den drei vorgestellten Büchern ist das dasjenige, von dem der Leser am meisten hat, denn das Buch ist nach vorne gerichtet und fragt, was man tun kann, an jeder Stelle, damit Lernen lebendig wird, was mit Recht auch auf den Körper bezogen wird, denn sich beim Lernen zu bewegen, ist hier ein Voraussetzung.

Erst einmal erinnerte mich dies Buch an einen Besuch in einer tschechoslowakischen Schule, wo eine ältere Deutschlehrerin uns ihren Deutschunterricht zeigte. Und mitten im sehr lehrerzentrierten Unterricht in einer Grundschule. Sagte sie „Fenster auf!“, woraufhin die Schüler die Fenster aufrissen, sich an ihren Platz stellten und gemeinsam intonierten: Eins, zwei Polizei...dazu sprangen sie wie ein Hampelmann, abwechselnd die Beine und Arme geschlossen und auseinander, der alte deutsche Spruch geht dann weiter: „drei, vier Offizier....und am Schluß setzten sich die Schüler blitzschnell auf ihren Platz, legten ihre Arme auf den Schultisch und den Kopf hinein. Die Lehrerin begann mit ganz leiser Stimme , es war ja mucksmäuschen still: „Mein Teekesselchen ist klein, es ist silbern, man kann es....“

Das war ein Beispiel für Bewegung beim Lernen, eben auch der Wechsel von Bewegung und Ruhe in Zusammenhang mit Luft und Denken. Im Buch bringt die Autorin zu Beginn erst einmal eine Analyse des heutigen Schülermaterials, wie der Fachausdruck ist. All die Probleme, die es heute in der Schule schwieriger machen, was nicht nur die Disziplin der Schüler betrifft, sondern ihre fehlende Motivation, auch ihr körperlicher Zustand und die abnehmende Aufmerksamkeitsschwelle.

Aus dieser Analyse stellt die Autorin dann Antworten vor, wie Unterricht sein kann: im Dialog, die neue Rolle der Lehrperson, Selbständigkeit, Rhythmisierung des Unterrichts und dann wirklich Bewegung im Unterricht und den Einbezug des Waldes ins Lernen, auch als Lernort. Das ist alles sehr vernünftig. Ein Buch, das auch dem viele sagt, der kein Lehrer ist und keine Kinder in der Schule hat.

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Info:
Heiko Haupt, Lehrergeheimnisse. Was Schüler, Eltern und Kollegen besser nie erfahren sollten, Riva Verlag 2015
ISBN 978 3 866883 708 7

Marianne Kläy, Lebendiges Lernen. Anregungen für eine Schule in Bewegung, Haupt Verlag 2006
ISBN 978 3 258 07064 e