yeti messnerAuf die Schnelle: Gute Sachbuchliteratur, gebraucht, Teil 96

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Heute werden zwei Bücher zusammengespannt, die noch viel unterschiedlicher sind als die letzten. Reinhold Messner ist wohl allen Lesern ein Begriff, den Bergsteigern sowieso, aber er ist auch einer der häufigsten Gäste in TV-Talkshows, wobei er aber im Gespräch eine große Bandbreite aufweist. Die tierischen Trophäen wiederum sind eigentlich ein Witz, aber ein starker, der in Coronazeiten richtig Spaß machen können und das Gemeinsame beider Bücher liegt im tierischen Ursprung!

YETI, Legende und Wirklichkeit von Reinhold Messner

Mir waren die Yetis nur oberflächlich bekannt. Aber sie wurden in dieser schaurigen Kriminalgeschichte DIE TOTEN VOM DJATLOW-Paß in Rußland als potentielle Mörder genannt., die Links dazu unten. Es lohnt. Damals merkte ich, daß ich nichts über sie weiß, weshalb ich mich in Messners Buch schlau machte. Schneemenschen, so nannten sie auch die Russen, die über unglaubliche Fähigkeiten verfügen.

Muß man zum Bergsteiger Messner noch was sagen: die Besteigung aller 14 Achttausender, alle ohne Sauerstoffgeräte, was für den Mount Everest Premiere war. Auf seinen Touren mit den einheimischen Sherpas hatte er vielerlei Legenden gehört, die sich teils widersprachen. Immer geht es im Kern darum, ist ein Yeti ein Mensch oder ein Tier. Aber eine Variante, die gerade für Völker mit Naturreligionen verständlich ist, ist dann die Erklärung als Berg- oder Schneegeist. Und da sind wir schon mitten in den Fabeln der dortigen Bergwelten. Die Bezeichnung Yeti ist für die Sherpas zusammengefaßt aus Ye für Fels und The für Tier. Felstier also.

Dieser Yeti wird unterschiedlich beschrieben, aber in der Grobfassung treffen sich die Beschreibungen. Er soll zwei bis drei Meter groß sein und über 200 Kilo schwer sein. Seine häufig gefundenen Fußabdrücke, die ja Ausgangspunkt für Messners Forschung waren und überall auf den Höhen von 5 000 bis 7 000 Metern zu finden sind, sind mit bis 43 Zentimeter wirklich überdimensional.

Nun kommt Reinhold Messner zum Schluß, daß der Yeti identisch ist mit dem Tibetischen Braunbären oder auch Tibetbär. In einigen Sprachen der Himalajavölker bedeutet Yeti zudem Bär.

Was hier schnöde Sätze zusammenfassen, fußt auf einem absolut interessanten Buch mit eindrucksvollen Fotos der Landschaft und mit Zeichnungen der verschiedenen Bären bestückt. Eine völlig andere Welt. Sinnvoll, sich die geographischen Gegebenheiten auf dem hinteren Umschlagbild anzuschauen. Karten, die im Norden Kasachstan und die Mongolei zeigen, im Westen Kaschmir und Pakistan, im Süden Indien, Myanmar, Thailand, Thailand, Laos und Vietnam und im Osten China, Korea und die Mandschurei und ganz oben, also im Norden in der Mitte: der Baikalsee.


TIERISCHE TROPHÄEN. Origineller Wandschmuck. Einfach selbst gehäkelt von Vanessa Mooncie

Bildschirmfoto 2021 03 25 um 03.51.064 0Wirklich, ein motivierendes Selbstmachbuch! So etwas hatte ich noch nie gesehen und ehrlich gesagt, wirkt es auch nur in der Masse. Einen einzigen Tierkopf an der Wand, fände ich nicht witzig, aber einen ganzen Zoo zu häkeln und sich hinzuhängen, das hat was. Zugegeben, bei der Ausfertigung, wenn die Häkelarbeit vorbei ist, ist noch ein wenig Geschick nötig, bis dieser herrliche Zebrakopf so auffällig an der Wand hängt!

Von vorne: Eigentlich sind mir Jagdtrophäen an der Wand ein Graus. Wenn man in den typisch bayerischen Gaststuben oder den ländlichen Herrenhäusern die Wände voll von abgeschossenen, toten Tieren sind, wo als Trophäe die Jäger hauptsächlich Geweihe hinhängen. Für mich einfach furchtbar. Aber Widerstand ist ja bekanntermaßen eine gute Ausgangslage, sich mit etwas beschäftigen zu müssen. Und sah: Hier geht‘s ja ums Gegenteil. Es geht um Tiere, die unsere Welt bereichern und noch dazu nicht um Hund und Katz oder den Vogel, sondern tatsächlich die ganze Bandbreite der tierischen Natur. Das sehen Sie auf dem Titel des Buches. Nach wie vor finde ich das Zebra einfach hinreißend, aber auch die kleine rote Maus mit den großen Ohren ist doch allerhand. Naja, Bären gibt es oft, aber einer mit einer so aparten Schnauze eben nicht. Das Rotwild in der Mitte, das nach Elch aussieht, paßt vielleicht besser in besagtes Modehaus.

mausAber, wie geht das Ganze? Wie macht man das. Und das ist das Wichtige am Buch, warum es überhaupt wert ist, darüber zu schreiben und zu lesen: es hat perfekte Arbeitsanleitungen. Doch zuvor kommt die Bildergalerie, um die Auswahl groß zu machen. Der Löwe ist allerliebst, aha und hier ist der Hirsch, kein Elch, der Widder ist gewöhnungsbedürftig, aber der Stier eine Augenweide und das Zebra auch von der Seite wunderschön. Der Hase, der Schwan, gleich mehrere Mäuse in verschiedenen Farben.

Am Anfang der Arbeitsanleitung gibt es eine Legende, in der 16 Zeichen die unterschiedlichen Häkelschritte beschreiben. Dann sieht man in einer kreisförmigen Abbildung , die zudem durchgezählte Reihen hat, diese Zeichen wieder, seien es Luft- oder Kettmaschen, und kann das nachhäkeln. Ja, gut, häkeln muß man schon können, aber das war früher eine Kulturtechnik, die sicher auch heute weithin geläufig ist.

Zugegeben, mein Zebra sieht nicht so formvollendet aus wie auf dem Titel, aber dafür ist es von mir! Und die Mäuse sind schon ganz schön gut geworden. Man muß nur loslegen.



Fotos:
Cover

Info:
Reinhold Messner, Yeti, Legende und Wirklichkeit, S. Fischerverlag 1998
ISBN 3 10 049411 3

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Vanessa Mooncie, Tierische Trophäen, Origineller Wandschmuck. Einfach selbst gehäkelt, mgvverlag 2016

ISBN 978 3 86882 684 5